In der deutschen Meisterschaft werden wir wohl kleinere Brötchen backen als in der italienischen», blickt Andreas Jenzer der diesjährigen Formel-4-Saison entgegen. In beiden Ländern sind Kundenfahrzeuge des bekannten Berner Motorsportförderers mit von der Partie. In Deutschland, die Saison beginnt am kommenden Wochenende in Oschersleben, deren vier, in «bella Italia» werden es in der Regel deren drei sein. Mit dem 18-jährigen Kevin Kranz aus München, dem 17-jährigen Innerschweizer Ski-Ass Fabio Scherrer und dem ebenfalls 17-jährigen Esten Jan-Erik Meikup ist Jenzer in Deutschland gleich mit drei Rookies unterwegs. Letzte Saison bereits Erfahrungen gesammelt hat der 18-jährige Holländer Job van Uitert aus Dongen. Letzterer belegte 2015 in der Rookie-Wertung den siebten Rang. «Er war quasi als Familienunternehmen unterwegs», hält Jenzer fest. Insofern dürfe man von ihm eine Steigerung erwarten. Freilich halten sich die Erwartungen in Grenzen: «Top10-Resultate sind als Erfolg für uns zu werten», sagt Jenzer. Mit den Podestplätzen oder den Meisterpokalen werde man vermutlich eher weniger zu tun haben.
Nun, die Testtage für die zweite Saison der Formel-Nachwuchsserie in Oschersleben deuten in dem Sinn auf eine spannende Saison hin. Viele Piloten sind seit der Premierensaison 2015 dabei. Für die Gesamtbestzeit der sieben Trainingssessionen unter den 38 Fahrern in der Motorsport-Arena sorgte Mick Schumacher – der Sohn des 7-fachen Formel-1-Weltmeisters.
Tessiner Küken
Höhere Ambitionen hegen die Schweizer Rennsportler aus dem Seeland in der italienischen Meisterschaft. Mit dem 20-jährigen Argentinier Marcos Siebert steuert da ein junger Mann für Jenzer den Tatuus Formel 4 T014 mit 1400-cm3-Fiat-AbarthTurbomotor und 160 PS Leistung, welcher letzte Saison zwei Siege und zwei Podiums herausfuhr und letztlich den fünften Gesamtrang erreichte. «Natürlich ist geplant, dass wir uns heuer steigern», sagt Jenzer. Ein durchaus berechtigter Optimismus. Der Ayrton-Senna-Fan aus Balcarce landete nämlich bei allen Test unter den Top 3. Daneben stehen Diego Ciantini, ein 18-jähriger Landsmann von Siebert, sowie der blutjunge, 16-jährige Schweizer Giacomo Bianchi
im Einsatz. Letzterer bringt so gut wie keine Erfahrung im Auto mit, dafür viel Lernbereitschaft, Wille, Talent und Ehrgeiz. Und: einen bekannten Coach namens Alex Fontana. Der Luganesi fuhr von 2011 bis 2015 in der GP3-Serie und gewann 2011 die Gesamtwertung der European F3 Open. «Das funktioniert bisher sehr gut», sagt Jenzer. «Jedes Mal», so der Berner, «wenn Giacomo im Auto sitzt, macht er ganz offenkundige Fortschritte.» Und bislang sass der Youngdriver erst sechs Tage im Auto. «Es ist verblüffend.» Ergo könne man wohl Mitte/Ende Saison mit einigem rechnen.
Armada in Misano
Um vor dem Auftakt der deutschen Meisterschaft am Wochenende etwas Nervosität abzubauen, sprich ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es sich in so Riesenfeldern, gespickt mit hochtalentierten und erfolgshungrigen Piloten, anfühlt, sich durch die erste Kurve zu quetschen, waren beim Saisonauftakt der Italo-Serie letztes Wochenende in Misano alle sieben Formel-4-Fahrer von Jenzer Motorsport am Start. «Das war logistisch und organisatorisch eine ziemliche Herausforderung», räumt der Patron ein. Mittels zwei LW und entsprechender Besatzung hat man den Kraftakt jedoch gut gemeistert. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die technischen Reglemente und Grundpakete in den beiden Serien sehr aufeinander abgestimmt sind. «Das finde ich intelligent», so Jenzer. In der italienischen Meisterschaft ist gegenüber der deutschen allein ein anderer Auspuff erlaubt.
Die Formel-4-Meisterschaft mit ihren gewaltigen Starterfeldern verspricht auf jeden Fall auf der ganzen Linie, ob in Italien oder Deutschland, Spannung und Racing pur.