«Ich verliere nicht gern, darum bin ich hier», sagt der Geschäftsführer von Tesla Bern. Namen dürfen im US-Konzern nicht genannt werden – das ist Teil der Philosophie. Ähnlich wie früher bei Apple Steve Jobs oder bei Microsoft Bill Gates, soll auch bei Tesla nur ein Kopf, sprich ein Name, für die Marke stehen: In dem Fall der von Gründer Elon Musk. Sowieso aber ist Mister-Geschäftsführer-Bern als «Nicht-Gern-Verlierer» bei Tesla super aufgehoben: Der Elektorautobauer düst volle Kanne auf der Erfolgsspur. Rund 3200 Autos sind auf Schweizer Strassen unterwegs. Die Marke aus Palo Alto hängt mit ihren E-Flitzern, die trotz des jüngst Schlagzeilen verursachenden Unfalls eines US-Tesla-Fahrers, der vom Autopilot in einen Truck «chauffiert» wurde (s. Box), als sicherste Autos der Welt gelten, die Konkurrenten der Oberklasse ab: Sowohl 2015 lieferte Tesla mit 1556 Fahrzeugen deutlich mehr Autos aus als Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse zusammen (insgesamt 1068 Autos). Bis Ende Juni in diesem Jahr lag Tesla mit 795 Verkäufen bereits wieder deutlich vor dem deutschen Premium-Trio. Tesla-Schweiz-Chef Martin Schmied erklärt: «Die Schweizer mögen Premium: hochwertige Produkte, schöne Dinge», und sie seien sehr affin zu grüner Technologie. «Wir haben also eine Kombination, die sexy ist und Schweizer sehr anspricht.» Das Model 3, das Ende 2017/Anfang 2018 lieferbar sein soll, hat weltweit einen wahren Hype ausgelöst.
Jetzt ein Super Store
Klar, dass dieser gewaltige Boom sich auch infrastrukturmässig niederschlägt, zumal bei Tesla alles aus einer Hand kommt: Auto, Software, Batterietechnik, Schnellladenetz, Finanzierung. Das am 7. Januar eröffnete Service Center Bern ist inzwischen zum Service Center Plus gereift mit permanentem Showroom gereift. Zur Eröffnungsparty des Letzteren kamen weit über 500 Gäste. «Wir wurden förmlich überrant», so der Geschäftsführer. Die drei Model S, die zu Probefahrten bereitstanden, waren von 11.00 bis 17.00 Uhr dauernd unterwegs. In der Regel stiegen die potenziellen Neukunden mit einem Smiley-Gesicht aus. «Wahnsinn, das macht wirklich Freude in diesem Auto zu fahren. Wenn man sich erst Mal an alles gewöhnt hat, kann ich mir vorstellen, dass man nicht mehr umsteigen möchte», sagte da einer, der sich vielleicht schon bald der Tesla-Family anschliesst. Das fortan grösste Tesla Center im Land steht am Zentweg 1a in Bern und bietet die drei Bereiche Verkauf, Service und Auslieferung nun in drei separaten Räumen an. «Das ist ideal und sehr gelungen», hält der Geschäftsführer fest. Im neuen Showroom empfängt einen das «Rolling Chassis». Die Kunden können ihren Tesla also quasi «nackt» sehen und den «Anzug» ihres Model S oder Model X und später Model 3 gleich selbst konfigurieren; sprich alles über Batterie-, Komponenten- und Austattungs-Varianten erfahren und an der «Design-Wall» nach ihrem Gusto erschaffen. Durch den Ausbau des Service Centers in Bern wird die Abdeckung eines der wichtigsten Märkte Europas weiter vorangetrieben. Auch in Zürich (Stadtmitte und Winterthur), Basel (Stadtmitte und Möhlin), Genf (Stadtmitte und Meyrin) sowie in Cham (Zug) ist Tesla bereits beheimatet.
Im Container begonnen
Was 2014 vor dem Stade de Suisse in Bern als Container-Laden mit zwei Demo-Autos und einem Mann «Besatzung» begann, hat sich innert Kürze zum Super-Plus-Store auf gut 2500 Quadratmetern an bester Lage und einer Crew von 20 Leuten entwickelt. Tesla wächst so schnell, wie das Auto beschleunigt – wahnsinnig. Noch vor Kurzem war die Homebase dieses einen Tesla-Angestellten ein Berner Hotel und die Autos wurde quasi in der Gaststube oder am Stubentisch beim Kunden daheim verkauft. Autos im Bereich von 100 000 und mehr Franken, notabene. «Das sagt viel über die Qualität des Produkts aus und ist gewiss nicht selbstverständlich.» Werbung im herkömmlichen Sinn betreibt Tesla nicht. Man organisiert Events, lädt Interessierte ein und lässt alle, die möchten, Probefahren – wie bei der Eröffnung am Samstag. Letzteres im Wissen, dass die meisten, die einmal ein solches Auto «erfahren» haben, sich nur schwer wieder mit dem Konventionellen anfreunden können. «Leider habe ich letztes Jahr den Geschäftsführer des Tesla Centers Bern kennengelernt», scherzt einer der Gäste. Bis heute hat der Informatiker seitdem seinen Range Rover und seine Viper verkauft und ist nicht mehr Präsident des Viper Club, sondern überzeugter Tesla-Fan. «Das ist definitiv die Zukunft», sagt der Mann mit Strohhut.
Mit dem Service Plus Center haben potenzielle Kunden fortan die Möglichkeit, sich das Auto auf dem klassischen Weg zu kaufen. Also: In den Laden gehen, sich die Sache vor Ort anschauen und erklären lassen, ausprobieren und kaufen. Und das alles in gediegenem Ambiente. Der Verkauf via Internet und Direct Service beim Kunden zuhause gehe aber weiter. Das Auto erweitert so das Potenzial seiner Besitzer von den sogenannten «Early Adapters», denen also, die auf Trends aufspringen noch ehe es wirklich Trends sind, zur normalen Laufkundschaft. Und man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass die Klientel am Zentweg in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren gewaltig zunehmen wird. Denn es ist so, dass jeder Tesla-Fahrer bei den Gesprächen, die sich durch interessierte Blicke und Nachfragen immer wieder beim Laden der Batterie oder beim blossen Parken oder Ausparken (das macht das Auto ja z.B. ganz allein) ergeben, in der Regel zum leidenschaftlichen Tesla-Verkäufer wird. Dann werden Skeptiker, die es an der Eröffnungsfeier in Bern am Samstag durchaus auch gab, mit Argumenten versucht umzustimmen. Skeptiker, die primär z.B. monieren, dass «keiner in Amerika zu wissen braucht, wo ich mich mit meinem Auto gerade bewege und ich dann Pause machen will, wenn ich das will und nicht wenn die Batterie das will.»
Vieles viel günstiger
Der Berner Geschäftsführer nennt das Beispiel von Kunden, die auf Excel-Tabellen minutiös alle Kosten mit denen eines normalen Benziners verglichen haben. «Man darf bei diesem Auto den Kaufpreis nie isoliert betrachten», sagt der Berner Tesla-Boss. Kosten für Benzin entfallen je nach dem gänzlich, der Unterhalt ist wesentlich günstiger und kann in vielen Fällen online erledigt werden. So kann es vorkommen, dass man am Abend aus dem Auto aussteigt und am Morgen quasi in ein Anderes, via Software-Update aufgewertetes, «Neues» wieder einsteigt. Teure Verschleissteile gibts zwar, jedoch viel weniger als bei konventionellen Verbrennungsmotoren. Auch steuer- und versicherungstechnisch kann man mit E-Autos immer öfter und fetter sparen. Einer, der es für sich ausgerechnet hat, hat da mal an der Charger-Station in Egerkingen gesagt: «Du kannst vom Kaufpreis gleich gut 25 Prozent abziehen». Gewiss nicht falsch. Die Familie aus dem Raum Berner Oberland etwa hat ausgerechnet, dass sie ihre 14-tägige Schottland-Reise mit dem Tesla genau 14 Franken an Sprit- resepektiv «Stromkosten» gekostet hat. Tja, alles Fakten, die den nächsten Ausbau des Tesla Center Bern schon bald Tatsache werden lassen dürften.