Ferrari 250 GT California Spider – der Kurze

Vergangenen Sonntag haben wir den Ferrari 250 GT California Spider mit langem Radstand vorgestellt. Klar, dass jetzt auch noch der Kurze kommt.

  • 55 Exemplare
  • Meisterleistung von Bizzarrini
  • Im achtstelligen Bereich

Zwischen 1957 und 1959 gab es den ersten Ferrari 250 GT California Spider, wir hatten ihn schon vorgestellt, hier. 1960 kam dann eine zweite Serie, die aber eigentlich ein anderes Modell war. Klar, weiterhin der 3-Liter-V12 von Colombo, aber unterdessen als Tipo 168, also mit 280 PS.

Welchen hätten Sie denn nun lieber, den Langen oder den Kurzen, also diesen? – ©Gooding & Co.

Carlo Chiti, später legendären Rennleiter bei Alfa Romeo, hatte Ende der 50er Jahre als Chef der Konstruktionsabteilung bei Ferrari einen jungen Ingenieur angestellt: Giotto Bizzarrini. Dieser war bei Alfa Romeo verantwortlich gewesen für das Fahrwerk der Giulietta, hatte einen sehr guten Job gemacht – und machte genau dort bei Ferrari weiter.

Dieses Fahrzeug hat eine wilde Geschichte, es stand lange auf einem Schrottplatz – ©Gooding & Co.

Sein Vorschlag war klar: Es mussten unbedingt Scheibenbremsen her. Vor allem aber brauchte der 250 GT einen kürzeren Radstand. Enzo Ferrari muss Bizzarrini viel zugetraut haben, denn eigentlich war er nicht so schnell von tiefgreifenderen Änderungen an seinen Fahrzeugen zu begeistern, doch plötzlich musste alles sehr schnell gehen: Auf dem Salon in Paris im Herbst 1959 wurde die Ferrari 250 GT Berlinetta vorgestellt. Mit 2,4 anstatt 2,6 Meter Radstand.

Er ist halt auch innen wunderschön, der «Cali» – ©Gooding & Co.

Der «passo corto» hielt auch alles, was Bizzarrini versprochen hatte. Die SWB gewannen alles, was es damals zu gewinnen gab, der Bestelleingang war so gross, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis nur schon eine zivile Version der Berlinetta verfügbar war. Bizzarrini verpasste unterdessen auch dem California Spider den kürzeren Radstand, die Scheibenbremsen. 1960 war es so weit.

Colombo-V12, im SWB als Tipo 168 mit stolzen 280 PS – ©Gooding & Co.

Ob nun der kurze oder der lange «Cali» das schönere Automobil ist, darüber darf gestritten werden. Sicher ist auf jeden Fall, dass der SWB deutlich dynamischer war (und ist) als der LWB. Und weniger komfortabel. Aber den Kunden war das egal, wer etwas auf sich hielt, musste so einen bösen Spider haben, bis 1962 wurden 55 Exemplare zu unverschämten Preisen verkauft. Da waren Chiti und Bizzarrini (der auch noch den 250 GTO entwickelt hatte, so nebenbei) aber schon nicht mehr in Maranello.

Es waren gute Zeiten, als man beim Fahren noch darauf achten musste, ob es dem Automobil gut ging – ©Gooding & Co.

Selbstverständlich gehören die Ferrari 250 GT California Spider SWB zu den teuersten Klassikern überhaupt; sie sind auch deutlich teurer als die LWB. An diesem Wochenende wird bei Gooding & Co. auf Amelia Island das Fahrzeug mit der Chassis-Nummer #3099GT versteigert, das wir hier zeigen. Erwartet werden zwischen 18 und 20 Millionen Dollar.

Das können sich wohl nur Lottogewinner leisten – ©Gooding & Co.

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, schon beschrieben wurden der 250 LM, ein paar Feinheiten am Testarossa, der Ferrari Dino 206 GT und eben, der Lange.

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