Gerade weil die effektive Reichweite eines Elektroautos von diversen Faktoren wie Tempo, Fahrverhalten, Rekuperierung, Witterung und Fahrstrecke abhängt, sollte ein E-Auto eines nicht tun: surreale Reichweiten anzeigen. An herrlich vektoroptimierte Benzin- oder Kilowattstundenverbrauchswerte hat man sich inzwischen gewöhnt. Allein, bei der Kilometer-Reichweitenanzeige ist Beschönigen ein Schuss ins eigene Knie. Bei DS macht man kein Hehl daraus, dass die Reichweite variabel ist.
Schwer kalkulierbar
Es gibt auf der DS-Website sogar einen Reichweitenrechner, auf dem potenzielle Kunden anhand ihres Fahrstils, der Geschwindigkeit und der Aussentemperatur ablesen können, wie weit es ohne Ladestopp gehen könnte. Aus Tempo 130, null Grad und dynamischem Fahrstil resultiert eine Reichweite von 128 Kilometern. Das ist sehr weit weg von den werksseitig angegebenen 320 Kilometern (WLTP). Tippt man dagegen Fahrstil ruhig, Tempo 80 und 25 Grad ein, werden daraus 314 Kilometer. Super wäre, wenn man diese Parameter im Auto selber eintippen könnte oder der Wagen diese sogar selbst erkennen und so nur realistische Reichweitenangaben liefern würde. Wo 180 draufsteht, müssen auch – mit minimaler Toleranz – 180 drin sein. Irgendwelche Fantasy-Kilometer aus Grimms Märchenwelt sind kontraproduktiv. Des Fahrers Frust breitet sich sonst, sofern er darob nur einmal in die Bredouille gerät, über das gesamte Automobil, ja die Marke als solche aus wie ein mesozyklonaler Tornado. Im gemischten Winterverkehr sollte man im DS 3 Crossback nicht mit mehr als 180 Kilometern rechnen. Im kombinierten Sommerverkehr liegen im besten Fall rund 280 Kilometer drin. Mit mehr als 160 Kilometern Autobahnreichweite solllte man nie kalkulieren. Der Testverbrauch (gemischt) lag über die gesamte Dauer bei 28.3 kWh. Die Gründe, warum der DS 3 Crossback bisweilen viel Strom zieht, sind teilweise auch sichtbar. Die grossen und breiten 18-Zoll-Räder am Testwagen, die grosse Bodenfreiheit und die breite Silhouette sind zwar fesch, aber nicht top-aerodynamisch. Deshalb erstaunt es nicht, dass man eine Ladestandsanzeige, welche die aktuelle Prozentzahl anzeigt, im DS3 Crossback E-Tense vergeblich sucht. Es gibt zwar einen Balken mit den Werten 100 und null Prozent – dazwischen aber keine absoluten Werte. Stimmig ist in diesem Sinn auch, dass man die Ladekabel im Kofferraum nicht etwa in einem doppelten Boden verstauen kann. Ganz nach dem Motto: Sachen, die man sehr oft braucht, sollte man nicht zu weit weglegen. Apropos: 350 bis 1050 Liter Stauraum bietet das kompakte E-SUV, nicht mehr.
Wenn es ums Laden geht, lässt sich der DS 3 im tiefen Ladezustand (0–50 %) mit bis zu 100 Kilowatt Gleichstrom betanken, sofern er diese Leistung auch annimmt, was bei uns im Test nicht immer der Fall war.
Für das Aufladen von 20 auf 80 Prozent ergibt sich derart für die 50-kWh-Lithium-Ionen-Batterie an einer Schnellladestation eine Ladezeit von rund 30 Minuten. Dann stehen wieder rund 250 Kilometer auf der Reichweitenuhr. An der 11- oder 22-Kilowatt-Ladestation dauert es rund vier Stunden, an der Haushaltsteckdose einen Tag. Wie bei jedem Stromer, lohnt sich also die zusätzliche Investition in eine Wallbox für die heimische Garage, ehe man die gut 45 000 Franken in den DS 3 Crossback E-Tense investiert. Zumal einen das Auto bei schwindendem Akkustand nicht selbständig zu einer verfügbaren Ladesäule in der Nähe führt. Wenn der Aktionsradius indes mit dem Ladedrehbuch harmoniert, steht einem Kauf freilich nichts im Weg.
Hochwertig
Der DS 3 Crossback versprüht Exzentrik, Komfort, Hochwertigkeit und Style. Ein schickes Auto für Schöngeister, die Wert auf Individualität und Ästhetik legen. Der hohe Kühlergrill markiert Selbstbewusstsein, und die kultivierten Chromtürgriffe klappen automatisch ein, um die Designlinie nicht zu derangieren. Diverse Felgen, Dachfarben und Karosserielackierungen stehen für den charakteristischen Aussenauftritt zur Auswahl. Die hohe Gürtellinie mit der spleenigen Flosse und die eigenwillige Geometrie der Heckfenster gehen allerdings auf Kosten der Rundumsicht. Wer schön sein will, muss bekanntlich leiden. Ab Werk steht der E-Tense auf 17-Zoll-Rädern.
All die Pracht lädt zum genüsslichen Fahren ein, schliesslich macht Elektroautofahren am Ende des Tages echt Spass. Auch im DS 3 Crossback kann man richtig knackig und sauber durch die Botanik zischen. Das 4.12 Meter lange, 1.79 Meter breite und 1.53 Meter hohe Auto mit einem Radstand von 2.56 Metern liegt kraft seiner 1.5 Tonnen Gewicht satt auf der Strasse. Das Zusatzgewicht des Akkus von gut 300 Kilogramm gegenüber den Benzinern sorgt für eine tiefer empfundene Wertigkeit und Sicherheit. Die Lenkung dürfte präziser sein. Vorab im so wichtigen Eco-Modus wird die Steuerung bei wenig Speed leichtgängig. Das Wankverhalten ist etwas zu profiliert. Manchmal geht der noble Franzose schön in die Knie und übt den Hofknicks. Wobei sich dies auf eine pointiert sportliche Fahrweise bezieht. Im moderaten Alltag passt das. Zumal sportlich fahren nun wirklich nicht das Ding dieses Nonkonformisten ist.
Fahren – Segeln – Bremsen
Demgegenüber hängt das Ansprechverhalten markant vom gewählten Fahrmodus ab. Nebst dem Eco-Mode sind Normal und Sport im Angebot. Nur in Letzterem sind die 136 PS Leistung und das maximale Drehmoment von 260 Nm abrufbar (Normal-Modus 109 PS bei 220 Nm, Eco-Modus 81 PS bei 180 Nm). Von 0 auf 100 km/h dauert es im schnellsten Fall neun Sekunden. Bei 150 km/h ist Schluss mit lustig. Der stärkere der zwei Rekuperationsmodi (B wie Brake, Verzögerung von bis zu 1.3 m/s²) lädt zum entspannten One-Pedal-Driving ein. Auf der Landstrasse und am Berg kann man sich ein Spiel daraus machen, den 1.5-Tönner segeln zu lassen und dann zu rekuperiern, ohne auf die Bremse treten zu müssen.
Im erlesenen Innenraum des DS 3 Crossback E-Tense dominiert das rautenförmige Emblem, so bei den berührungsempfindlichen Tasten oder den seitlichen, in die Türen integrierten Luftdüsen. Das sieht nicht nur exquisit aus, sondern ist auch praktikabel. Das digitale Kombiinstrument lässt fünf personalisierbare Anzeigevarianten zu. Das optionale Head-up-Display (600 Fr.) liegt tipptopp im Sichtfeld und liefert, gut ablesbar, nicht zu viele und nicht zu wenige Infos auf die ausfahrbare Plastikscheibe. Alle Assistenzsysteme, die PSA zu bieten hat, sind natürlich in Serie oder optional erhältlich. Der Spurhalteassistent reagiert etwas spät. Auf dem Zehn-Zoll-Display in der Mitte lässt sich optional die Tomtom-Navigation aufschalten oder Content vom Smartphone einblenden. Mit der App My DS kann man das Nachladen programmieren, um günstige Tarife zu nutzen. Zudem lässt sich der Innenraum ferngesteuert vortemperieren, solange das Auto an der Zapfsäule hängt, das spart später viel Reichweite. Vorne sitzt man top. Hinten wirds erheblich beengter. Grundsätzlich herrscht im Innern aber eine Oase der Ruhe, was auch an der schalldämmenden Frontscheibe liegt.
Testergebnis
Gesamtnote 69/100
Antrieb
Der 100-Kilowatt-Antrieb aus den Konzernbrüdern Peugeot E-208 und Opel Corsa-E kann im eineinhalb Tonnen schweren DS 3 Crossback E-Tense keine Bäume ausreissen. Immerhin: Traktionsprobleme sind ziemlich ausgeschlossen. Allrad gibt es leider nicht.
Fahrwerk
Welliger Strassenbelag und abgesenkte Kanaldeckel schluckt das Kompakt-SUV prima weg. Wankbewegungen sind akzentuiert spürbar. Für den erweiterten, urbanen Alltagsverkehr aber ist alles absolut o. k.
Innenraum
Zweifellos ein Höhepunkt des Autos. Der Komfort vor allem im oberen und vorderen Bereich des Cockpits sind de luxe. Je weiter man nach hinten und nach unten man schaut, umso mehr dominiert Normalität.
Sicherheit
Notbremsfunktion, Spurhalter und Verkehrszeichenerkennung sind Serie. Von Euro NCAP gab es in allen Bereichen fünf von fünf Sternen.
Budget
Extravaganz und Komfort haben ihren Preis: 45 790 Franken muss man für den DS 3 Crossback E-Tense mindestens hinblättern. Nicht billig, zumal Matrixlicht oder Navi zum Beispiel extra kosten.
Fazit
Wer Wert auf Design, Fahrkomfort und stilvolles Ambiente legt und ein elektrisches Kompakt-SUV sucht, liegt mit dem DS 3 Crossback goldrichtig. Schade, dass nicht mehr Reichweite drinliegt, denn der Franzose würde zum weiten Cruisen einladen.
Die technischen Daten und unsere Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der AUTOMOBIL REVUE.