WIE LANGE NOCH?

Zehn Jahre nach seinem ersten Masterplan enthüllt Elon Musk seine Strategie bei Tesla für die nächsten Jahre.

Man kann sagen, dass der neue Plan zum perfekten Zeitpunkt erscheint. Nach dem ersten tödlichen Unfall im Zusammenhang mit dem Autopiloten eines Tesla-Autos hat Elon Musk seine Veröffentlichungen in den sozialen Netzwerken intensiviert, um die aus dem bisher verdientermas­sen untadeligen Image der Firma herausgebrochenen Stücke wieder zusammenzukitten.
In der Einleitung zu seinen Ausführungen erinnert Elon Musk an die Zielvorgaben des ersten Plans von 2006: ein Elektroauto der Spitzenklasse bauen (Roadster). Das damit erwirtschaftete Kapital zur Entwicklung eines ansprechenderen Modells verwenden (Model S). Die Einkünfte hieraus wiederum sollten die Tore für ein nochmals gefälligeres Modell öffnen (Model 3). Und am Ende steht dann die Bereitstellung von photovoltaischer Energie. Gemäss dem Serien-Unternehmer sind alle Ziele erfüllt worden oder stehen kurz davor. Der Vierstufenplan war notwendig, aufgrund der finanziellen Risiken, welche schon nur Produktion und Verkauf eines rein elektrischen, als revolutionär geltenden Fahrzeugs beinhalteten: «Ich schätzte unsere Erfolgsaussichten als so gering ein, dass ich es nicht riskieren wollte, das Geld von anderen zu verlieren, anstelle meines eigenen.» Ein gros­ser Teil seines Privatvermögens hat er bereits investiert. Des weiteren weist der Visionär jegliche Anschuldigungen von sich, Business für die Superreichen zu machen. Er erklärt, dass er dem Vierstufenplan ein relativ erschwingliches Fahrzeugmodell hinzugefügt hätte, weil es ihm ausschliesslich darum gegangen sei, die Kritiker zum Schweigen zu bringen, welche ihn beschuldigten, ausschliesslich sportliche Nobel-Elektroautos zu produzieren.
Nach dem Erdöl: Tesla
«Die komplette Energie-Infrastruktur der Welt verändern», nichts weniger postulierte Musk am 30. April 2015 anlässlich der Ankündigung seiner neuen Batterie, welche Millionen von amerikanischen Haushalten versorgen solle. Seine Absicht war damals, jedes Heim mit Solarzellen (produziert von SolarCity, dem Unternehmen seiner Cousins) auszurüsten, plus einer Batterie von Tesla, der «Powerwall», um die erzeugte Energie zu speichern. Ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung. Der grösste Nachteil bei der  Erzeugung von erneuerbarer Energie ist ihre Speicherung, welche sehr aufwändig, teuer und nicht zwingend ökologisch ist. Mit seiner Powerwall liefert Tesla hier die Lösung. Schlussendlich ist die kalifornische Unternehmung aber einfach eine Firma wie jede andere auch, mit ihren finanziellen Interessen, welche den Überlegungen zur Umweltverträglichkeit vorgehen. Schwierig, diese beiden Aspekte in Übereinstimmung zu bringen, während man gleichzeitig das Versprechen einer grüneren Welt abgibt.
Tesla hat am Montag verlauten lassen, dass sie ein feindliches Übernahmeangebot über 2.6 Mia. US-Dollar für SolarCity gemacht hätten. Damit wolle man, laut Musk, einen «historischen Fehler» korrigieren, nämlich die Trennung der beiden Teilbereiche bei ihrer Gründung.
Autos, aber auch autonome Busse
Um der Kritik am Autopiloten zu begegnen, möchte Musk die Situation auflklären: «Die Bezeichnung ‹Beta› werden wir erst fallen lassen, nachdem sich unser Autopilot als mindestens 10 Mal sicherer erwiesen hat, als ein durchschnittliches Fahrzeug.» Eine Aussage, welche den Vorwurf gegen den Konstrukteur bekämpft, dass er jegliche Verantwortung am tödlichen Unfall von sich weise, indem er sich hinter der Bezeichnung ‹Beta› verschanze. Musk betont auch, dass «Bereinigung und Tests der Software viel mehr Zeit in Anspruch nehmen werden als der Einbau der Kameras, des Radars, des Sonars und der gesamten Hardware benötigt». Damit erinnerte der Tesla-CEO daran, dass der Autopilot das Model S nicht zu einem vollautonomen Auto im eigentlichen Sinn des Wortes mache und dass es auf diesem Gebiet noch grosser Entwicklungsanstrengungen bedürfe.
Nach dem Roadster, dem Model S und dem Model 3 will das Unternehmen einen Pick-Up herausbringen, um seine Kundenbasis zu verbreitern. Zusätzlich, um schlussendlich bei einer Massenproduktion anzukommen, müssten die Fertigungsanlagen augebaut werden: «Die Maschinen bauen, welche die Maschinen als Endprodukte bauen».
Aber die Visionen von Tesla hören hier noch nicht auf. Neben einem Massenprodukt arbeitet die Firma bereits an zwei neuen Nutzfahrzeugen, welche nächstes Jahr vorgestellt werden sollen: ein Lastwagen und ein Bus. «Die Rolle des Buschauffeurs umgestalten zum Managers einer Flotte von Fahrzeugen», fasst Musk seine Absicht zusammen. Dieses Modell, der «Tesla Semi», solle die Transportkosten senken und gleichzeitig die Sicherheit mit Hilfe der Automatisierung erhöhen.
Abschliessend, sobald die Automatisierung vom Gesetzgeber anerkannt worden sei, wolle er ein Netz zur Reservation von autonomen Fernfahrzeugen errichten. Er werde der Mobile-App eine «Teilen»-Funktion hinzufügen. Bei Abwesenheit oder wenn man in den Urlaub geht, möchte Musk, dass man sein Auto dank der App sorglos an andere Benutzer ausleihen kann.

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