Vor 30 Jahren begann die Entwicklung des Toyota Prius, einem der wichtigsten Beiträge Japans zur Automobil-Geschichte.
- «Japans Beitrag zur Automobilgeschichte»
- Ab 1997 auf dem Markt
- Unterdessen bei der 5. Generation angelangt
„Es ärgert mich, wenn es heisst, dass Japan in 100 Jahren noch keinerlei Beitrag zur Entwicklung des Automobils geleistet hat», erklärte Fujio Cho und gab 1993 das Signal für die Entwicklung des Toyota Prius und damit den Start ins Zeitalter elektrischer Mobilität. Wie von Fujio Cho erhofft, lud der Prius die Marke Toyota mit dem Image eines Innovationsführer auf, der Antworten auf die Umweltherausforderungen des frühen 21. Jahrhunderts gab. Hybrid fahren galt in den Nuller-Jahren als ökologisch wertvoll und so stylish, dass sich umweltbewusste Promis und Politiker nur zu gerne mit einem eigenwillig geformten Prius auf den roten Teppich fahren liessen. Und Fujio Cho konnte 2005, am Ende seiner Amtszeit als CEO, nicht nur die ökologisch wertvollen Früchte seiner Arbeit ernten: Der Toyota-Konzern war damals auf dem Weg zum grössten Fahrzeughersteller der Welt und verbuchte mehr Profit als Daimler-Chrysler, General Motors und VW zusammen.
Dabei waren es doch ursprünglich Europäer, die die komplizierte Hybridtechnik auf die Straße bringen wollten. Etwa Ferdinand Porsche, der im Jahr 1900 für die Wiener Firma Lohner ein Fahrzeug mit der Kraft der zwei Herzen konstruierte. Oder die VW-Tochter Audi, die 1989 den Typ Duo als Plug-in-Hybrid in Fahrt brachte, jedoch blieb es bei Kleinstauflagen. Nur die Japaner besassen die notwendige Verbissenheit, um alle Schwachpunkte des Hybrids zu eliminieren, und so kam es am Ende zum Showdown Honda Insight vs. Toyota Prius.
Auf dem US-Markt war Honda schneller, zuerst schaltete dort die Startampel für das Hybrid-Coupé Honda Insight auf Grün, dann für den Prius. Allerdings fuhr am Ende allein der viertürige Prius auf Erfolgskurs, denn nur er überzeugte als Vollhybrid, bei dem Benzin- und Elektromotor unabhängig voneinander oder gemeinsam das Fahrzeug antreiben – anders als der Honda Insight, der nicht ohne Verbrenner fuhr.
So viel Vorsprung durch Vollhybrid-Technik hatte ihren Preis. Knapp 40’000 Franken verlangte Toyota für den 4,32 Meter langen Prius, als dieser im Januar 2001 mit 53 kW/72 PS leistendem Benziner und 33 kW/44 PS starkem E-Motor in der Schweiz eintraf. Zu teuer für ein hässliches Entlein, dachten offenbar sogar Umweltschützer, gab es doch zum gleichen Kurs stolze Schwäne wie BMW 3er und Audi A4. Den Skeptikern nahm erst die 2003 vorgestellte zweite Prius-Generation den Wind aus den Segeln, nun avancierte der keilförmige Hybrid endgültig zum Hipster. Das erste Serienmodell mit unter 100 Gramm CO2-Emissionen gewann den europäischen Medienpreis «Auto des Jahres», und viele Betreiber von Taxiflotten vertrauten auf den zuverlässigen Toyota, dessen Batterie auch nach einer Million Kilometern noch fit war.
Knapp zehn Jahre brauchten Toyota und die Nobeltochter Lexus, um die erste Million Hybridfahrzeuge zu verkaufen, seit 2017 sind es über eine Million Einheiten pro Jahr. Die Konkurrenz verschlief die neue Technik nicht, aber weder Honda noch Ford, GM, Peugeot oder die deutschen Marken konnten auch nur annähernd ähnlich respektable Stückzahlen vermelden.
Den dritten Prius (2009-2016) gab es erstmals optional als Van Prius+ sowie als Plug-in-Hybrid für mehr Reichweite im Elektromodus, und die vierte Auflage des Prius (2015-2022) überraschte mit einem Solardach-Aufladesystem im Plug-in-Hybrid für zusätzliche Kilometer. Gleichzeitig schob Toyota Hybridtypen in allen Klassen vom Cityflitzer Yaris über Corolla und RAV4 bis zum Full-Size-SUV Highlander nach, nicht zu vergessen die Lexus-Hybridflotte. Viele konzerninterne Konkurrenten, die die Verkaufszahlen des Prius einbremsten. Die im vergangenen Jahr vorgestellte fünfte Generation des Prius kommt nun mit feinem Design und mehr als 220 PS, das dürfte die letzten Kritiker umstimmen. (SP-X/AR)
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