Das Cabriolet Ferrari 275 GTS wurde gleichzeitig mit dem Coupé 275 GTB vorgestellt. Und doch war alles anders.
- Gebaut von 1964 bis 1966
- Es entstanden 200 Exemplare
- Design vom Tom Tjaarda für Pininfarina?
Vergangene Woche hatten wir den Ferrari 275 GTB vorgestellt, die Geschichte des legendären Coupé finden sie hier. Gleichzeitig mit dem 275 GTB wurde auf dem Salon von Paris im Herbst 1964 auch der 275 GTS präsentiert; das «S» steht für Spyder, obwohl es sich mehr um ein luxuriöses Cabriolet handelte. Beide Fahrzeuge wurden bei Pininfarina entworfen, doch während man bei Coupé nicht so genau weiss, wer federführend war (Francesco Salamone vielleicht?), ist es bei der offenen Variante: (Wir hatten hier die Vermutung geäussert, dass es allenfalls Tom Tjaarda gewesen sein könnte, der den Ferrari 275 GTS gezeichnet hat. Dagegen verwehrt sich nun der deutsche Besserwisser Dr. Stefan Dierkes derart heftig, dass wir das wohl besser zurückziehen – wir wollen dem guten Mann schlaflose Nächte ersparen. Und hoffen, dass er keine anderen Probleme hat.)
Wie auch immer: Unterschiedlicher hätten Coupé und Cabrio nicht sein können. Das war damals noch nicht üblich, gerade bei Ferrari waren geschlossene und offene Variante sich immer sehr ähnlich gewesen. Doch während der 275 GTB auch optisch stark auf Sportwagen machte, sah man dem 275 GTS schon von aussen an, auf was er ausgelegt war: Cruising.
Wahrscheinlich ist der 275 GTS nicht der grösste Entwurf von Pininfarina/(((Tjaarda))). Es fehlt ihm etwas die Dynamik, welche das Coupé so dramatisch macht – gar langgezogen wirkt er, fast wie ein Schiff. Doch man muss auch sehen, was der Verwendungszweck eines solchen offenen Ferrari war, der als Cabrio mit Leiterrahmen nicht wirklich verwindungssteif war, eben: das friedliche Einherrollen auf schönen Strassen. Ein sehr grosser Teil dieser Fahrzeuge wurde in die USA verkauft, dort wurden (und: werden) die Ferrari nur selten so bewegt, wie man sie auch bewegen könnte. Und überhaupt: geschlossen wollte man ihn nicht fahren, den 275 GTS, denn mit der Mütze auf sah er schon ziemlich eigenartig aus. Auch war das Öffnen und Schliessen des Dachs mehr so: Camping.
Im Gegensatz zum 275 GTB, der über die Jahre immer stärker wurde und von dem es auch Rennversionen gab, musste der GTS während seiner nur 18-monatigen Produktionszeit immer mit der schwächsten Variante des 3,3-Liter-«Colombo»-V12 (Tipo 213) auskommen. Also: 265 PS, so in etwa (Ferrari war damals oft etwas gar grosszügig mit sich selber bei den Leistungsangaben). Was aber alleweil ausreicht für eine gemütliche Ausfahrt. Genau 200 Stück wurden gebaut.
Schreiben wir es einmal so: Es wurde schon viel Geld bezahlt für diese Ferrari 275 GTS, deutlich über zwei Millionen. Unterdessen ist es einiges ruhiger geworden, es steht «nur» noch eine 1 vorne. Das ist auch deshalb erstaunlich, weil die deutlich weniger seltenen Coupé durchwegs höher gehandelt werden – vielleicht bilden hier die Ferrari-Preise, die man ja oft nicht unbedingt verstehen muss, für einmal die wahren Begehrlichkeiten ab.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.
Sorry, aber das Design dieses Ferraris ist nicht von Tom Tjaarda.
Was wäre denn Ihr Vorschlag?
Ich schlage vor, den Artikel zu korrigieren und die Fehlzuschreibung zu Tom Tjaarda zu entfernen.
Pininfarinas Chef-Designer zu dieser Zeit war Franco Martinengo. Der Designer des Ferrari 275 GTS ist nicht bekannt. Tom Tjaarda war es definitiv nicht.
Einfach etwas zu behaupten, ist etwas gar einfach. So ganz ohne Grund kommen wir ja auch nicht auf die Idee.