Das rumänische Unternehmen, das vor Kurzem sein Logo geändert hat, möchte sich laut seinem Geschäftsführer Denis Le Vot ein cooleres Image zulegen.
AUTOMOBIL REVUE: Wie lässt sich der Erfolg von Dacia in Europa erklären? Wird der alte Kontinent ärmer, oder geben die Menschen weniger Geld für ihre Autos aus?
Denis Le Vot: Man sollte bedenken, dass Autos in den letzten Jahren aufgrund der einzuhaltenden Umweltstandards immer teurer geworden sind. Daher ziehen es immer mehr Menschen vor, ihr Geld für Freizeitaktivitäten auszugeben anstatt für ein Auto. Gleichzeitig überhitzt sich der Gebrauchtwagenmarkt aufgrund des Preisanstiegs bei Neuwagen. Es gibt also zwei Möglichkeiten, wie neue Kunden zu Dacia kommen: Entweder sie müssen sich mit einer niedrigeren Fahrzeugkategorie begnügen, oder sie treffen diese Entscheidung ganz bewusst. Wir haben viele Lehrer und Ingenieure in unserem Kundenstamm, Menschen, die es sich leisten könnten, aber nicht mehr ausgeben wollen.
Wenn eine Marke ihre Identität verändert, versucht sie, sich neu zu positionieren, um ihre Marge zu erhöhen. Trifft das für Dacia zu?
Ja, aber wir werden unsere Positionierung mit dem Sandero nicht ändern, wir werden so weitermachen wie bisher. Stattdessen werden wir uns mit dem Einstieg in das C-Segment ein neues Betätigungsfeld erschliessen. Dazu müssen wir uns in einem Segment Anerkennung erarbeiten, in dem wir noch nicht präsent sind. Für diese neuen Kunden wollen wir als coole Marke auftreten. Wir wollen in diesem Segment erneut einen Angriff starten, wie er uns mit dem Sandero gelungen ist, als wir Kunden von den etablierten Marken abgeworben haben. Die Preise für Autos werden weiter steigen, also gibt es für uns Platz im C-Segment, und den werden wir uns erobern.
Wäre ein Dacia im D-Segment zu viel?
Ja, denn es geht uns gut dank der hohen Stückzahlen, die wir verkaufen. Im B- und C-Segment sind die Kunden bereit, auf manches Gadget zu verzichten. Ab dem D-Segment sind die Erwartungen in Bezug auf Technologie und Konnektivität höher, und man würde über uns nur müde lächeln.
Dacia Jogger: zu Hause auf der Langstrecke
Der sparsame und geräumige Jogger ist in der Modellpalette von Dacia das Fahrzeug für die Langstrecke. Er belegt auch die wachsenden Ambitionen der Marke.
Dacia erhöht das Tempo auf dem Weg der Modernisierung: Der Jogger wurde soeben in das Programm des rumänischen Herstellers aufgenommen. Das (optional) siebensitzige Fahrzeug ist der Nachfolger des Lodgy, wenngleich die Verantwortlichen offiziell jede Verbindung zwischen den beiden Autos abstreiten. Äusserlich ist die Verwandtschaft zwischen den Modellen tatsächlich nicht offensichtlich, denn die Karosserie des Jogger ist eine seltsame Mischung aus Kombi, Van und SUV. Vor allem aber basiert der Jogger auf der wesentlich moderneren CMF-B-Plattform der Renault-Gruppe, die seit 2019 für den Clio und den Captur verwendet wird. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die Ingenieure ein Fahrzeug mit einer Länge von 4.55 Metern (Captur 4.23 m) und einem Radstand von 2.90 Metern (Captur 2.64 m) entwickelt haben. Dies war notwendig, um eine optionale dritte Sitzreihe unterzubringen und allen ausreichend Platz zu bieten.
Bemerkenswert geräumig
Bei unserem Besuch auf der IAA in München konnten wir uns den Jogger genauer ansehen. Es ist nicht verwunderlich, dass innen billiges, schwarzes Plastik überwiegt, doch bei einem Grundpreis von 15 000 Euro geht das auch gar nicht anders. Auf der Rückbank herrscht bemerkenswert viel Platz, auch für den Kopf, obwohl die Sitzbank 55 Millimeter höher als die vorderen Sitze angeordnet ist. Die dritte Sitzreihe ist dann noch einmal 25 Millimeter höher als die Rückbank. Dacia verspricht eine Kopffreiheit von 85 Millimetern für die Passagiere der dritten Reihe, die aber dennoch am ehesten für Kinder geeignet ist, nicht nur wegen der begrenzten Kopffreiheit, sondern auch wegen des etwas komplizierten Zugangs. Dabei stört weniger die mittlere Sitzreihe, die sich nach vorne schieben lässt und nicht im Weg ist, sondern die geringe Dachhöhe von 1.63 Metern.
Beim Kofferraum müssen wegen der dritten Sitzreihe logischerweise Einschränkungen hingenommen werden. Zur Verfügung stehen 160 Liter beziehungsweise 565 Liter bei umgeklappten Sitzen. Wem das nicht reicht, der kann die Rücksitze komplett ausbauen und so das Kofferraumvolumen auf beeindruckende 708 Liter beziehungsweise 1819 Liter bei umgeklappten Sitzen vergrössern.
Hybrid … ab 2023
Am anderen Ende des Fahrzeugs, im Motorraum, werden zum Start zwei Dreizylindermotoren angeboten. Ein klassischer TCe 110 – mit 110 PS (und 200 Nm) und ein etwas ungewöhnlicherer Eco-G 100 (raten Sie, mit wie vielen PS), der mit Benzin und Flüssiggas betrieben werden kann. Dacia verspricht eine Reichweite von 1100 Kilometern dank der beiden Tanks (40 l für LPG, 50 l für Benzin). Auch ein Hybridmotor ist angedacht, wird aber wohl noch bis 2023 auf sich warten lassen. «Wenn ich aktuell den Hybrid anbieten würde, müsste ich 3000 Euro auf den Preis aufschlagen. Zu diesem Preis würde niemand einen Jogger kaufen», sagt Denis Le Vot, Geschäftsführer von Dacia. «Andererseits wird die E-Tech-Technologie, die wir vom Clio übernehmen, 2023 vier Jahre alt sein. Bis dahin werden wir zwischen 600 000 und einer Million Einheiten verkauft haben, sodass die Entwicklungskosten der Technologie dann amortisiert sind.» Die Markteinführung des Jogger soll in der Schweiz bereits Anfang 2022 erfolgen.
Vielleicht kommt auf die Kalkulation dieser Schlawiner noch ein kleiner Beitrag für die Rechtskosten Dacia v Volvo…