Es ist ein bisschen so, als ob Roger Federer an den Berner Tennis-Meisterschaften mitspielen würde. Eric Jordan hat es heuer zum viertem Mal geschafft, den vielleicht weltbesten Rennfahrer «ever» an den Start der Rallye du Chablais durch die Waadtländer Alpen in der Talebene zwischen Montreux und Martigny zu bringen. Zusammen mit Ehefrau Séverine trat der 43-jährige Elsässer, der 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011 sowie 2012 Weltmeister war und im Verlauf seiner Karriere 78 WM-Rallyes gewann, in einem Peugeot 208 T16 an. All die Grosserfolge im Rahmen der WM erzielte Loeb mit dem monegassichen Beifahrer Daniel Elena. Loebs Frau freilich fuhr früher mit ihrem Gatten auch schon bei einigen kleineren Rallyes als Co-Pilotin mit. Letztlich wurde das französische «Vollgas»-Paar seiner Reputation «absolument» gerecht und siegte nach 14 Sonderprüfungen mit 34.5 Sekunden Vorsprung auf den verblüffenden Schweizer Meister Sébastien Carron. Letzterer erhielt seine «Koordinaten» von Co-Pilot Vincent Landais eingeflüstert.
Acht Bestzeiten
Der relativ knappe Vorsprung zeigt, dass es für den Grossmeister am Volant kein Kindergeburtstag war, sich in der Provinz durchzusetzen. Im Gegenteil: «Ausserhalb eines WRC-Autos hatte ich noch nie einen so starken Gegner», so Loeb. Sozusagen eine Kanonisierung, sprich Heiligsprechung, für den 39-jährigen Carron. «Es war schon überraschend für mich, so lange vor Loeb zu bleiben», meinte der «Champion Suisse» aus Vétroz VS. Mit seinem Ford Fiesta R5 fuhr der Walliser auf den ersten drei Prüfungen jeweils die schnellste Zeit. Carrons Vorsprung betrug derlei nach dem ersten Viertel 18.3 Sekunden. Wann liegt man als «kleiner Schweizer Amateur» schon Mal vor einem neunfachen Weltmeister? Eine Zwischenrangliste zum Vervielfältigen und Einrahmen und in der ganzen Wohnung Aufhängen für Carron. «Carron fuhr wirklich gut», so Loeb. Nachdem sich der Rallye-Prinzipal an sein Automobil gewöhnt und weichere Reifen aufgezogen hatte, drehte «le Champion» – assistiert von seiner Liebsten und seinem «Sebastien Loeb Racing Team» – mächtig auf und wendete «finalement» das Blatt. Achtmal lieferten Madame und Monsieur Loeb so die Bestzeit. Dies nachdem Carron noch zwei und Jérémie Toedtli im Škoda Fabia auf der Schlussetappe noch eine Topmarke ablieferten.» Carron: «Als Loeb vor mir lag, fuhr ich noch so schnell wie nötig, um die nationale Wertung zu gewinnen.» Ivan Ballinari sicherte sich den 3. Rang und zum wiederholten Mal Rang 2 in der Schweizer Meisterschaft.
Harter Kampf
«Natürlich fuhr ich hier nur zum Vergnügen», so der im Prangins VD am Genfersee wohnende Loeb. Aber: «Ich habe schon etliche solche Veranstaltungen bestritten und so hart um den Sieg kämpfen musste ich aber wie gesagt noch nie.» In den Ohren von Carron und den Veranstaltern ein frohlockendes, offenbarendes Halleluja des Kraftfahrzeug-«Hergotts».
Loebs Namensvetter, Sébastien Carron, der Seriensieger in heimischen Rallye-Gefilden, hat seinerseits zweifellos eindrücklich bewiesen, dass der Titel auch heuer nur und ausschliesslich über ihn führt. Während Aurélien Dévathéry die Clio Alps Trophy gewannen, holten sich Nicolas und Gaëtan Lathion mit ihrem Peugeot 208 R2 bei den ASS-Junioren den Sieg. Letztere mit einflussreicher Unterstützung des Rekordweltmeisters. Loeb hat die Lathions nämlich in seinem Team aufgenommen.