Sie sind ein kurzes Kapitel in der Ferrari-Geschichte, die 250 GT Ellena. Aber die Geschichte ist gut.
- Gebaut 1957/58
- Genau 50 Stück
- Lange unterschätzt, heute begehrt
Ellena ist nicht der Vorname einer besonders hübschen Italienerin, sondern eine ehemalige Möbelfabrik. Eigentlich war es ja so: Antonio Ellena baute Holzaufbauten für Automobile. Zum Beispiel: Leichenwagen. Oder Obst-Transporter. Er bastelte auch noch Möbel, selbstverständlich ebenfalls aus Holz, doch Anfang der 50er Jahre liefen die Geschäfte nicht besonders – und weil er sah, dass in Turin und Mailand Meisterschneider wie Pinin Farina oder Bertone oder Touring gutes Geld verdienten mit schicken Aufbauten für Autos, überzeugte er seinen Sohn Ezio, sich doch darauf zu konzentrieren. Der brave Sohn ging bei der Carrozzeria Viotti in die Lehre. Mitte der 50er Jahre hatte er seiner Meinung nach genug gelernt, kehrte ins Geschäft seines Vaters zurück – und wollte sich vom Holz ab- und dem Stahl zuwenden.
Dann kommt die Familie ins Spiel. Der beste Kunde von Holzbauer Ellena hiess Pollo. Der wiederum hatte einen Sohn, Luciano. Der nun heiratete die Tochter von Mario Felice Boano. Den wiederum kennen wir aus der Geschichte rund um den Ferrari 250 GT Boano. Mario Felice Boano wurde 1957 zum Chef des Centro Stile von Fiat berufen, nahm seinen Sohn Paolo gleich mit, konnte als keine Ferrari mehr bauen – und so übernahm die 1957 neu gegründete Carrozzeria Ellena von Ezio Ellena und Luciano Pollo den Auftrag für die Ferrari 250 GT: Was Enzo Ferrari davon hielt, wissen wir nicht.
Ezio Ellena und Luciano Pollo machten genau dort weiter, wo Boano aufgehört hatte. Die ersten acht Fahrzeuge waren genau gleich wie die 250 GT aus der Boano-Linie. Und werden deshalb als «Ellena Low-Roof» bezeichnet. Ab Chassisnummer 0699GT hatten die Ellena Coupé dann ein um 5 Zentimeter erhöhtes Dach, dies ein vielfach ausgesprochener Kundenwunsch schon zu Boano-Zeiten. Später vereinfachte Ellena das ehemalige Pininfarina-Design weiter, das Heck wurde, die Front wurde angepasst. Insgesamt baute Ellena bis 1958 genau 50 dieser Fahrzeuge.
Und das war es dann eigentlich auch schon von der Carrozzeria Ellena. Also, man erhielt von Pininfarina, weiterhin knapp an Kapazität, noch ein paar Lancia Appia Coupé zum Umbau. Und man versuchte es 1960 mit dem als schwierig bekannten Carlo Abarth, der gerade mit Allemano unzufrieden war; da gab es zwei Prototypen, mehr lag nicht drin. Grösster Erfolg der Nach-Ferrari-Zeit war ein Transporter auf Basis des Fiat 600 Multipla – mit Holzbeplankung. Womit dann auch dieser Kreis wieder geschlossen wäre. Und 1966 war alles wieder fertig.
In späteren Jahren hatten die Ferrari 250 GT Ellena ein Problem: sie waren quasi baugleich wie der weit begehrtere 250er-«Tour de France», Motor, Getriebe, Hinterachse, Aufhängung, Bremsen, Räder, alles gleich. Auch das Innenleben war identisch (übrigens auch mit dem California Spider), und so erlitt manch ein «günstiger» Ellena ein trauriges Schicksal als Ersatzteilspender. Dabei waren diese 250 wahre, feine Gran Turismo, mit der entsprechenden Untersetzung über 250 km/h schnell, schon damals. Technisch bleib alles beim Alten, also wie beim 250 GT Boano.
Weil es nun nicht mehr so viele echte «Ellena» gibt, sind sie ziemlich begehrt, kosten auch entsprechend: Man nähert sich unterdessen siebenstelligen Beträgen. Wir zeigen hier Chassis-Nummer #0861GT, das 40. von 50 gebauten Fahrzeugen, welches das Glück hatte, mehr als 30 Jahre beim gleichen Besitzer verbleiben zu dürfen, also nicht ausgeschlachtet wurde.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.