Es musste immer weitergehen – der Porsche 906 war die logische Folge des Porsche 904.
– Gebaut 1965/1966
– 65 Exemplare produziert
– «Opfer» von ganz vielen Nachbauten
Schon Ende 1964 war klar, dass der Porsche 904 mit seinem Vierzylinder-Motor 1965 auf den Rennstrecken und gerade auch bei Bergrennen nicht mehr konkurrenzfähig sein würde. Auch deshalb nicht, weil Ferrari mit seinem Dino 206P mit zwei Liter Hubraum auf deutlich über 200 PS kam, das Fuhrmann-Triebwerk im 904 aber mit 180 PS wirklich ausgereizt war. Doch Porsche hatte ja im neuen 901/911 einen Sechszylinder zur Hand, der sich schon im ersten Renntrimm (901/20) mit 210 PS als absolut konkurrenzfähig erwies. Mit höherer Verdichtung, einem Dreifach-Fallstrom-Vergaser von Weber und Doppelzündung kam die Maschine für das Serienprodukt (Carrera 6) dann auf 210 PS, im Renntrimm problemlos auf 220 PS.
Eine der wichtigen Änderungen war das Stahl-Gitterrohrrahmen-Chassis, das nicht nur als tragendes Element diente, sondern auch als Ölleitungssystem diente. Damit liess sich deutlich Gewicht sparen, ein Carrera 6 wog nur gerade 675 Kilo. Darauf aufgebaut war eine Kunststoff-Karosserie, die sich zwar am 904 anlehnte, aber aerodynamisch überarbeitet wurde, teilweise auch mit ein paar Spoilerchen an der Front und am Heck. Neu waren die Flügeltüren und die Plexiglasscheibe als Motorenabdeckung, das Heck endete in einer Kamm-Form; für das Werk kamen auch Langheck-Varianten zum Einsatz.
Für die FIA-Homologation musste Porsche 50 Exemplare bauen und vertrieb den 906 deshalb auch als Carrera 6 in einer Strassenversion (wie erwähnt, mit 210 PS). Mit einem Preis von 45’000 DM war das Fahrzeug ein Schnäppchen, die Nachfrage war hoch, trotzdem baute Porsche nur gerade 65 Exemplare des 906. Der bis 1971 durchaus konkurrenzfähig blieb auch auf der Rundstrecke.
Doch die grössten Erfolge kamen verständlicherweise schon früher: 1966 belegten die Porsche 906 in einer Langheckversion die Ränge vier bis sechs bei den 24 Stunden von Le Mans (inklusive Klassensieg). Der grösste Sieg war sicher jener bei der Targa Florio 1966, als der von der Schweizer Scuderia Filipinetti eingesetzte 906 mit Mairesse/Müller den Gesamtsieg schaffte, vor einem Ferrari-Werkteam. 1967 gab es noch einen siebten Gesamtrang sowie den Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans.
Der Porsche 906 wurde leider ein Opfer seines eigenen Erfolgs. Weil der Gitterrohrrahmen sehr einfach und auch günstig nachzubauen ist, kursieren sehr viele «Nachbauten» in der Klassiker-Szene. Es wäre an Porsche selber, da endlich einmal ein Machtwort zu sprechen und «echt» von ein bisschen «fast echt» zu unterscheiden. Leider geschieht das nicht, was dem Ruf des eigentlich grossartigen 906 nachhaltig geschadet hat. Und auch weiterhin wird.
Das Exemplar, das wir hier zeigen, #906-127, gehörte einst Sepp Greger, der damit in seiner Klasse 12 von 14 Läufen zur Berg-Europameisterschaft gewann. Da gibt es zwar auch ein paar Fragezeichen, doch Greger war bei der Rekonstruktion mit dabei, er konnte viele Lücken in der Geschichte schliessen – und so kann man davon ausgehen, dass dieses Fahrzeug so nah an einem Original ist wie nur möglich. Der Motor ist nicht mehr original, aber immerhin auch ein 901/20, wie er damals tatsächlich installiert war. Das Fahrzeug wurde kürzlich für zwei Millionen Dollar über Bring A Trailer verkauft.
Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.