Mit dem U6 bringt die noch junge Marke Aiways ihr zweites Modell nach Europa. Wieder ist es vollelektrisch, wieder ist es ein SUV. Im Gegensatz zum U5 ist der zweite Streich ein SUV-Coupé, das mit seinem modischen Auftritt eine jüngere und lifestyle-orientiertere Kundschaft ansprechen soll. Wenn das Modell in wenigen Wochen erhältlich sein wird, entfalle mehr als die Hälfte der verkauften Autos der Marke in der Schweiz auf den U6, schätzt Marc Brunner, Geschäftsführer von Aiways Schweiz. Der U6 wird aber vorerst trotzdem ein seltener Anblick bleiben auf den Schweizer Strassen: Vom U5 wurden im vergangenen Jahr nur 51 Stück abgesetzt.
Für die Generation Youtube
Kleckern, nicht klotzen – das passt zum Konzept von Aiways. Während andere Chinesen wie BYD oder Nio, die auch nach Europa wollen, mit der grossen Kelle anrühren, ist man bei Aiways eher zurückhaltend. Das spiegelt sich auch am und im Auto wieder. Die Motorisierung ist mit 160 kW (218 PS) ausreichend, das Drehmoment beträgt 315 Nm. Damit beschleunigt das Auto in 6.9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Batterie fasst 63 kWh, an DC-Stationen lädt sie mit maximal 90 kW, an AC-Stationen mit höchstens 11 kW. Die Ladezeit von 20 auf 80 Prozent gibt Aiways mit 35 Minuten an, was eher viel ist.
Mit dem U6 will Aiways klar eine jüngere Kundschaft ansprechen als mit dem U5. Das zeigt sich nicht nur in der modischen Karosserieform, sondern auch an den frischen – und bunten – Farben im Interieur. Sitzbezüge und Armaturenbrett sind in Kunstleder gefertigt, ansonsten gibt es viel Plastik. Für ein gemütliches Ambiente sorgt eine dezente Beleuchtung, die sich auch Wunsch auch dem Rhythmus der Musik anpasst. Der spielerische Ansatz zeigt sich auch im Infotainment: In jedem Menü, beispielsweise dort, wo die Assistenzsysteme ein- oder ausgeschaltet werden, gibt es zu jeder Funktion eine Animation, die erklärt, was sie macht.
Vor dem Fahrer ist im Armaturenbrett elegant ein kleiner Bildschirm integriert, der die nötigsten Informationen enthält. Der zentrale Infotainmentbildschirm misst 14.6 Zoll. Die Ansicht ist stets zweigeteilt. Links werden Informationen zum Fahrzeug und zu den Assistenzsysteme angezeigt, sie dient also gewissermassen als Erweiterung des Kombiinstruments. Rechts finden sich alle Funktionen wieder, die üblicherweise in einem Infotainmentsystem zu finden sind. Allerdings ist die Bedienung wenig intuitiv, sodass wir uns während der Fahrt immer wieder dabei erwischen, wie wir auf den Bildschirm starren und verzweifelt nach bestimmten Einstellungen suchen, anstatt den Blick auf die Strasse zu richten. Ein GPS gibt es nicht im Auto, wer das Navi benötigt, muss sein Handy mit Android Auto oder Apple Carplay verbinden.
Zurückhaltend bei Antrieb und Preis
Es ist ein typisches Klischee bei Elektroautos: Die Unterschiede zwischen den Autos werden immer geringer. Was auf Aussehen, Qualität und digitale Technologien mit Sicherheit nicht zutrifft, mag für Antrieb und Fahrwerk bei vielen Fahrzeugen tatsächlich der Fall sein. In dieser Hinsicht erfüllt der Aiways das Klischee. Er macht im Alltag kaum etwas falsch, hinterlässt aber auch keinen bleibenden Eindruck. Was dem U6 zugute kommt, ist sein eher geringes Gewicht von 1.8 Tonnen. Drehmoment ist jederzeit genügend vorhanden, sodass das Fahren sehr elastisch ist. Das Kurvenverhalten ist nicht überraschend und das Fahrzeug gut kontrollierbar. Mit Motor, Getriebe und Antrieb an der Vorderachse zeigt sich eine Tendenz zum Untersteuern, so wie sie ein Verbrenner auch hätte. Mit der Einzelradaufhängung an der Hinterachse fährt sich der U6 komfortabel.
Wie schon beim U5 setzt Aiways auch beim U6 auf eine einfache Preisgestaltung: Das Auto kostet 48 900 Franken. Zusatzaustattung, Optionen oder Aufpreis gibt es nicht. Der Kunde hat die Wahl zwischen vier Farben (Schwarz, Weiss, Gelb, Mintgrün), der Preis bleibt immer derselbe. Zur Serienausstattung gehört auch die Wärmepumpe, die noch etwas an zusätzlicher Reichweite bringen kann. Aiways gibt diese mit 405 Kilometern an, was allerdings etwas hoch gegriffen scheint. Nach den ersten Fahrten im gemischten Verkehr, stand die Verbrauchsanzeige auf 20 kWh/100 km, was eine Reichweite im Bereich von 300 Kilometern ergibt. Das dürfte für die meisten Alltagsnutzer auch problemlos ausreichen.