KURZ VOR MITTERNACHT IM SIEBTEN HIMMEL

Unverhofft gewann das Team Michael Burri und Anderson Levratti im Rahmen der Rallye Monte Carlo die Clio R3T EuropeanTrophy. Jetzt wird der Jurassier Renault-Werksfahrer in der WRC3.

Rallye Monte Carlo, Siegerteam Michael Burri & Anderson Levratti

«Ich habe es gegen 22.30 Uhr auf dem Rückweg in die Schweiz erfahren. Ich schlief im Auto, mein Vater sass am Steuer. Dann hat er mich mit einem Jubel geweckt: „Wir sind Meister!“, schrie er. Ich konnte es gar nicht glauben.» Dies war der letzte Akt einer ereignissreichen Rallye Monte-Carlo für den Jurassier Michael Burri. «Wir haben bis Mitternacht gewartet, ehe wir meinen Beifraher, Anderson Levratti, anriefen, weil dann schon Montag war und er Geburtstag hatte. Er sagte, das sei das schönste Geschenk, das er sich vorstellen könne…»

Bitterer Nachgeschmack

Was war geschehen: Einige Stunden zuvor konnte das Team Burri/Levratti in Monaco als Gesamtzweite das Podest im Rahmen den Renault Clio R3T European Trophy steigen. Der Sieg ging trotz der Punkte, welche die Schweizer für ihren Sieg an der Monte kassierten, an die Favoriten Rossetti/Mori. Dies mit winzigen 8 Zählern Vorsprung. «Wir wussten vor den letzten drei Sonderprüfungen am Sonntag, dass wir uns zwei Mal vor Rossetti klassieren müssen. Das war zwar machbar, doch dann liess uns das Differential im Stich. Es sperrte nicht mehr und ich musste verlangsamt in die Kurven und warten, bis die Räder gerade ausgerichtet waren, ehe ich wieder voll beschleunigen konnte. Diese letzten Sonderprüfungen kamen mir unendlich lang vor…», so Burri. Dank des Vorsprungs, den die Schweizer über die vorherigen zwei Tage rausgefahren hatten, vermochten Burri/Levratti den Monte-Sieg ins Ziel zu retten. Dies 14 Sekunden vor Rossetti. Ein Triumph mit «bitterem» Nachgeschmack, denn Rossetti sammelte auf den letzten «Specials» genug Punkte, um im Total vorn zu bleiben.

Ein Riesenerfolg

«Ich hatte ein seltsames Gefühl auf dem Podium», erinnert sich Burri. «Wir waren halb enttäuscht, halb begeistert. Wir hatten gewonnen, aber auch verloren.» Bei der Preisvergabe am Abend waren die Endresultate noch unbestätigt, weil sich die Kontrollpunkte noch nicht ausgeloggt hatten. «Wir waren überzeugt, die Saison auf dem 2. Platz beendet zu haben, als wir aus Monaco wegfuhren», so Burri. Doch dann stellte sich raus, dass ein Bauteil am Turbo des italienischen Clio regelwidrig war. Dies ahndeten die FIA-Verantwortlichen mit der Disqualifikation von Rossetti/Mori. So ging der Trophy-Sieg doch noch an die Schweizer. Das Aufwachen am Montag war entsprechend euphorisch. «Was für eine Erleichterung und was für ein Glücksgefühl. Für einmal habe ich in dieser Weise das Glück auf meiner Seite. Es ist ein tolles Ergebnis.»

Daran geglaubt

Erstmals in der Geschichte des Schweizer Rallyesports bekommt damit ein einheimischer Pilot einen Werksvertrag über sechs Läufe im Rahmen der Weltmeisterschaft in der Kategorie WRC3. Burri erhält also jede Unterstützung, die die Profis auch erhalten. Es ist eine schöne Belohnung für die Initianten des Projekts von Renault Schweiz und deren Partner, und auch eine Genugtuung vis-à-vis derer, die die nur ein lauwarmes Interesse am Trophée Clio ALPS bekundeten und sich nicht engagieren wollten. «Michael Burri hat daran geglaubt. Er hat von Anfang an seine Chancen wahrgenommen. Und das Ergebnis gibt ihm recht», freut sich Brice Zufferey, der Renault-Verantwortliche für das Schweizer Rallyeprogramm. Er gesteht gern ein, dass er vom Auftritt von Burri Junior höchst beeindruckt war: «Ich habe gespürt, wie er auf sein Ziel fixiert ist», analysiert er. «Michael und sein Team haben mit vollem Einsatz an ihrer Vorbereitung gearbeitet; sie haben trainiert, sich fit gemacht. Ich habe Michael noch nie so entspannt, so konzentriert und motiviert gesehen. Das hat sich ausgezahlt.» Burri wird nun Ende Mai wohl an der Rallye Portugal seinen ersten Werkseinsatz für Renault Sport in der WRC3 haben.

Mario Luini

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