Elektrisierende Premiere

Erstmals stromern bei der ­Rallye du Chablais über ein Dutzend der knapp 100 Teams im vollelektrischen Markencup von Opel mit. Ex-Rennfahrerin ­Cyndie Allemann gibt dabei ihr Rallyedebüt.

Auch und gerade im Motorsport sind alternative Antriebe auf dem Vormarsch. Verständlich, gilt doch der automobile Wettkampf als Beschleuniger bei der Entwicklung und Umsetzung neuer technologischer Lösungen. Opel zählt dabei zu den Pionieren. «Als wir vor fünf Jahren das Projekt eines Rallyeautos auf der Basis des Corsa-E präsentiert haben, war klar: Opel wird elektrisch. Da war es ­naheliegend, die beiden Themen, sprich ein elektrisches Kundensportmodell und eine Einsteiger­serie, zu verbinden», blickt Opel-Motorsportdirektor Jörg Schrott auf die Anfänge des ADAC Opel Electric Rally Cups zurück und freut sich: «Unser Engagement hat sich ausbezahlt, der Cup hat sich in nur zwei Jahren etabliert. So waren bei den bisherigen Rallyes 31 Fahrer und Fahrerinnen aus elf Nationen am Start.»

Acht Rallyes in vier Ländern

Vielfalt bleibt auch in der dritten Saison Trumpf. 2023 stehen in der vollelektrischen Markenserie acht anspruchsvolle Veranstaltungen in vier Ländern auf dem Programm. Nach dem spannenden Saisonauftakt bei der Rallye Sulingen in Deutschland startet die elektrische Corsa-Meute am ersten Juni-Wochenende erstmals in der Schweiz, bevor zwei Gastspiele in Frankreich und Deutschland sowie eine Veranstaltung in Österreich folgen. Das Finale des ADAC Opel Electric Rally Cups steigt von 26. bis 29. Oktober im Rahmen des neuen WM-Laufs Zentraleuropa in Tschechien, Deutschland und Österreich.

Der Corsa Electric samt Cup ist eine gute Schule. Schon Walter Röhrl profitierte bei seinem zweiten WM-Titel im ehrwürdigen Opel Ascona 400 von einer besonders sauberen Linie. Für einen Nachwuchs-Cup auch gut: Die Stossdämpfer am 100 kW (136 PS) starken Rallye-Stromer sind nicht einstellbar, ergo bleiben den Teams nur Spur, Sturz Luftdruck, Bremsverteilung und Fahrtalent, mit denen sie sich unterscheiden können.

Ähnlich innovativ wie der Corsa Electric Rally ist die Ladestruktur für die Cupfahrzeuge. «Bei der mobilen Lösung der deutschen Firma E-Loaded wird die Energie vom öffentlichen Stromnetz eingespeist, wobei vom jeweiligen Netzbetreiber regenerativ erzeugter Ökostrom bevorzugt wird. Der Mittelstrom von bis zu 20 000 Volt fliesst in einen eigens für den Rallyeeinsatz adaptierten Transformator. Dieser gibt bis zu zwei Megawatt Gleichstrom mit 1000 Volt an die 18 Ladepunkte am Service weiter. Dort wird jeder Corsa Electric Rally innerhalb von 30 Minuten mit maximal 100 Kilowatt auf 85 Prozent aufgeladen», erklärt Opel-Motorsportdirektor Schrott im Vorfeld der Rallye du Chablais.

Mehrere Titelanwärter

Sportlich ist die Ausgangslage beim Schweizer Debüt rund um Aigle im Kanton Waadt völlig offen. Bereits der Saisonauftakt hat bewiesen, dass sich im Cup-Jahrgang 2023 mehrere Titelanwärter finden. Der 23 Jahre junge Auftaktsieger Max Reiter wird alles dran setzen, seine Tabellenführung zu verteidigen. Doch hinter ihm lauern nicht nur die beiden jeweils ein Jahr jüngeren Cup-Routiniers Calle Carlberg aus Schweden sowie Christian Lemke, sondern auch der französische Neueinsteiger Terence Callea.

Besonderes Augenmerk wird sich auf Cristina Rumeau richten. Die 27-jährige Französin feierte ihren Einstand im ADAC Opel Electric Rally Cup direkt mit Bestzeit auf der ersten Wertungsprüfung der Saison 2023. Auch ihre Teamkollegin Cindy Gudet wird im Rahmen der FFSA Academy vom französischen Automobilsportverband gefördert. Mit der Rumänin Cristina Opera ist ­eine weitere Dame mit von der Partie. Die drei Lady-­Crews bekommen bei der Rallye du Chablais einmalige Konkurrenz durch eine prominente Gaststarterin. Die 37-jährige Cyndie Allemann, die sich unter anderem in der Formel-3-Euroserie, den US-amerikanischen Indy Lights Series sowie bei den 24 Stunden von Le Mans eine Namen machte und heute erfolgreich als TV-Moderatorin arbeitet, feiert im elektrischen Markencup ihr Rallyedebüt. 

«Das Ergebnis ist diesmal zweitrangig»

AUTOMOBIL REVUE: Wie stehen Sie zur Elektromobilität?

Cyndie Allemann: Für viele ist es noch immer ein emotionales Thema. Als TV-Moderatorin und Testfahrerin habe ich die Gelegenheit, ganz unterschiedliche Fahrzeuge zu fahren, und konnte auch früh verschiedene Elektroautos probieren. Ich finde es gut und denke, es ist eine prima Alternative und gerade in Mitteleuropa die Zukunft. Als ehemalige Rennfahrerin will ich auch sagen, dass Elektroautos auch ohne Sound richtig Spass machen können. Die Beschleunigung ist wirklich beeindruckend. (lacht)

Wie gehen Sie ihr Rallyedebüt an?

Natürlich bin ich sehr aufgeregt. Aber auch wenn ich erst kurz vor der Rallye erstmals im Opel Corsa Rally Electric sitzen werde, denke ich, dass das reine Fahren die kleinste Herausforderung wird. Wesentlich schwieriger werden all die rallyespezifischen Aufgaben werden. Ich habe im Wettbewerb noch nie mit einem Co-Piloten zusammengearbeitet oder gar Streckennotizen erstellt und dann diese umzusetzen versucht, wenn mein Beifahrer mir sie vorliest. Ich werde das Ganze mit viel Vorfreude und noch mehr Demut angehen.

Wir kommen nicht darum herum, nach Ihrem Ziel als Rennfahrerin zu fragen.

Das Ergebnis ist für mich diesmal völlig zweitrangig. Ich möchte meine allererste Rallye erleben, alles geniessen, viel Spass haben und natürlich ins Ziel kommen. Ich hoffe, ihr drückt meinem Beifahrer Horst Rotter und mir die Daumen.

Cyndie Allemann: Die erfahrene ­Rennfahrerin gibt ihr Rallyedebüt.

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