Wie hatte Johann Wolfgang von Goethe einst gesagt: «Wers Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit.» Nun, so wie es scheint, ist die Zeit von Thomas Amweg gekommen. Und dies, obwohl der Aargauer unmittelbar davor war, den imaginären «Zündschlüssel» seines PRC Honda im nächstbesten Senkloch auf Nimmerwiedersehen zu versenken. Der Start in die Sports Car Challenge ist dem Ammerswiler nämlich gründlich missglückt. «Ständig kam ein neuer technischer Mangel zum Vorschein», hält der gelernte Polymechaniker fest. Zum Saisonsauftakt in Misano bockte die Lenkung, dann, auf dem Red Bull Ring, nahm der PRC FPR9-Honda das Gas nicht so an, wie man das von ihm erwartet hätte und schliesslich rebellierte das Triebwerk auch im tschechischen Most. Das Auto entwickelte insofern Anflüge eines subversiven, heimtückischen Überraschungseis, das keiner will.
Thomas Amweg hat sich heuer für die Sports Car Challenge beim österreichischen Team Pedrazza Racing «eingemietet». «So wie es lief, habe ich allerdings für etwas bezahlt, das nicht lief», so Amweg. Ergo war die Kacke mächtig am Dampfen. Verständich, dass er den Bettel hin-schmeissen wollte. Hätte er das Geld zuhause zum Anfeuern des Grills eingesetzt, die Kohle hätte mehr nachhaltige Wirkung erzielt. Pedrazza Racing habe ihm dann aber versprochen, dass das Auto beim vierten Lauf der Sports Car Challenge in Hockenheim einwandfrei laufen werde. Er könne sich darauf verlassen. Mit gedämpftem Optimismus reiste der 30-Jährige derlei am Wochenende in die Kurpfalz. Mit dem aufbauenden Gedanken immerhin im Hinterkopf, dass «es auch im Sinn von Pedrazza Racing sein müsste, dass das Auto, das man vielleicht noch einmal vermieten oder verkaufen möchte, läuft». Und siehe da: In der Schwetzinger Hardt ging das Ding plötzlich ab wie eine Tüte Mücken und Amweg feierte zwei überlegene Siege. «Rennen 1 gewann ich mit 12, Rennen zwei mit 18 Sekunden Vorsprung.» Nach all dem Frust, Ärger und teuflischen Gefluche im Rahmen der drei ersten Rennweekends, herrschte diesmal im Amweg-Lager Harmonie, Judihui und Glückseligkeit. «Ja, so dürfte es immer laufen und so hatte ich es mir nach den Tests im letzten Herbst eigentlich auch vorgestellt.» Damals, als sich Thomas Amweg erstmals in einen Sportwagen setzte, die ersten Runden mit dem Auto drehte und sich auf Anhieb wohl fühlte.
Zum Kontakt mit dem Kohlefaserchassis-Auto kam es seinerzeit auch deshalb, weil die mechanische Werkstätte, die Thomas Amweg Anfang Jahr von seinem Vater übernommen hatte, unter anderem auch spezielle Teile für Pedrazza Racing anfertigt. Daneben tut sie dies auch für andere rennsportliche sowie für landwirtschaftliche Fahrzeuge. «Die Übernahme des Geschäfts war ein Grund für den Umstieg», erzählt Amweg. Die Rennen im Rahmen der Sports Car Challenge finden Samstags statt, und für ihn als Fahrer gibt es ausserdem weniger zu schrauben und «mechen», als zuvor im Formel-3-Mercedes. Mit dem einstigen Vettel-Auto feierte Amweg während den letzten Jahren im Rahmen des F3 Remus Pokals grosse Erfolge. Unter anderem war er 2014 Meister. «Jetzt kann ich am Montagmorgen im Geschäft sein, was früher nicht immer möglich war», räumt Amweg ein. Er könne seine Kunden, selbst wenn da viele dabei seien, die Verständnis hätten, nicht warten lassen, bloss weil er noch irgendwo «on the road» sei.
Verblüffend am Berg
Es ist nicht wirklich so, dass Söhne von Vätern, die sich irgendwo und irgendwie einen mehr oder weniger grossen Namen gemacht haben, ausgerechnet im gleichen Genre Karriere machen möchten. Viele, die es dennoch versuchen oder zum Versuchen «animiert» werden, bleiben ewig im Vater-Schatten. Der Motorsport ist proppevoll mit Beispielen. Nicht jeder ist ein Rosberg oder ein Verstappen; dafür gibts viele Eduardo «Dudu» Barrichellos, Mathias Laudas, Freddie Hunts, Tomas Scheckters, Greg Mansells, Adrien Tambays usw. Nun, nebst dem Schwinger- und dem Schützenkönig kennt die Schweiz auch noch einen Bergkönig und der heisst Fredy Amweg. Der Aargauer ist mehrfacher Bergmeister und gewann zig Rennen. Als Sohn oder Tochter kannst Du in der gleichen Spur derlei praktisch nur «ablosen». Freilich scheint der Berg in den Genen von Thomas Amweg zu liegen. Nebst seinen Einsätzen mit dem Sportwagen, die er nach dem erfolgreichen Hockenheim-Weekend jetzt wohl für die verbleibenden drei Rennen fortführen wird, fährt Amweg heuer auch ausgewählte Bergrennen. Und dies notabene prima. In Reitnau und Hemberg etwa holte er sich den Klassensieg. «Und wenn es ab und zu reicht, die mit den noch potenteren Autos zu ärgern, dann macht das auch Spass», schmunzelt er.
Auf gewissen «Motorenstrecken», da wo die Power aus dem Aggregat eben alles entscheidet, ist Amweg relativ chancenlos. Wenn jedoch die Verhältnisse oder die Strecke die fahrerischen Qualitäten unterstreichen, kommt der Aargauer in sein Element. Dann kann der SCB-Fan, der im Winter immer wieder gern in den «Tempel» pilgert, der Konkurrenz schon Mal einheizen. So wie zuletzt in Reitnau. Im Suhrental, nahe seiner Heimat, klassierte sich der «Single» aus Ammerswil hinter Eric Berguerand und Joël Volluz auf dem dritten Gesamtrang. Am übernächsten Wochenende wird der Hobby-Turner mit Ayant-Anzère sein drittes Bergrennen der Saison bestreiten. Oberhallau und der Gurnigel stehen heuer ebenfalls noch auf dem Programm. «Auf die Rennen in der Romandie verzichte ich.» Man darf derlei gespannt sein, welche Stricke er am Berg, und selbstverständlich auch im Rahmen der drei noch verbleibenden Weekends, anlässlich der Sports Car Challenge auf dem Salzburgring, in Zolder und Imola noch wird zerreissen können. Jetzt sollten ja beide «Kisten» rund laufen.