Es müssen «Monospecchio», «Monodado» und überhaupt die Ferrari Testarossa erklärt sein.
- Zuerst war der «Monospecchio»
- Es folgte der «Monodado»
- Es gibt einen Unterschied zwischen Testa Rossa und Testarossa
Vielleicht war es so: Der einstige Produktionsleiter Sergio Scaglietti ging eines schönen Tagen zu Enzo Ferrari, um ihm mitzuteilen, dass keine schwarze Farbe mehr vorhanden sei, um die Zylinderköpfe zu bemalen. Ferrari habe gefragt, was denn noch an Lager sei. Rot, war die Antwort. Darauf soll der «Commendatore» geantwortet habe, dann soll man die Dinger halt rot lackieren: «Und dann nennen wir sie Testa Rossa.»
Wie war es wirklich?
So könnte es gewesen sein. Vielleicht auch nicht. Denn welcher Ferrari nun wann als erster Erster Rot im Motorraum trug, darüber streitet die Fachwelt heftig. Der erste auch offiziell so genannte «Testa Rossa», der 500 TRC mit dem 2-Liter-Vierzylinder-Motor, trat im Juni 1956 in Monza zu seinem ersten Rennen an. 19 Exemplare des 500 TRC wurden gebaut – und sie hatten alle eine eigenartige Chassisnummer, die auf MDTR endete, für «Mondial Testa Rossa». Richtig berühmt wurde die Bezeichnung dann aber erst mit den Ferrari 250 Testa Rossa, also ab 1957.
Nun ist es aber so, dass es schon 1954 erste Fahrzeuge gab mit dem roten Schrumpflack auf den Ventildeckeln, der die Ferrari zu Testa Rossa, Rotkäppchen, machte. Anscheinend geschah dies deshalb, damit die Kunden die leistungsgesteigerten Versionen aus dem Werk erkennen konnten. Tja.
Der falsche Boxer
Aber eigentlich geht es in dieser Story ja gar nicht um jene frühen Testa Rossa (in zwei Worten geschrieben), sondern um den Testarossa (in einem Wort), der ab 1984 als Nachfolger des Ferrari 512 BB (und BBi) in Produktion ging; die 512er wiederum waren die Nachfolger des 365 GT4 BB, den Ferrari 1971 vorgestellt hatte und ab 1973 dann auch noch baute.
Und eigentlich war ausser dem Namen auch gar nicht so viel neu am Testarossa. Am 12-Zylinder, der für das BB (Berlinetta Boxer) in den früheren Bezeichnungen zuständig, aber gar kein Boxer war, wurde wieder einmal etwas geschraubt, es gab neu vier Ventile pro Zylinder, mit 4,9 Liter Hubraum kam der Testarossa auf 390 PS bei 6300/min und ein maximales Drehmoment von 490 Nm bei 4500/min. Höchstgeschwindigkeit 290 km/h, Sprint von 0 auf 100 in 5,3 Sekunden.
Ein Rückspiegel
Nun ist Testarossa aber nicht gleich Testarossa (und damit kommen wir endlich zum Kern dieser Geschichte), denn als der Testarossa am Vorabend des Pariser Salons 1984 im berühmt-berüchtigten Nachtclub «Lido» dem geneigten Publikum vorgestellt wurde, sah er noch etwas anders aus als 1991 dann, als seine Produktion auslief.
Die ersten Exemplare, wahrscheinlich etwa 300, sind in der Fachwelt bekannt als «Monospecchio» oder «flying mirror». Damit ist dann auch gleich klar, um was es sich beim angesprochenen Detail handelt: den hoch oben an der A-Säule angebrachten Rückspiegel. Ab 1987 wanderte das Teil nach unten, erhielt aufgrund der amerikanischen Gesetzesvorlagen auch bald schon einmal ein Brüderchen auf der anderen Seite des Wagens.
Doch da gibt es noch eine Unterscheidung: «Monodado». Alle «Monospecchio» waren auch «Monodado», verfügten also noch über die Felgen mit dem Zentralverschluss. Aber nicht alle Testarossa sind auch «Monodado», denn ab Mitte 1988 mussten diese schöne Räder solchen weichen, die mit fünf Schrauben befestigt sowie mit TRX-Reifen von Michelin versehen wurden.
Eine stolze Zahl
Die Reihenfolge der Begehrlichkeiten ist offensichtlich: Zuerst der «Monospecchio», dann die «Monodado», dann der grosse Rest. Und es gibt tatsächlich viele Testarossa, 7177, um genauer zu sein. RM Sotheby’s versteigert Mitte Mai 2023 alle drei der hier gezeigten Fahrzeuge, wir sind gespannt auf die erzielten Preise.
Gerne wollen wir den Sonntag jeweils einem Klassiker von Ferrari widmen, schon gezeigt haben wir einen ganz besonderen Ferrari 250 LM. In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer.