Wenn früher bei einem Ferrari «America» draufstand, dann war nur das Beste gut genug. Das gilt auch für den 410 Superamerica.
- Drei Serien zwischen 1955 und 1957
- 37 Exemplare gebaut
- Damals wie heute extrem teuer
Die «America»-Linie von Ferrari war der nackte Wahnsinn. Schon das erste Modell mit dieser Bezeichnung, der von 1951 bis 1955 gebaute 375 America (wir zeigen einen: hier), war ein absoluter Supersportwagen, wie ihn die Welt damals noch nie gesehen hatte. Der von Aurelio Lampredi konstruierte V12 stammte direkt aus der Formel 1, hatte 4,5 Liter Hubraum und schaffte etwa 300 PS.
Für den 1955 vorgestellten Ferrari 410 Superamerica wurde der Hubraum auf 4962 ccm (Bohrung x Hub: 88 x 68 mm) vergrössert, mit drei Weber-Doppelvergasern (40DCF) und erhöhter Verdichtung (8,5:1) stieg die Leistung auf 340 PS. Geschaltet wurde über ein manuelles Viergang-Getriebe. Das Fahrwerk entsprach mit dem Kastenrahmen, doppelten Dreieckslenkern vorne, einer Starrachse hinten und den Trommelbremsen dem 250 GT, dem Brot-und-Butter-Auto von Ferrari in jenen Jahren. Der Radstand betrug zuerst 2,8 Meter, bei späteren Modellen (Serie 2 und 3) dann noch 2,6 Meter.
Von der ersten Serie der Ferrari 410 Superamerica wurden 1955/56 17 Stück gebaut, 14 davon mit Pininfarina-Karosserie, ein Coupé sowie ein Cabrio von Boano sowie noch ein weiteres Coupé von Ghia. Unsäglich teuer waren sie, die 410 Superamerica, 16’800 Dollar verlangte der amerikanische Importeur Luigi Chinetti 1956 auf der New York Auto Show, das Doppelte wie für einen Mercedes-Benz 300 SL mit Flügeltüren, der ja auch nicht von schlechten Eltern war.
Von der zweiten Serie (1956/57) wurden sieben Stück bei Pininfarina eingekleidet, eines bei Scaglietti. Von der dritten Serie, die wir hier zeigen, gab es dann noch einmal 12 Pininfarina-Coupé. Auch technisch wurden diese letzten Ferrari 410 Superamerica verbessert, es gab grössere Weber-Vergaser (42DCF), also auch etwas mehr Leistung (360 PS, andere Quellen sprechen von 400 PS) und grössere Trommelbremsen. Das war auch nötig, die 4,7 Meter langen und 1,70 Metern breiten 410 Superamerica waren schwer, 1600, vielleicht auch 1700 Kilo, obwohl Ferrari selber ein Leergewicht von 1200 Kilo angab.
Dieses Exemplar (Chassis-Nummer 1305 SA) verfügt über einen Aufbau von Pininfarina sowie eine lange Schweizer Geschichte. Ausgeliefert wurde Chassisnummer #1305SA in Nero Tropicale 1959 über die Genfer Garage de Montchoisy an einen gewissen Griffin. Auch der nächste Besitzer war ein Schweizer, Hans U. Maag aus Renens, bevor dann Rob de la Rive Box den Ferrari in die USA verkaufte. Zuletzt stand der Ferrari 410 Superamerica in der Cogan Collection in Louisville/USA – das Museum hatte #1305SA auf einer Auktion 2017 für 5’335’000 Dollar ersteigert. 2021 wurde dieser Ferrari 410 Superamerica wieder angeboten, schaffte aber das Mindestgebot von sechs Millionen Dollar nicht.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.