Ach, der Porsche 718. Eigentlich war er ja nur die Weiterentwicklung aus dem 550, wurde in diversen Versionen (RSK bis RS61) zwischen 1957 und 1962 gebaut – und mehrte den Rum von Porsche in jenen Jahren in gar wunderbarer Weise. Die Stuttgarter gewannen mit diesem Modell die Targa Florio 1959, 1960 und 1963, man war siegreich bei den Berg-Europameisterschaften zwischen 1958 und 1961.
Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, Chassisnummer 718-004, gehört zur zweiten Serie der Werkswagen. Als Evolution des 550A RS entstanden über einen Zeitraum von drei Jahren von dieser Version 34 Exemplare – 24 für Privatteams und zehn Werksautos. Letztere wurden ständig weiterentwickelt, gut zu sehen etwa an der zur Aufnahme des Reserverads verlängerter Bugpartie; gleichzeitig wurde die Oberfläche der Fronthaube für ein komplexes Ölkühlsystem genutzt. Das im Mai 1958 fertiggestellte Modell wurde mit Richard von Frankenberg und der französische Rallyechampion Claude Storez gleich in die 24 Stunden von Le Mans desselben Jahres geschickt. Sie hatten früh mit Motorenprobleme, ehe sie in der neunten Stunde bei strömendem Regen von einem Ferrari in einen Erdwall gedrängt und zur Aufgabe gezwungen wurden. Die Reparatur nahm das Werk zum Anlass, anstelle des komplizierten Haubensystems einen Ölkühler im Burg zu installieren und diese Lösung gleich auch für die Kundenfahrzeuge des Jahres 1959 zu übernehmen.
Danach wurde 718-004 von einem holländischen Grafen und Jean Behra gefahren, kam dann nach Argentinien, gewann 1959 bei den 1000 Kilometern von Daytona – und wurde dann zu einem interessanten «Tauschobjekt». Anstatt ihn nach Stuttgart zurückzuschicken, nutzte der damlige Importeur die Transportkiste, um den berühmten Cisitalia-Typ-360-Rennwagen zu verschiffen, der heute im Porsche-Museum steht. 718-004 kam stattdessen über Umwege nach Portugal, wo er 1978 entdeckt wurde (ohne Motor), über einen weiteren Umweg über Fankreich in die famose Rooso-Bianco-Sammlung kam, nach deren Konkurs 2006 vom niederländischen Louwman-Museum gekauft wurde – und ab 2009 von einem weiteren holländischen Sammler endlich liebevoll restauriert wurde. Jetzt steht der Wagen bei Sport Purpose zum Verkauf – und nein, günstig ist das Vergnügen nicht.
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