Kredit hat durchaus Vorteile

Ein Leasing bietet für Privatpersonen keine Möglichkeit zu ­Steuerabzügen. Ganz im Gegensatz zu einem Konsumkredit.

Hans Steinegger: Warum kann ich Schuldzinsen von Konsumkrediten steuerlich absetzen und Leasingzinsen nicht? Und: Ist so ein Leasing für Privatpersonen denn überhaupt sinnvoll?

Sehr geehrter Herr Steinegger

Leasingraten für Privatfahrzeuge dürfen weder als Ganzes noch dürfen die darin enthaltenen Schuldzinsen vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden (ASA 61, 250 und 62, 683). Beim Privatleasing wird ein sogenannt wirtschaftliches Gut, also etwa ein Auto, für eine bestimmte Dauer und zu einem bestimmten Betrag zur Verwendung und Nutzung überlassen. Leasing ist somit ein Vertrag auf entgeltliche Gebrauchsüberlassung und kommt dem Mietvertrag am nächsten. Als Leasingnehmer ist man ein Benutzer, aber nie Eigentümer. Darum ist Leasing im Grunde oft die teuerste Variante des Autofahrens, weil es die Nachteile der Miete mit den Nachteilen des Eigentums koppelt. Wer das Auto am Ende des Leasingvertrages besitzen will, muss das vertraglich explizit festhalten. In der Regel wird dann eine hohe Restwertzahlung fällig. Je höher dieser Restwert ist, desto tiefer ist in der Zeit zuvor die Rate. Just diese tiefen monatlichen Leasingkosten und Zinssätze wirken für viele auf den ersten Blick verführerisch. Die effektiven Leasingkosten sind in der Regel aber dreimal höher als die monatliche Leasingrate. Autoscout 24 hat anhand eines VW Polo und 15 000 gefahrener Kilometer pro Jahr die effektiven Kosten berechnet. Resultat: Auf den ersten Blick wirkt die monatliche Rate beim Leasing mit 208 Franken günstig. Sofern man alle zusätzlichen Kosten mit einrechnet, für die man als Leasingnehmer aufzukommen hat, sind es in dem Beispiel rund 600 Franken pro Monat.

Leasing ist eine Option mit vielen Nachteilen und versteckten Kosten. Der Leasingnehmer ist an viele Auflagen gebunden (Kilometerbeschränkung, Abschluss einer Vollkaskosversicherung, Bindung an eine vertragliche Laufzeit, keine freie Wahl der Werkstatt usw.). Ist das Auto nicht top servicegepflegt und/oder hat zu viele Kilometer, kann dies zu gravierenden Problemen und Kosten bei der Rückgabe führen. Nicht abgedeckt von der Vollkasko ist die Wertminderung nach einem Unfall. Die Differenz zwischen dem Wert eines unfallfreien und eines Unfallfahrzeugs muss aber vom Leasingnehmer ausgeglichen werden. Vielfach ist darum eine sogenannte Gap-Versicherung Pflicht.

Dennoch ist Leasing nach wie vor die häufigste Finanzierungsform bei Privatpersonen, wenn es um die Finanzierungen eines Autos geht. Gemäss Zahlen des Schweizerischen Leasingverbandes (SLV) waren bei den PW-Verträgen 2019 rund 80 Prozent der Leasingverträge in den Händen von Privaten. «Ein Neu- oder Gebrauchtfahrzeug bar zu bezahlen, ist und bleibt aber für eine Privatperson und oft auch fürs Gewerbe die günstigste Variante, um ein Auto zu kaufen», sagt Petra Wanner, Treuhänderin der Firma TBC in Münsingen BE, Baar ZG und Gümligen BE. Beim Barkauf fallen gar keine Zinsen an, oft liegt im Gegenteil noch das eine oder andere Prozent an Kaufpreisreduktion drin. Entscheidet man sich dennoch für ­eine Finanzierung, ist der Konsumkredit eine prüfenswerte Option. Die Gefahr von Wucherzinsen jenseits von 20 und 30 Prozent, die Kleinkredite lange in Misskredit brachten und zum Dauerthema im «Kassensturz» machten, gibt es nicht mehr. Der Bundesrat hat den Höchstzinssatz für Konsumkredite per 1. Juli 2016 auf maximal zehn Prozent gesenkt. Die Zinsspanne bewegt sich so je nach Bonität des Schuldners und Angebot des Kreditgebers zwischen vier und 9.95 Prozent. Einen massiven Einfluss auf die Zinshöhe haben die Zinsen am Finanzmarkt. Und da diese gerade sehr tief sind, können Kreditnehmer mit einem Konsumkredit aktuell von der Tiefzinsphase profitieren. Aktuell werden Konsumkredite im Schnitt mit ­einem Zinssatz von rund sechs Prozent vergeben.

Das per Kredit finanzierte Auto gehört vom ersten Tag an dem Kreditnehmer, und er kann damit tun, was er will. Weil der Besitz beim Kreditnehmer liegt, kann er im Gegensatz zum Leasing auch die Schuldzinsen von der Steuer abziehen. Je nach dem ist das spürbar. Eine verheiratete Person in Zürich mit einem steuerbaren Einkommen von 80 000 Franken spart bei einem Kredit von 60 000 Franken rund 1500 Franken auf der Einkommenssteuer. Dabei kann freilich nur der eigentliche Zinsanteil abgezogen werden und nicht der gesamte Betrag der Kreditrate. Weil der Zinsanteil an der Monatsrate mit der Zeit ab- und der Tilgungsanteil zunimmt, verringert sich während der Kreditlaufzeit der abzugsfähige Betrag.

Für einen Konsumkredit und gegen ein Leasing spricht noch mehr: Es gibt keine Rückzahlungsgrenze. Wenn der Kreditnehmer, aus welchem Grund auch immer, mehrere Monatszahlungen auf einmal zahlen will, kann er das, und spart so Geld. Abgesehen davon kann er den Kredit zu jedem Zeitpunkt ohne Penalty (!) saldieren. Ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ist also immer möglich. Im Gegensatz zum Leasing ist der Konsument nicht an die vertragliche Laufzeit gebunden. Beim Leasing ist ­eine vorzeitige Kündigung immer mit hohen Ausstiegskosten verbunden. Leasing eignet sich ergo vor allem da, wo das Auto häufig gewechselt wird – und für Firmen. Diese können nebst den Zinsen auch Abschreibungen auf dem Fahrzeug von der Steuer abziehen.

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