Elektrischer Kompaktsportler

Die Alpine A290 wird einer der ersten elektrischen ­Kompaktsportler in Grossserie sein. Das Konzept vermittelt einen Eindruck ­davon, wie das für 2024 geplante Serienmodell aussehen wird.

Schon im kommenden Jahr will Alpine das erste Modell seiner «Dream Garage»-Offensive auf den Markt bringen. Es umfasst drei Elektrofahrzeuge: den Nachfolger der A110 (2026), einen Crossover GT (2025) und als Einstieg in das B-Segment schon im Jahr 2024 die A290. Mit der A290 zeigen die Franzosen eines der ersten elektrischen Hot-Hatch-Fahrzeuge. Der Hersteller aus Dieppe (F) hat den kompakten Sportler zwar noch nicht offiziell vorgestellt, dafür aber die Studie A290 mit dem Namensanhängsel Beta. Sie soll einen Vorgeschmack geben.

Für die A290 hat Alpine seine Nomenklatura überarbeitet. Die erste Ziffer steht für die Position des Autos in der Modellreihe, wobei sich die 2 auf das B-Segment (Kleinwagen) bezieht. 90 steht für die Lifestylefahrzeuge der Marke, rein sportliche Modelle behalten die Zahl 10. Der Prototyp trägt momentan noch den griechischen Buchstaben Beta als Namensanhängsel, er wird nicht auf das Serienmodell übertragen. Hier hält es der Autohersteller wie Software- oder Spieleentwickler: Eine Betaversion bezeichnet einen Zwischenschritt in der Entwicklung vor der offiziellen Einführung der endgültigen Version. Das Serienfahrzeug wird einfach A290 heissen.

Was schafft den Sprung in die Serie?

Die interessantesten Fragen bei einem Konzeptauto in dieser Phase: Wie viel und was wird vom Entwurf ins Serienfahrzeug übernommen – und was nicht? Raphael Linari, Chefdesigner von Alpine, stellt gleich zu Beginn klar, dass 85 Prozent des äusseren Erscheinungsbildes den Sprung ins Serienmodell schaffen werden. Das Konzeptauto ist 4.05 Meter lang, 1.85 Meter breit und 1.48 Meter hoch, das Serienauto wird etwas kleiner und weniger breit sein. Die grossen Linien werden also übernommen, aber auch die Scheinwerfer, die an die Welt des Rallyesports erinnern, wie Linari bestätigt: «Wir haben das Konzept des schwarzen Klebebands, das kreuzförmig über die Frontscheinwerfer der alten Rallyeautos gelegt wurde, in Licht umgesetzt.»Bei Rallyeautos sollte das Klebeband damals verhindern, dass bei Glasbruch Scherben auf der Strasse verstreut wurden.

Am Heck entschieden sich die Designer für ­eine minimalistische Variante der vertikalen Leuchten des R5. So seien die neuen vertikalen LED-Balken «eine Anspielung auf die Rückleuchten der Le-Mans-Rennprototypen wie der A470», sagt Linari. Ausserdem wird die Grafik der Felgen übernommen, aber nicht die Grösse: Die Serienfelgen werden 19 Zoll gross sein, während das Konzept 20-Zoll-Felgen hat. Die Serien-A290 wird wie die A110 mit speziell für sie entwickelten Reifen ausgestattet sein. Die Reifen hat Michelin entwickelt, sie tragen die Alpine-Kennung.

An einigen Stellen haben sich die Designer Freiheiten genommen, die sich nicht am Serienmodell wiederfinden werden: Am Heck zeigen die Koordinaten neben den Leuchten den Standort des Alpine-Designzentrums an. Weiter unten befinden sich Öffnungen, die an Auspuffrohre oder Computerlüfter erinnern. Vorne werden in den unteren Scheinwerfern die Namen der beiden Alpine-Formel-1-Fahrer angezeigt, Gasly auf der einen und Ocon auf der anderen Seite.

Die Scheinwerfer sind nicht die einzigen Elemente, die eine Anspielung auf den Motorsport darstellen. Auch das Interieur, das viel konzeptioneller ist und sich weit von der Realität der Serienproduktion entfernt, ist von der Königsklasse des Motorsports inspiriert. «Da das Fahrvergnügen im Mittelpunkt der Alpine-Strategie steht, haben wir den Fahrer in der Mitte des Innenraums positioniert», erklärt Linari. Auf beiden Seiten des zentralen Sitzes befinden sich zwei weitere Sitzschalen. Vor diesen drei Sitzen gibt es kein Armaturenbrett, alle Bedienelemente werden über ein Bedienteil am Dachhimmel oder Tasten am Lenkrad gesteuert. Das Serienfahrzeug wird nichts davon übernehmen, mit Ausnahme des OV-Knopfes (für over-take, also überholen), der für eine vorübergehende Leistungssteigerung sorgt.

Raphael Linari, ­Chefdesigner von Alpine.

Zwei Motoren vorne nur im Konzeptauto

Apropos Leistung: Der Prototyp verfügt über zwei elektrische Motoren an der Vorderachse. Das Serienfahrzeug wird selbstverständlich nur über ­einen einzigen Elektromotor verfügen, der ebenfalls auf der Vorderachse angeordnet ist. Allradantrieb ist nicht vorgesehen. Die Maschine ist stärker als die kolportierten 100 kW (136 PS) des R5. Wahrscheinlich kommt der 160 kW (218 PS) starke Antriebsstrang des Megane E-Tech zum Einsatz. Diese Einheit wird in Frankreich in der Motorenfabrik in Cléon hergestellt.

Alpine gibt zwar keine Werte für die Batteriekapazität bekannt, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Akkus direkt vom Renault 5 übernommen werden, denn Alpine glaubt, dass «die Kunden bereit sein werden, zugunsten einer höheren Leistung an Reichweite zu verlieren». Für den R5 werden unter anderem 50 Kilowattstunden Batteriespeicherkapazität genannt.

Während der Prototyp auf einem Rohrrahmen aufgebaut ist, wird das Serienmodell auf der CMF-B-EV-Plattform des zukünftigen Renault 5 basieren. Das Fahrwerk wird jedoch speziell auf die sportliche Alpine abgestimmt. So sollen die Mehrlenker-Hinterradaufhängung straffer und die Lenkung feiner und direkter sein. Ausserdem wird die Spur breiter ausfallen. Beide Autos werden im französischen Werk Douai auf ­einer Linie gebaut. 

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