Was Andy Murray zurzeit im Männer-Tennis, ist Volkswagen unter den Autobauern: Die Nummer 1 der Welt nämlich. 2016 sind die Deutschen – Dieselskandal hin oder her – zum populärsten Autobauer der Welt aufgestiegen. Ein triftiger Grund dafür war, dass VW im Gegensatz zu Toyota weit mehr von der rasant steigen-den Nachfrage in China profitieren konnte. Nach ihren jüngst in Tokio vorgelegten Daten hat die Toyota-Gruppe, zu der auch der Kleinwagenanbieter Daihatsu und der Nutzfahrzeughersteller Hino gehören, im vergangenen Jahr 10.17 Millionen Fahrzeuge verkauft. Knappe 0.2 Prozent mehr als im Vorjahr. Volkswagen mit seinen zwölf Marken von Porsche über Audi, die Kernmarke VW bis zu Škoda und den Lastwagen und Bussen der Marken MAN und Scania setzte 10.31 Millionen Fahrzeuge ab – entspricht einem Plus von 3.8 Prozent im Vergleich zu 2015. Es geht also äusserst eng zu und her im Kampf um den Thron, und es ist das erste Mal seit 2011, dass der Branchenprimus aus dem Reich der Mitte die Führung wieder an Deutschland abgeben muss.
Kaum an Reputation verloren
Es sei dem Konzern gelungen, «unter schwierigen Bedingungen das operative Geschäft zu stabilisieren», sagte VW-Chef Matthias Müller, als er die Zahlen von VW Anfang Januar im heimischen Wolfsburg (D) präsentierte. Allein 3.982 Millionen Autos verkaufte der Konzern in China, was einem Anstieg von 12.2 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Der Diesel spielt auf dem chinesischen Markt, dem weltweit grössten notabene, keine nennenswerte Rolle. Derlei hat VW infolge des in den USA Ende 2015 aufgedeckten Abgasskandals kaum an Reputation eingebüsst. Toyota prognostiziert für dieses Jahr Verkäufe im Bereich von 10.2 Millionen Stück und damit eine Stagnation. Auch Volkswagen erwartet 2017 einen Absatz in der bisherigen Grössenordnung.
Weltmeister ist nicht das Ziel – na ja …
Toyota hatte die Weltmarktführerschaft mitten in der globalen Krise 2008 in einem schrumpfenden Automarkt übernommen – damals von General Motors. 2011, nach dem Tsunami im Nordosten Japans, verloren die Asiaten den Spitzenplatz, um ihn danach während vier Jahren in Folge wieder zurückzuerobern.
Toyota bestreitet, sich auf das Rennen um den Weltmeistertitel einzulassen. «Wir fokus- sieren nicht darauf, Volumen zu generieren», kommentiert das Unternehmen seine «Silber- medaille» und erklärt die Kundenzufriedenheit zum Hauptziel. Nun, abgesehen davon, dass man das wohl überall so sieht, bleibt da ein «na ja» … Grund für die Expansion von Toyota ganz nach oben waren nämlich seinerzeit Mängel punkto Qualität, die dem Ruf der Marke nicht wirklich zum Ruhm gereichten. Akio Toyoda, der 2009 zum Präsidenten aufstieg, kritisierte schon damals den «Durst» zur Grösse und mahnte, die Qualität wieder in den Vordergrund zu rücken. Zuletzt betonte Toyoda ausserdem die Ef zienz als wichtiges Ziel.