Wird in der nationalen Rennsportszene über einen neuen Austragungsort für eine Rallye debattiert, fällt häufig der nicht ganz ernst zu nehmende Rat: «Vermutlich hast du die beste Chance im Wallis, weil dort die Dichte an Subaru Impreza am höchsten ist.» Gelächter. Vanessa Zenklusen untermauert diese These: Die 29-Jährige ist Walliserin, und sie fährt einen Subaru Impreza Type R. Das schnelle Duo fällt auf!
Dieses Jahr liess es allerdings ungewöhnlich lange auf sich warten. Erst Mitte Juli in Anzère VS, beim vierten von acht Läufen zur Schweizer Bergmeisterschaft, stand Zenklusen mit dem Subi am Start. Natürlich war die Verzögerung nicht grundlos. Das Team hatte sich Anfang Jahr dazu entschieden, den Subaru umzubauen, von einer herkömmlichen H-Schaltung mit Kupplung auf ein sequenzielles Sechsganggetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad. Natürlich habe die Zeit gedrängt, erzählt Zenklusen, aber beim tschechischen Getriebespezialisten habe es geheissen, der Umbau sei rechtzeitig zum Saisonstart Mitte Juni in Hemberg SG möglich. «Obwohl das Getriebe nachträglich nochmals auseinandergenommen werden musste, um das Differenzial einzubauen, lagen wir in der Zeit. Aber der Schweizer Zoll liess sich letztlich zehn Tage Zeit für eine Prüfung dieser Sendung – womit wir für Hemberg nicht bereit waren.» Glücklicherweise verlief zumindest das verspätete Roll-out auf dem Kurs von Anneau du Rhin (F) fast problemlos. «Kopfzerbrechen bereitete uns nur, dass das Auto beim Hochschalten in den sechsten Gang auf einmal keinen Gang mehr drin hatte.» Die Umstellung auf Schaltwippen sei derweil reibungslos verlaufen, «weil ich oft Simulatoren gefahren bin und dabei am Lenkrad geschaltet habe».
Schnell auf den Geschmack gekommen
Zudem hat die 29-Jährige schon einige Saisons und Rennkilometer hinter sich. Obwohl ihr Vater Mechaniker ist, ist ihr der Rennsport aber nicht in die Wiege gelegt worden. «Ich gehörte schon als Mädchen zum Team Auto, nicht zum Team Barbie. Als Jugendliche begeisterte ich mich für Tuning, bevorzugt von deutschen Marken wie Audi und Volkswagen.» Während der Ausbildung zur Autolackiererin folgte die heutige Produkt- und Eventmanagerin dem Aufruf, sich zur Streckenkommissarin ausbilden zu lassen. «Das habe ich getan. Aber nach meinem ersten Einsatz war für mich klar, dass ich im folgenden Jahr in einem Auto sitzen wollte! Der Spass bei der Sache ist noch heute meine grösste Ambition.» 2015 löste sie für einzelne Bergrennen und Slaloms Tageslizenzen mit dem Ziel, zum Saisonende die Startberechtigung zur Schweizer Meisterschaft im Sack zu haben. Es klappte. Was ihr aber in die Quere kam, war ein Autofahrer, der im Winter in ihren Subaru Impreza GT knallte. «Den Wagen bin ich bei den Rennen gefahren – und im Strassenverkehr, samt Überrollbügel. Aber das Auto war nach diesem Unfall hinüber.»
An der Fortsetzung ihrer Karriere hinderte sie das nicht. Sie fand ihr Coupé, damals noch rechts gelenkt, baute es neu auf und gab weiter Gas. Mit Erfolg: Nebst Siegen und Podestplätzen in ihrer Klasse stellte Zenklusen vergangene Saison in Les Rangiers JU einen neuen Streckenrekord in der Kategorie Interswiss bis 3500 Kubikzentimeter auf. Dieses Wochenende will sie auf der schnellsten Schweizer Bergstrecke den Rekord behalten oder verbessern. Mit dem neuen Getriebe verliere sie eventuell Zeit im schnellen Teilstück Gripon, im kurvigen Waldstück könne sie aber Zeit gewinnen.
Die Hassliebe zu Oberhallau
Ihr Rennen ist ohnehin jenes vom übernächsten Wochenende in Oberhallau SH. Längst ist die seit vorletztem Jahr mit Sascha Schlatter verlobte Walliserin in der Ostschweiz heimisch geworden. Schlatter ist nicht nur ihr Teammanager, er ist auch Präsident des Vereins Bergrennen Oberhallau. Dieses feiert von 25. bis 27. August das 100-Jahr-Jubiläum. Nicht zuletzt deshalb liebäugelt Zenklusen bei ihrem Heimrennen mit einem guten Resultat. «Aber Oberhallau und mich verbindet eine Hassliebe.» Bei ihrer Premiere 2017 landete sie neben der Strecke, und 2022 war vermeintlich «nach dem bisher bösesten Crash» schon im zweiten Trainingslauf Feierabend. Aber Kollegen, allen voran Manuel Santonastaso sowie Sergio und Marco Kuhn, überredeten sie, nicht aufzugeben. Über Nacht machten Michi Suter und sein Team den Subaru wieder rennbereit. «Das ist es eben auch, was mich am Rennsport begeistert. Fehlt einmal der Spass, höre ich auf.» Wallis und Subaru hin oder her.