Wie üblich, möchte ich zuerst ein Status-Update zu unserem Volvo geben. Ich kann mit grosser Erleichterung sagen, dass er sich so gut fährt wie er schon lange nicht mehr. Oder besser sogar besser denn je. Dies ist allerdings erst seit kurzem der Fall. Man könnte meinen, mehr kann gar nicht mehr kaputt gehen, aber da liegt man absolut falsch. Seit meinem letzten Eintrag haben wir mit gravierenden Lenkproblemen zu kämpfen gehabt. Unsere „Steering-Box“ war kaputt und wir konnten keinen Ersatz bis nach Košice/Slowakei besorgen. Dort war die früheste Möglichkeit, eine komplett neue Lenkung von England einfliegen zu lassen. Zuvor hatte wir bereits auf unserem Weg nach Polen Bremsprobleme, die dazu führten, dass wir fast nicht mehr bremsen konnten. Eine Erfahrung, die ich nicht unbedingt wieder erleben möchte.
In Budapest nutzten wir unseren Ruhetag und wollten ein paar Kleinigkeiten wie ein Reifenwechsel oder ähnliches machen. Schlussendlich waren wir von 8 Uhr bis 22 Uhr in der Garage, weil nach jeder Lösung eines Problems ein neues gefunden oder aufgetaucht ist. Es schien als würde die Summe aller Schwachstellen zusammen funktionieren, aber sobald eine ausgemerzt wurde, gaben alle anderen auch nach. Vom Kugellager bis zum gerissenen Riemen war alles dabei.
Doch nun zu dem was wir noch in unseren letzten Tagen in Russland und unserer Fahrt durch Westeuropa erlebt haben. Wir haben Weissrussland bzw. Russland nach einer langen und anstrengenden Reise verlassen und sind über die polnische Grenze in die EU eingereist. Bei vielen im Tross war die Erleichterung spürbar. Von Polen ging es weiter über die Slowakei nach Ungarn von dort nach Slovenien, um anschliessend über Italien in die Schweiz zu gelangen. Landschaftlich kann ich nicht viel erzählen. Nach den bildgewaltigen Eindrücken, die wir bis jetzt hatten, scheint Europa schon fast langweilig bzw. vertraut. Hinzukommt auch die Müdigkeit und die Anspannung das Auto so heil wie möglich ins Ziel zu bringen. Deshalb waren wir nicht wirklich in der Lage, dem, was um uns herum geschah, genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Was mich trotz allem sehr beeindruckt hatte, war Slovenien. Es besticht mit seiner landschaftlichen Attraktivität, generellen Sauberkeit sowie der Freundlichkeit der Bevölkerung. Es fühlte sich dort zum ersten Mal an, als sei man in der Nähe von zu Hause. Die österreichischen Nummernschilder, die wir dort sahen, trugen auch dazu bei, zu realisieren, dass wir nicht mehr weit weg von daheim sind. Dann, seit wir in Italien übernachteten, hatte sich die Rallye mehr zu einer Genussfahrt entwickelt. Man konnte sein Abendessen geniessen, machte sich nicht mehr all zu viel Sorgen und vergass auch den Wettbewerb.
Für meinen Vater und mich war sicherlich die Zieleinfahrt in St. Moritz ein sehr emotionaler Moment – wenn nicht sogar der emotionalste bis jetzt. Wir wurden von Familie und Freunden empfangen und haben dabei zum ersten Mal realisiert, was wir eigentlich in Angriff genommen haben und wie weit wir gekommen sind. Wahnsinn! Nach all unseren Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen hatten, waren wir ein oder zweimal fast am Ende unserer Kräfte und dachten, dass die Rallye für uns jetzt fertig ist. Trotz allem haben wir es bis hier her geschafft.
Wir freuen uns auf das Ende und die Zieleinfahrt in Paris. Bis hier her war es ist eine lange, anstrengende und vor allem gefährliche Reise.
#pekingtoparis #pekingtoparis2016