Die Wave Trophy ist eine eigentliche E-Mobil-Rallye, sie verlief vom
9. bis 17. Juni auf der Route der kürzlich eröffneten E-Grand Tour (vgl. auch das Interview unten). Nebst Autos, Töffs und experimentellen Vehikeln fuhren sogar Velos mit. Unter den Autos hatte es auch aktuelle Serienmodelle namhafter Autohersteller .
Zwei dieser Produkte waren die neuen Modelle VW e-Golf und Opel Ampera-e. Die «Automobil Revue» konnte an der Wave 2017 diese Autos in der Praxis erproben und bewältigte mit ihnen zwei Etappen der Trophy. So fuhren wir an Tag 5 der 8-tägigen Tour mit dem e-Golf von Visp VS nach Fribourg, tags darauf ging es im Ampera-e von Gruyères FR nach Interlaken BE.
VW e-Golf: Neuer heisst besser
«Ein e-Golf eignet sich für alle, die pro Tag rund 200 Kilometer zurücklegen und über eine geeignete Lademöglichkeit verfügen. Sei es über den Tag etwa im Geschäft oder dann am Abend zu Hause.» So charakterisierte während unserer ersten Wave-Etappe Erich Reichmuth, Mitarbeiter im technischen Support bei der VW-Importeurin Amag, den neuen e-Golf.
Und damit liegt der E-Fahrzeug-Profi völlig richtig. Doch die seit 2014 angebotene Vorgängerversion des Stromers aus Wolfsburg (D) war zwar auch ein typischer Golf, mit mehr oder weniger all seinen Attributen punkto Alltagstauglichkeit und Bedienbarkeit, doch mit 190 Kilometern war seine Reichweite zu bescheiden. Der Nachfolger hat laut Werk nun eine Autonomie von 300 Kilometern (NEFZ), was speziell auf eine neue Lithium-Ionen-Batterie zurückzuführen ist, deren Energiegehalt von 24.2 kWh auf 35.8 kWh erhöht wurde.
Und weil der Neue auch einen stärkeren Motor mit 100 kw/136 PS (plus 15 kW/21 PS) sowie 290 Nm maximales Drehmoment (plus 20) erhielt, ist er nicht nur vernünftig und gut fürs «grüne» Gewissen, sondern macht effektiv auch Spass. Bei unserer Fahrt überzeugten wir uns zudem von der Effizienz der Rekuperation, der Rückgewinnung von Energie. Zwar erfordern auch längere Fahrten mit dem e-Golf eine spezifische Planung (Ladestationen), doch seine erwiesene Alltagstauglichkeit und die für ein Elektroauto typische Fahrdynamik sind dafür mehr als eine Entschädigung. An Kritik ist anzuführen, dass man in gewissen extremen Fahrsituationen, wie etwa brüskes Ausweichen, das Mehrgewicht zu spüren vermag. Und so wohl auch, dass es sich um eine Abwandlung handelt und die Plattform nicht eigens für den e-Golf konzipiert ist.
Keine Rätsel im Fahrbetrieb
Wie beim Golf konnten wir auch beim zweiten «Probanden» Opel Ampera-e einfach einsteigen und losfahren. Und ebenfalls hier muss man sich um Bedienung und Betrieb des Autos keinen Kopf machen. Beide Fahrzeuge bieten verschiedene Möglichkeiten der Energierückgewinnung, alles ist kinderleicht zu handhaben. Doch der Opel unterscheidet sich vom Wolfsburger Produkt in einem wesentlichen Punkt: Er wurde von Grund auf als reines Elektroauto geplant und ist auch entsprechend ausgereift.
«Der Opel Ampera-e ist eine Mischung zwischen Crossover, Minivan und SUV. Man sitzt etwas höher, hat eine gute Sicht, und er ist mit dem voll nutzbaren Kofferraum und der klappbaren Rückbank auch absolut alltagstauglich.» Felix Stockar, der Freelance-Journalist und anerkannte Spezialist für Elektrofahrzeuge, war von Opel Schweiz mit dem Einsatz des Ampera-e an der Wave betraut worden und ist von diesem Modell überzeugt.
Opel Ampera-e: Reines Elektroauto
Klar, dass ein solches Fahrzeugkonzept vor allem bei einem etwas gesteigerten Platzbedarf praktisch ist. Doch im Vergleich zum VW e-Golf ist eine weitere Eigenschaft des Opel noch weit wichtiger. So verfügt er dank einer Batterieleistung von stolzen 60 kWh (Lithium-Ionen) über die hohe theoretische Reichweite (NEFZ) von maximal rund 520 km. Das ist natürlich eine Ansage. Und auch die Leistung des Elektromotors von 150 kW/204 PS verspricht nicht nur Fahrspass, sondern ermöglicht diesen in der Praxis effektiv auch.
Und dass sich Opels gegenwärtig einziges reines Elektroauto, VW hat nebst dem e-Golf noch den e-up! im Angebot, gerade auf unseren Strassen so gut macht, hat einen konkreten Grund. So ist der Ampera-e zwar technisch baugleich wie sein US-Bruder, der Chevrolet Bolt, doch man hat ihn für Europa konfektioniert. Dann ist es natürlich für die Fahrdynamik absolut zuträglich, dass der Akku zwischen den Achsen flach unter dem Wagenbogen platziert wurde. Gerade mit Blick auf die vorhandenen stolzen 360 Nm ist das eine feine Sache. So bleibt als Fazit dieses ersten «Dates», dass Opels Ampera-e nicht nur ein praktischer Fünftürer mit entsprechender Ladekapazität ist, sondern er zudem über einen absolut ausgereiften Antrieb mit viel Reichweite und Dynamik verfügt. Vielleicht hätte man sein Fahrwerk aber noch etwas straffer auslegen können. Detailkritiken gibt es ferner für zum Teil allzu harte Kunststoffe im Interieur sowie eine limitierte Sicht nach hinten. Der VW Golf-e und der Ampera-e von Opel: zwei absolut alltagstaugliche Elektroautos, welche darauf warten, entdeckt und gefahren zu werden. Und das jeden Tag.