Triumph der Vernunft

Die zweite Generation des Toyota Mirai ist ihrer Vorgängerin in jeder Beziehung um Welten voraus. Wird das doch noch etwas mit den Wasserstoffautos?

Der noch teilweise getarnte Toyota Mirai.

Gross ist er geworden, der Toyota Mirai, fast fünf Meter lang. Und er hat im Vergleich zu seinem vor sechs Jahren vorgestellten Vorgänger optisch sicher gewonnen (auch wenn unser Testwagen noch teilweise getarnt auftrat). Es finden jetzt fünf Personen gut Platz, was auch ein Fortschritt ist. Positiv zu vermerken ist unbedingt auch das Fahrverhalten, der neue Mirai fährt sich so komfortabel wie ein Lexus, behauptet sich aber auch in Kurven. Nun wird man aber so ein Gefährt wohl kaum je für die Jagd nach Bestzeiten am Berg einsetzen, der Charakter der Brennstoffzellen-Limousine ist mehr der eines Langstreckengleiters. 

Besser verpackt

Und ja, Langstrecke geht: Toyota gibt für den neuen Mirai eine Reichweite von 650 Kilometern an. Möglich wird das unter anderem durch ein besseres Packaging, in der GA-L-Plattform können nun drei Wasserstofftanks untergebracht werden, die ein Volumen von mehr als 140 Litern haben und 5.6 Kilogramm Wasserstoff speichern können. ­Eine komplette Befüllung dauert nur unwesentlich länger als das Tanken eines Verbrenners. Voraussetzung ist allerdings, dass man eine der derzeit fünf Wasserstofftankstellen in der Schweiz findet, im Navigationssystem des neuen Mirai sind sie erstaunlicherweise nicht hinterlegt. Eine klare Aussage zum Verbrauch lässt sich nach der kurzen, ersten Ausfahrt nur bedingt machen, umgerechnet auf den Stromverbrauch des E-Motors kamen wir bei einigermassen beschaulicher Fahrweise auf 25 kWh/100 km; es wird eines ausführlicheren Tests bedürfen, um das Energiemanagement des weniger als zwei Tonnen schweren Japaners beurteilen zu können. Das Thema Energieeffizienz von Wasserstoffautos sei dann auch dort behandelt.

Der Motor des neuen Toyota Mirai.

Überhaupt ist ja bei diesem Wasserstofffahrzeug alles wie bei einem E-Fahrzeug. Der E-Motor treibt mit maximal 182 PS die Hinterräder an, das Drehmoment steht sofort zur Verfügung, der Kraftfluss erfolgt absolut linear. Und selbstverständlich herrscht eine fast schon himmlische Ruhe im Mirai, erst bei höheren Geschwindigkeiten hört man das Abrollgeräusch der 20-Zöller, hier ist der Toyota auf Oberklasseniveau angekommen. So sitzt man dann höchst bequem, erfreut sich an ­einem ruhigen, nicht hypermodern gestalteten Innenraum und einem logisch aufgebauten Bediensystem, das weitgehend über einen mächtigen Touchscreen gesteuert wird. Für die wichtigsten Funktionen gibt es erfreulicherweise weiterhin physisch bedienbare Tasten.

Ein Einblick in das Innenleben des neuen Toyota Mirai.

Der Preis ist heiss

Den wohl wichtigsten Fortschritt macht der Mirai aber bei der Preisgestaltung. Die Basisversion wird im nächsten Jahr schon für 59 900 Franken zu haben sein, auch in der feinsten Ausführung wird er deutlich weniger kosten als das bisherige Modell. Klar, da blickt der Importeur selbstverständlich auf das Model 3 von Tesla als schärfsten Konkurrenten – und kann mehr Reichweite sowie deutlich schnelleres Tanken als grosse Vorteile anbieten. Die Verkaufsziele sind auch deswegen deutlich höher angesiedelt als bisher, Toyota rechnet weltweit mit einer zehnmal höheren Marktdurchdringung als beim Vorgänger Es ist durchaus vorstellbar, dass dies gelingen könnte, abgesehen von der noch nicht wirklich grossartigen Infrastruktur an Wasserstofftankstellen gibt es eigentlich nichts, was gegen den Wasserstoff-Toyota spricht.

Zumal er beim Fahren ja auch noch die Luft reinigt. Ein elektrisch geladenes Vlies-Element filtert unter anderen Schwefeldioxid und Stickoxide aus der Luft, mindestens 90 Prozent der Partikel bleiben anscheinend hängen. Die Welt wird nach jeder Fahrt mit dem Toyota Mirai ein klein wenig besser sein.

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