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Es war der grosse Auftritt des Elon Musk: gestern Nacht präsentierte Tesla in den Design-Studios von Hawthorne, Los Angeles in Kalifornien vor vielen Fans und Journalisten ihr neues Model 3. Das Design kam gut an, ebenfalls der genannte Richtpreis: 35 000 $.
Raus aus der Nischenecke
Weltweit wird über das neue Elektroauto berichtet, was aber mit einer anderen Sache zu tun hat: den erwarteten Stückzahlen. 2015 hat Tesla das Model S etwa nur 50 000 verkauft, soll das Model 3 ab 2018/2019 die Gesamtzahl der Produktion auf 500 000 Pw pro Jahr (zusammen mit dem Model S und dem Model X) hieven.
Von 50 000 auf 500 000 ist ein gewaltiger Schritt. US-Medien fragten sich daher zu Recht, ob das Tesla überhaupt ohne Probleme in der Produktion bewerkstelligen könne. Ohne gleich Schwarz sehen zu wollen: Schwierig wird das auf jeden Fall, allein schon in Sachen Personal muss ja kräftig aufgestockt werden.
Die Gigafactory soll es richten
Tesla-Gründer Elon Musk verwies in seiner Ansprache darauf, dass gerade für die extreme Ausweitung der Produktionskapazitäten die Gigafactory eine Schlüsselrolle einnehme, denn eine halbe Million E-Fahrzeuge brauchen gewaltige Mengen an Batterien. Laut Musk wird die Gigafactory, wenn sie denn dereinst ihre volle Produktionskapazität erreicht hat, pro Jahr mehr Batteriekapazitäten (in kWh gerechnet) haben als alle anderen Batteriefabriken auf der Welt zusammengerechnet.
An der Börse ein Zwerg
Tesla, mit einem Umsatz von 3 Milliarden Euro, wird momentan an der Börse ein Wert von rund 30 Milliarden $ zugestanden. Der FCA-Konzern (Fiat, Chrysler, Jeep, Dodge etc.) hat bei einem Umsatz von 110 Milliarden Euro hingegen bloss eine Börsenkapitalisierung von 10 Milliarden (Euro). Dazu schreibt Tesla 2015 einen Verlust von 220 Millionen $, FCA machte Gewinn, das operative Ergebnis zeigte letztes Jahr 2,6 Milliarden Euro an.
Der Zahlenvergleich zeigt es ganz klar: Tesla wird in der Zukunft viel zugetraut, dem FCA-Konzern wenig. Anders sind die enormen Unterschiede nicht zu erklären. Auf Tesla lasten also sehr grosse Erwartungen. Dazu kommt, dass die Ausweitung der Produktion einen Haken hat: Teslas Volumenmodell kommt erst 2017/2018 und bis dahin hat auch die Konkurrenz so einiges aus dem Hut gezaubert.
345 km Reichweite
Doch zurück zu den Daten des Model 3. Was bisher zum Model bekannt gegeben wurde, ist relativ dürftig: Preis 35 000 $, 345 km Reichweite, Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in rund 6 s, Stauraum vorne und hinten. Und ach ja, ein Surfboard, so witzelte Elon Musk, gehe auch rein. Der grosse Bildschirm im Innern des Models 3 soll ein 15-Zöller sein, er sieht allerdings, vergleicht man ihn mit dem schön eingepassten Bildschirm aus dem Model S, etwas provisorisch hingeklatscht aus – aber vielleicht wird das ja noch verbessert.
Supercharger-Ausbau
An der Model 3-Vorstellung verwies Elon Musk erneut auf das Supercharger-Ladenetz. 3600 gibt es davon bisher schon (davon 11 in der Schweiz) , 2016 hat Tesla sich vorgenommen, deren Anzahl auf 7200 zu verdoppeln. Der Konzern schafft sich also – und das ist vermutlich einzigartig in der Geschichte des Automobils – zum Fahrzeug auch eine ganz eigene Energieversorgung. Das ist im Vergleich fast so, als hätte der rührige Carl Benz im Jahre 1902 zu seinem Motorwagen 6 auch gleich noch ein eigenes Tankstellennetz hochgezogen.
«Wo immer Elektrizität auf dieser Welt ist,» so plauderte Elon Musk bei der Model 3-Präsentation fröhlich, «dorthin können wir auch fahren oder gehen.»
AR