Nach massiven Fertigungsproblemen und daraus hervorgegangenen Lieferverzögerungen ist bei Tesla Motors der Knoten geplatzt. Die Produktion läuft nun rund, und erstmals seit zwei Jahren werden wieder schwarze Zahlen geschrieben, was primär auf die ersten rund 100 000 an Kunden in den USA und Kanada ausgelieferten Model 3 zurückzuführen ist. Mit diesem Fahrzeug schliesst man in Palo Alto (Kalifornien, USA) nun auch den letzten Schritt des Master Plans 1 erfolgreich ab.
Für den Massenmarkt
An der Auto Zürich Car Show zeigt der amerikanische E-Autobauer sein als massenmarkttauglicher Volks- Stromer positioniertes Model 3 nun erstmals auch in der Schweiz. Anlässlich unserer Testfahrten des neuen Volvo S60 (s. Seite 14) konnten wir zwar bereits rund zwei Dutzend Junior-Teslas live und in Farbe in freier Wildbahn beobachten, aber auf unserer Seite des grossen Teichs herrschte bisher die grosse Flaute.
Der Teurere unter den Günstigen
Tesla vermarktet top-down, indem zuerst nur die teureren, umfangreicher ausgestatteten Model 3 ausgeliefert werden. So ist das in der Halle 1 am Stand B10 ausgestellte Fahrzeug ein 58 000 Dollar teures Long-Range-Battery-Exemplar, allerdings nur mit Heckantrieb. Die den Hunderttausenden von Vorbestellern ursprünglich für einen Basispreis von 35 000 Dollar schmackhaft gemachten Eintrittsmodelle folgen erst später.
Typischer Tesla
Das von Grund auf eigenständig entworfene Model 3 ist dennoch sofort als typischer Tesla erkennbar, trotz seiner vollkommen geschlossenen Front (dank der kleineren Batterie als im Model S und X brauchts weniger Kühlung, und der cw-Wert liegt bei tiefen 0.23). Auch beim jüngsten Stromer lagen die Entwicklungsziele bei Reichweite (346 km nach amerikanischem EPA-Zyklus mit Standard Battery, 499 km mit Long Range Battery), Fahrleistungen (0–100 km/h in 5.4 s und 225 km/h Topspeed mit RWD, 4.8 s und 233 km/h mit AWD, 3.7 s und 250 km/h mit AWD und Performance- Upgrade-Package), Sicherheit (volle Punktzahl bei den Crashtests der amerikanischen NTHSA und Auszeichnung als «Auto mit der geringsten Wahrscheinlichkeit einer Verletzung im Falle eines Unfalls») und Autonomie (Hardware für Auto pilot 2 mit acht Kameras, Radar- und Ultraschallsensoren). Standardmässig kommt das Model 3 mit 19-Zoll-Felgen daher, optional können aber auch verbrauchsgünstigere 18-Zöller Aero oder 20-Zöller für die Performance- Variante geordert werden. Geöffnet wird der Stromer per Handy-App oder via Zugangskarte im Kreditkartenformat. Das Cockpit ist aufs Allernotwendigste reduziert, indem alles, ausser Lenkrad, Gas, Bremse, Blinker und Scheibenwischer, über den zentral montierten, querformatigen 15-Zoll-Touchscreen läuft – sogar die Fahrinstrumente erscheinen in dessen linkem Drittel. Die Betriebssoftware der Version 9.0 ist übrigens in allen drei Tesla-Modellen dieselbe. Das kompakte (4694 x 1933 x 1443 mm mit 2875 mm Radstand) Model 3 bietet vorne erstaunlich viel Raum und kann auch hinten noch als einigermassen komfortabel bezeichnet werden. Bei Vollbesetzung mit fünf Erwachsenen stehen noch insgesamt 425 Liter Stauraum zur Verfügung.
Bei uns in der ersten Hälfte 2019
Spätestens bis Ende Juni 2019 wird das Model 3 auf den europäischen Märkten und der Schweiz erhältlich sein. Über konkrete Franken-Preise ist bislang noch nichts bekannt. Der kleine Tesla wird sicherlich seine Anhänger finden, profitiert er doch wie seine grossen Brüder MS und MX ebenfalls vom gut ausgebauten Supercharger-Netz (hierzulande allein 15 Stationen). Der finale Schweizer Preis wird wohl den Ausschlag für seine Marktdurchdringung geben.
Kleine Korrektur: Standard-Räder sind die 18 Zoll; die 19 Zoll gibt’s gegen Aufpreis (CHF 1’500.–), die 20 Zoll sind serienmässig beim Performance-Model.