Als Freudentag bezeichnet der Berner Gemeinderat Reto Nause die Bekanntgabe, dass am 22. Juni 2019 der Swiss E-Prix in Bern stattfindet: «Die Stadt Bern als Unesco-Weltkulturerbe kann sich in bestem Licht präsentieren und auf sich aufmerksam machen. Die Bilder werden um die Welt gehen.» Erwartungsgemäss sind nicht alle Parteien gleichermassen erfreut über das zweite Formel-E-Rennen der Schweiz. Der rund 2.7 Kilometer lange Rundkurs startet in der Laubeggstrasse und verläuft via Aargauerstalden, Grosser Muristalden, Muristrasse und Schosshaldenstrasse. Die Boxengasse befindet sich auf dem Bea-Expo-Gelände und somit nicht unmittelbar in Streckennähe. Die Fahrzeuge werden jeweils wie bei der Indycar Series an die Strecke gerollt, was – anders als noch in Zürich – für erheblichen Lärmschutz sorgen soll. Pascal Derron, CEO von Swiss E-Prix Operations, die die Veranstaltung durchführt, erklärt: «An der Strecke selbst wird es während des Rennwochenendes nur kleine Reparaturen und Reifenwechsel geben, was die Lärmemissionen auf ein Minimum reduziert.»
Keine finanzielle Belastung
Man habe die nötigen Schlüsse aus der Premiere in Zürich gezogen, versprechen die Verantwortlichen. So war die Bewilligung von Seiten der Stadtberner Exekutive an diverse Auflagen geknüpft: keine Vollsperrungen vor dem Rennwochenende, keine permanenten Strassenerweiterungen und keine Eingriffe in die Natur. Drei mögliche Streckenführungen wurden detailliert besprochen. «Einer der ausschlaggebenden Punkte für das finale Layout war, dass wir keine grossen baulichen Massnahmen treffen müssen», sagt Derron. Die Infrastruktur sei grundsätzlich gegeben, weshalb nur kleinere und temporäre Umbauarbeiten am Tag nötig würden. Von Beginn weg stand fest, dass die Stadt Bern keinen finanziellen Beitrag leisten würde. Weder für das Rennen, noch für das in der Altstadt dargebotene Rahmenprogramm. Neben einem Familienbereich gibt es beim CO²-neutralen Event beispielsweise eine Plattform für Hochschultechnologien. «Die gesamte Veranstaltung soll genutzt werden, um das Thema der Elektromobilität und den Diskurs um ökologische Mobilität und neue Technologien stärker zu lancieren», sagt Nause.
Falsche Glorifizierung
Ein Diskurs, der bereits entfacht ist. Der Dialog an der Anwohner-Informationsveranstaltung war hitzig. Die Bevölkerung fühlt sich von der Entscheidung ausgeschlossen. Das Berner Grüne Bündnis und die Junge Alternative lancierten gar eine Petition gegen den am Berner Umwelttag stattfindenden Swiss E-Prix. Die Stadt sei Lebensraum und keine Rennstrecke. Und: Autorennen seien auch mit Elektroantrieb nicht zeitgemäss. «Elektromobilität ist wichtig. Noch wichtiger aber ist es, unnötigen Verkehr zu vermeiden. Autorennen gehören für uns in letztere Kategorie», sagt die Berner Stadträtin Franziska Grossenbacher. Sie fordert, dass der Gemeinderat, die Berner Stadtregierung, die Bewilligung zurückziehe.So weit wird es nicht kommen, wie Reto Nause bekräftigt: «Das Rennen findet definitiv statt.» Mit den Anwohnern müssten individuelle Lösungen gefunden werden. Denn: «Es braucht solche Leuchttürme, damit wir zeigen können, dass die E-Mobilität eine markttaugliche Technologie für die Breite ist. Und so unsere Ziele von Zulassungen von elektrischen Fahrzeugen erreichen.»