Mit dem 312 PB sicherte sich Ferrari 1972 zum letzten Mal die Langstrecken-Weltmeisterschaft.
- Eingesetzt von 1971 bis 1973
- 3-Liter-V12, 460 PS
- Nur 650 Kilo schwer
Die Ferrari «P»-Serie von Sportprototypen erstreckte sich über etwa ein Jahrzehnt von 1963 bis 1973 und brachte einige der legendärsten Erfolge in der eh schon glanzvollen Renngeschichte von Ferrari hervor. Dazu gehörten zwei Siege bei den 24 Stunden von Le Mans in den Jahren 1963 und 1964 und der berühmte 1:2:3-Sieg bei den 24 Stunden von Daytona 1967, der in jenem Jahr zum Triumph über Ford in der Weltmeisterschaft in diesem Jahr führte.
Die Übernahme von Ferrari durch Fiat im Jahr 1969 verschaffte dem Rennprogramm neue finanzielle Unterstützung, und im Laufe des Jahres 1971 wurde der Sportprototyp 312 P weiter verfeinert. In der für Ferrari typischen Art und Weise, verschiedene Motorkombinationen zu testen, hatte man in Maranello den 12-Zylinder-Motor aus dem 312 B Grand Prix von 1971 für den Einsatz im Sportprototypen modifiziert.
Der neue Prototyp wurde auf den Namen 312 PB getauft und feierte Mitte 1971 in Brands Hatch sein Debüt. Ausgestattet mit Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Einzelzündung und zwei obenliegenden Nockenwellen für jede Zylinderreihe, leistete der 3-Liter-Motor des 312 PB 460 PS bei 10’800/min (zumindest in der Abstimmung für 1000-Kilometer-Rennen). Der 312 PB wog weniger als 650 Kilogramm und verfügte über ein Semi-Monocoque-Chassis, Kühler auf beiden Seiten direkt hinter dem Cockpit und einen 120-Liter-Tank, der für eine optimale Gewichtsverteilung auf dem Beifahrersitz untergebracht war.
Im Laufe des Jahres 1971 wurde die Entwicklung fortgesetzt, so dass die Voraussetzungen für eine vielversprechende Kampagne im Jahr 1972 gegeben waren. Niemand ahnte, dass es eine der erfolgreichsten Rennsaisonen aller Zeiten für Ferrari werden würde. Als Beispiel mag die Rennkarriere von Chassisnummer Chassis 0886 gelten, die am vergangenen Wochenende von RM Sotheby’s in Villa Erba versteigert und für etwas mehr als 12 Millionen Euro verkauft worden ist.
0886 wurde als einer der sechs Werkswagen der Scuderia Ferrari für die Rennsaison 1972 der Gruppe 6 der Sportprototypen eingesetzt. Bei seinem Debüt bei den 1000 Kilometern von Buenos Aires im Januar 1972 fuhren die Werksfahrer Ronnie Peterson und Tim Schenken den Ferrari zur ersten von drei Pole-Positions der Saison. Der Wagen mit der Startnummer 30 setzte sich nach einem fliegenden Start an die Spitze. Während die beiden anderen PB im Laufe des Rennens mit mechanischen Problemen zu kämpfen hatten, fuhr #0886 zum Sieg.
Nach dem Rennen in Buenos Aires wurden die drei Spider zur weiteren Vorbereitung ins Werk zurückgebracht, während die Chassis-Nummern #0888, #0890 und #0892 zum zweiten Rennen der Saison in Daytona geschickt wurden. Die ersten drei Fahrzeuge kehrten im März zu den 12 Stunden von Sebring zurück. Ausgestattet mit einem neuen Getriebe und dickeren Bremsbelägen mit überarbeiteten Bremssätteln trug #0886 die Startnummer 3 und wurde wieder von Peterson und Schenken gefahren. In der 80. Runde zeichnete sich ab, dass die drei Ferraris wahrscheinlich das Podium stürmen würden, doch die Benzinpumpe von #0886 machte Probleme, und schon bald ging dem Ferrari der Sprit aus, so dass er an die Box fahren musste. Bei Einbruch der Dunkelheit hatte Peterson den dritten Platz zurückerobert und konnte sich bis zum Ziel auf den zweiten Platz verbessern, nur zwei Runden hinter dem Siegerauto von Jacky Ickx.
0886 kam bei den 1000 Kilometern von Monza im April wieder zum Einsatz. Die Karosserie, die nun die Startnummer 2 trug, wurde mit einer neuen Heckverkleidung mit Heckflossen und NACA-Kanälen modifiziert, die das Ergebnis von Experimenten während der Le-Mans-Trainingseinheiten waren. Das Rennen wurde von anhaltendem Regen heimgesucht, und obwohl Peterson sich die Pole-Position sicherte, kam er hinter seinen Teamkollegen Ickx und Clay Regazzoni ins Ziel und belegte zusammen mit Schenken den dritten Platz hinter einem Porsche.
Der letzte Einsatz für #0886 fand im Mai bei den 1000 Kilometern auf dem Nürburgring statt, wo Peterson und Schenken erneut die Pole-Position einnahmen. Trotz eines erneut verregneten Starts fuhr Peterson furios und stellte einen Rundenrekord nach dem anderen auf. Die Führung war so souverän, dass das Chassis 0886 im Rennen nie mehr herausgefordert wurde und zu einem überwältigenden Sieg fuhr. Dieser Sieg führte zu einem uneinholbaren Punktevorsprung, der Ferrari den Sieg in der Meisterschaft 1972 sicherte. Und dies, obwohl Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans gar nicht angetreten war, weil man befürchtete, dass die 312 PB zu wenig zuverlässig sein würden (jenes Rennen gewannen übrigens die Matra-V12 mit ihrem unverwechselbare Sound).
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.