Die zweitgrösste Stadt im Kanton Zürich ist bekanntlich eine Grossstadt, hat also über 100 000 Einwohner. Die verantwortlichen Politiker und Beamten haben vom Volk mehrmals den Auftrag bekommen, Klima- und Energiesparziele wahrzunehmen. Nun folgen Taten. Nicht nur für Velofahrer, sondern ebenfalls für Automobilisten – sofern diese ein Elektroauto haben. Geplant sind öffentliche Elektro-Schnellladestationen. Die erste von ihnen ist seit Dezember 2015 in Betrieb und wurde der Öffentlichkeit am 25. Februar präsentiert.
Auch Vorbeifahrende dürfen «tanken»
Das Stadtwerk Winterthur hat die Anlage in verkehrsgünstiger Lage in der Nähe der Autobahnausfahrt Töss eingerichtet. Sie liegt auf dem Gelände der Tennisanlage an der Auwiesenstrasse 51. Damit können nicht nur die Winterthurer, sondern auch Vorbeifahrende auf der Autobahn Strom tanken, wenn sie über weitere Strecken unterwegs sind. Das Konzept beinhaltet, dass meistens nicht die ganze Batterie geladen werden muss. Oft reicht eine Teilladung von 15 bis 30 Minuten, um wieder mobil zu sein. Kaffee gibt es in dieser Zeit im Restaurant der Tennisanlage. Zudem liegt das Schwimmbad gleich nebenan.
Modernste Anlage für alle
Die von ABB gelieferte Station (Kosten ca. Fr. 50 000.–) hat drei Anschlüsse (Type 2, CCS, CHAdeMo) und ermöglicht das Aufladen von mehreren Fahrzeugen auf dafür reservierten Parkplätzen. Angedockt werden können alle üblichen Systeme bei Elektrofahrzeugen mit Wechsel- (22 kW) oder Gleichstrom (50 kW).
Diese Diversität ist notwendig, weil zum Beispiel Autos sowohl aus Japan und Deutschland als auch Frankreich unterschiedliche Systeme haben. Sogar ein Tesla kann aufgeladen werden, sofern ein Adapter mitgeführt wird. Allerdings dauert in diesem Fall das Tanken etwas länger, als an den Tesla-Schnellladestationen. Natürlich ist die Ladezeit abhängig vom Zustand, von der Kapazität der Batterie, der Aussentemperatur sowie der im Auto verbauten Anlage (Umwandler).
Weitere Stationen geplant
Neben Passanten sollen zudem jene Winterthurer alimentiert werden, welche keinen Anschluss in der Garage haben oder ihr Auto über Nacht auf öffentlichem Grund parkieren. Oft reicht es ja schon, die Batterie während eines Einkaufs zu speisen. Deshalb ist eine weitere Station in der Gegend der Ausfahrt Ohringen (Nähe Einkaufszentrum) geplant. An Ladestationen auf allgemeinen Parkplätzen, etwa bei Strassenlampen, glaubt man noch nicht. Der Aufwand wäre zu gross. Ganz nebenbei profitieren die Stadtwerke, bei denen schon zehn Elektroautos in Betrieb sind. Eines davon (von der Garage Hutter) läuft problemlos seit vier Jahren.
Ein Jahr gratis
Für den Betrieb ist der Verein Solarspar zuständig, welcher sich seit 1993 für eine Energieversorgung ohne Treibhausgase engagiert. Solarspar übernimmt im ersten Jahr die Energiekosten. Damit ist garantiert, dass es sich zu 100 Prozent um zertifizierten Solarstrom handelt. Es kann also während eines Jahres rund um die Uhr gratis getankt werden.
Anschliessend soll ein Tarif erarbeitet werden, bei welchem eventuell die Ladezeit mitbestimmend sein könnte. Die Anlage ist ans Internet angeschlossen, womit viele Wege für ein Zahlsystem offen sind.