Die Carrozzeria Carlo Castagna, das war vor dem 2. Weltkrieg ein ganz grosser Name unter den italienischen Meisterschneidern. Um genau zu sein: Mit ihren 400 Mitarbeitern waren die Mailänder in den 20er Jahren sogar die beste aller Adressen. Eines der berühmtesten Fahrzeuge war sicher der heute im Museo Storico von Alfa Romeo ausgestellte «Aerodinamica», der mit seiner Tropfenform für Aufsehen sorgte. Auch sonst kam noch so manch ein Alfa-Romeo-Kunde gern zu Castagna, doch wohl noch berühmter waren die Aufbauten für Isotta-Fraschini, damals eine der nobelsten Marken überhaupt. Trotzdem, die Mailänder überstanden den Krieg nicht, auch wenn sie danach noch ein paar Versuche unternahmen; 1954 wurden die Tore geschlossen. 40 Jahre später gründete Uberto Pietra ein neues Unternehmen, Castagna Milano, das aber ausser dem Namen nichts mit dem edlen Betrieb von früher zu tun hatte. Wobei: Designer Gioacchino Acampora orientierte sich bei ersten (und damit auch gleich letzten) Projekt von Castagna Milano schon stark an den früheren Entwürfen.
Als Basis dienten die von Robert Opron entworfenen und bei Zagato eingekleideten Alfa Romeo SZ/RZ (ES30, der ja wiederum auf einer Rennversion des auch nicht erfolgreichen 75er basierte). Von denen ja noch reichlich rumstanden, denn damals wollte diese Dinger, intern als Monster bezeichnet, niemand. Acampora verpasste dem Vittoria, benannt nach einer Tochter von Firmenchef Pietra, ein doch ziemlich eigenartiges Heck – und eine noch schrägere Front. Unter der Haube war einiges los, der 3-Liter-Sechszylinder kam offiziell auf 300 PS (die SZ/RZ hatten nur 180), doch das war wohl etwas optimistisch. Die Vittoria blieb trotzdem ein Einzelstück – und tauchte kürzlich in Italien wieder auf. Und wer glaubt, dass Castagna Milano nach diesem eher unglücklichen Auftritt das Geld und der Mut ausgegangen wäre, der irrt: Die Mailänder bringen in unregelmässigen Abständen weiterhin doch ziemlich eigenartige Entwürfe zur Welt – man betrachte unten das Castagna Imperial Landaulet.
Die anderen Stories von «Schöne Automobile – schöne Geschichten» umfassen: Mercedes-Benz 300 SL «Flügeltürer» / Lancia 037 / AC Ace / Ferrari 250 GTE 2+2 «Polizia» / Jaguar D-Type / Matra MS670/ Citroën SM / Porsche 911 Targa / Bugatti Type 57S / Alfa Giulia 1600 TI / Porsche 935 JLP-Racing / Porsche 935 K3 Kremer/Walter Wolf / Alfa Romeo 179C / Facel II / Porsche 356 / BMW M8 Prototyp / Arnolt-Bristol Bolide / Porsche 718 RSK / Ferrari 500 TR / RGS Atalanta / Corvette Restomod / Fiat-Abarth SP1000 / Lancia Rally 037 Prototyp. Zuletzt vorgestellt: Jerrari. Mit dieser Folge geht diese Serie leider zu Ende.