Škoda hat den Kodiaq zwar noch nicht ganz in die Freiheit entlassen, doch er konnte zumindest einmal dran schnuppern. Denn in Berlin (D) feierte der neue SUV seine Weltpremiere vor den Medien. Bevor nun der nach einer Insel vor Alaska beziehungsweise den dort beheimateten Bären benannte Neuling der Volkswagen-Tochter definitiv auf die Pirsch gehen – sprich fahren – kann, folgen Anfang Oktober der Launch an der Mondial de lAutomobile in Paris und dann der Verkaufsstart im Frühjahr 2017. Schweizer Kunden können sich ab ca. März auf den Kodiaq freuen, der Einstiegspreis wird im Umfeld des Pariser Autosalons bekannt gegeben (vgl. Interview).
Schauplatz der Kodiaq-Vorstellung war in der deutschen Hauptstadt ein stillgelegter Trakt des Heizkraftwerks Berlin-Mitte. Dass diese Enthüllung vor rund 600 Journalisten aus aller Welt gerade in Berlin stattfand, hat ihre guten Gründe. So trägt die Kapitale Deutschlands ebenso einen Bären im Wappen, wie der US-Bundesstaat Alaska. Und dort, genauer auf der Insel Kodiak Island, ist der Kodiakbär beheimatet, der Namensgeber des Wagens.
Die Highlights der Premiere in Berlin.
Grösster Braunbär als Pate
Der Name des Škoda-Neulings endet auf den Buchstaben «Q», die Schreibweise wurde von der Sprache der Ureinwohner an der Südküste Alaskas abgeleitet, den Alutiiq. In deren Sprache heisst der Kodiakbär (wissenschaftliche Benennung: Ursus arctos middendorffi) Taq uka ‚aq. Auf der Insel leben neben 14 000 Menschen auch 3000 Kodiakbären. Dieser kann bis zu 780 kg schwer werden und ist der grösste Braunbär.
Und auch der Škoda Kodiaq ist gross geworden. Er ist effektiv der grösste SUV, den die Tschechen bislang bauten. Der Kodiaq nutzt wie sein Bruder, der Tiguan, im VW-Konzern die gleiche Multimodell-Plattform und basiert auf dem Modularen Querbau-Kasten (MQB), den Volkswagen für Fahrzeuge mit quer eingebauten Motoren verwendet. Doch der Kodiaq überragt seinen nahen Verwandten um mindestens 3.3 cm (Tiguan 4Motion), die Tiguan-Version mit Frontantrieb baut sogar um 4.4 cm tiefer. Doch die bemerkenswerteste Abweichung der beiden Wagen ist die Länge. So ist der Kodiaq mit 4697 mm um stolze 21.1 cm länger als der Tiguan.
Attraktives Blechkleid
Mit dieser Länge von klar über 4,5 m sowie einer Breite von 1.88 m, einer Höhe mit der Dachreling von 1.67 m und dem Radstand von 2.79 m bewegt sich der Kodiaq am oberen Rand der Kompaktklasse (C-Segment). Obwohl er aber eigentlich nur um 40 mm länger als Škodas vielseitiger Kompaktwagen Octavia ist, bietet der Kodiaq einen überdurchschnittlich geräumigen sowie variablen Innenraum.
Wer so gross und selbstbewusst auftritt, bei dem hat die äussere Form, sprich das Design, speziell stimmig zu sein. Und der tschechische Bär vermag seine Abstammung nicht zu verbergen. Und das ist gut so, denn ihm steht der Škoda-Marken-Look, der ihm Chefdesigner Jozef Kabaň verliehen hat. So präsentiert sich der Kodiaq betont scharfkantig und zeigt die Krallen. Klar, es ist jetzt kein Feuerwerk an Knicken und Sicken, doch das Blechkleid ist attraktiv. So ist hervorzuheben, dass es gelang, diesen SUV trotz seiner Grösse nicht schwerfällig wirken zu lassen.
Design mit Sinn fürs Detail
Die Front ist geprägt von der Wucht des Kühlergrills. Fast sieht man sich mit den senkrecht angeordneten Streben des Grills an einen Jeep erinnert. Der Grill seinerseits wird von ausdrucksstarken Scheinwerfern flankiert. Diese wirken wie die zusammengekniffenen Augen des Kodiakbären. Ob dieser gleich zum Angriff übergehen wird? Unter den Scheinwerfern ist wie ein Band das LED-Tagfahrlicht ähnlich eines Lidstrichs platziert.
Von der Seite vermag die an einen XL-Kombi erinnernde Silhouette zu gefallen. An Details sind vor allem die eckig geformten Radhäuser zu erwähnen. Sie sollen laut Jozef Kabaň die Robustheit des Wagens unterstreichen. Schliesslich ist es ja ein SUV mit einem wohl leistungsfähigen Allradantrieb mit einer elektronisch geregelten Lamellenkupplung. Was effektiv an Autonomie abseits befestigter Strassen möglich ist, wird die dynamische Präsentation weisen. Am Heck schliesslich gibt es an den Flanken wieder diese Dynamik der Lichtgrafik; sie erinnert hier an eine Streitaxt. Sollen bei den Lichtelementen an der Front laut Škoda Einflüsse der böhmischen Glasbläserkunst zu entdecken sein, dann finden sich bei der Gestaltung der Rücklichter Einflüsse des Kubismus.
Sein kommt vor Schein
Bei so viel äusserer Grösse ist man natürlich auf den Innenraum besonders gespannt. Nun sei hier eines von vornherein klargestellt: auch hier ist der Kodiaq nicht der grosse Blender und Verführer. Vielmehr herrscht in seinem Interieur eine zu ihm passende Robustheit, ohne aber irgendwie grob zu wirken. Denn trotz aller Sachlichkeit, diese Art von Innenleben ist man sich gerade von den Produkten des Mutterhauses her gewohnt, herrschen eine gewisse zurückhaltende Eleganz und Schlichtheit.
Hier geht es nicht um die grosse Show, wie sie Škoda im Berliner Kraftwerk vor der internationalen Medienschar abzog, sondern klar um das Sein. So scheint alles auf die Funktionalität ausgerichtet zu sein, die sich eben auch in der Praxis noch zu beweisen haben wird. Die Instrumente sind klar und übersichtlich angeordnet, die Drehregler sowie die Schalter wurden griffgünstig platziert. Besonders zu erwähnen ist auch die Anordnung beziehungsweise die Gestaltung der Luftdüsen. Denn diese sind nicht etwa rund oder gar quadratisch, sie sollen vielmehr mit ihrer vertikalen, in die Höhe gezogene Form nach Ansicht von Designer Jozef Kabaň auch im Innenraum die vorhandene Höhe unterstreichen. Der Blick soll nach oben wandern. Fehlte nur noch, dass der zentrale Touchscreen, je nach Ausstattungslinie zwischen 6.5 und 8 Zoll gross, ebenfalls vertikal angeordnet ist. Im grosszügigen Interieur herrschen feudale Platzverhältnisse. Müssig zu sagen, dass namentlich die Kopffreiheit überdurchschnittlich ist. Auf allen fünf Plätzen würde man, sofern es geografisch ginge, gleich von Berlin auf grosse Fahrt in Richtung Kodiak Island zur Bärenbeobachtung losfahren wollen. Und auch auf den optional bestellbaren Sitzen 6 und 7 ist es selbst für Erwachsene im Prinzip okay, doch der Einstieg nach ganz hinten gestaltet sich als ziemliche Verrenkungsübung. Mit einem Volumen von 720 bis 2065 Litern bietet der Kodiaq bei umgeklappter Rücksitzbank den grössten Gepäckraum seiner Klasse. Für Škoda typisch sind immer auch intelligente praktische Lösungen, die einem den Alltag erleichtern. Getreu dem Marken-Motto «Simply clever». Im Kodiaq sollen über 30 davon vorhanden sein, darunter sieben neue.
Zu einem bärenstarken Namen gehören auch die entsprechenden Aggregate unter der Haube. Nun würde die Motorenpalette fünf Aggregate (zwei TDI-Diesel und drei TSI-Benziner) umfassen, doch für die Schweiz sind nur vier davon bestellbar: 1.4 TSI (150 PS, 250 Nm), 2.0 TSI (180 PS, 320 Nm), 2.0 TDI (150 PS, 340 Nm) und 2.0 TDI (190 PS, 400 Nm). Die beiden schwächeren Diesel und Benziner gibt es wahlweise entweder mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe oder 6- bzw. 7-Gang-DSG, die beiden stärkeren Motoren nur mit 7-Gang-DSG. Und mit Blick auf die landestypischen Präferenzen sind hier alle Aggregate nur in Verbindung mit dem Allradantrieb bestellbar. Der Bär ist los – und so sollte er auch fast überall durchkommen.