Eigentlich hatte Pininfarina ja keine Kapazitäten, das Coupé des Ferrari 250 GT zu bauen. Einige Exemplare gab es dann aber doch.
- Nur vier Exemplare gebaut
- Optisch ähnlich wie der 410 Superamerica
- 3-Liter-V12 von Colombo
Von den Ferrari-Modellen 250 GT Boano sowie den 250 GT Ellena hatten wir hier schon erzählt. Und auch, wie es dazu gekommen sein soll, also: Pininfarina habe schlicht und einfach keine Kapazitäten gehabt haben, das von ihm entworfene Coupé selber zu bauen. Auch deshalb, weil man gerade neue Produktionsanlagen in Grugliasco baute.
Man liest aber auch, in weniger bekannten Quellen, dass Pininfarina von Enzo Ferrari gefordert haben soll, dass er mindestens 500 Exemplare des Coupé bestellen sollte. Doch das war dem «Commendatore» sicher zu viel, ein solches Risiko wollte (konnte?) er nicht eingehen. Und er sei deswegen dann auch ziemlich sauer gewesen auf Pininfarina, die Zusammenarbeit war damals ja noch ganz frisch. Und weil Pininfarina das gemerkt habe, dass der Patron nicht sonderlich angetan war, habe Pininfarina dann doch auch selber 250 GT Coupé gebaut.
Vier Stück, um genau zu sein: #0463GT, #0465GT, #0467GT und #0469GT. Sie sehen gar nicht aus wie der Pininfarina-Entwurf für das 250 GT Coupé, haben auch nichts gemeinsam mit den Boano und Ellena, sondern sind eigentlich verkappte 410 Superamerica. Aber halt mit dem Colombo-3-Liter-V12, wahrscheinlich 240 PS.
Diese Ferrari tragen den Namen 250 GT Coupé Speciale Pininfarina. Und weil es sich um Einzelanfertigungen auf dem als 513 bezeichneten Chassis handelte, sind sie auch mit allem ausgestattet, was man damals noch so extra bestellen konnte, andere Auspuffanlage, zwei Tanks, spezielles Leder von Conolly (genannt: Pelle Naturale), spezieller Lack.
Das oben gezeigte Fahrzeug (#0465GT) wurde am 11. August 1956 bei Pininfarina fertiggestellt und einen Monat später an Emmanuele Nasi ausgeliefert, der irgendwie mit der Agnelli-Familie verbandelt und Direktor bei Fiat war. Das Fahrzeug ging durch viele Hände, zuerst in Deutschland, dann in den USA, in Japan, wieder in den USA. Zuletzt verkauft wurde es 2012 für nur gerade 1,43 Millionen Dollar – heute dürfte dieser Wagen deutlich mehr wert sein.
Unten zeigen wir auch noch #0469GT. Erster Besitzer dieses Wagens war König Mohammed V. von Marokko, der sein Land im Frühling 1956 in die Unabhängigkeit geführt hatte – und sich vielleicht deshalb im Sommer des gleichen Jahres mit diesem aussergewöhnlichen Ferrari belohnte. In den frühen 60er Jahren kam das Fahrzeug in die USA, 1974 kaufte es Walter Medlin – und sperrte es für fast 50 Jahre weg. Das Restaurationsobjekt kommt Mitte August 2023 bei RM Sotheby’s in Monterey unter den Hammer.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.