Vorwärtsstrategie

Früher stand das Kürzel GSE für Grand Sport/Einspritzung. Von Opel reanimiert und ins 21. Jahrhundert übersetzt heisst es jetzt: elektrifiziert.

Früher brachte die Einspritzung den Leistungsschub, heute ist es der Elektromotor. Opels Spitzenmodelle sind Plug-in-­Hybride, und künftig sind sie mit dem alten respektive reanimierten Kürzel unterwegs. Diese neue Sportlichkeit gibt es sowohl für die Volumenmodelle Astra und Astra Sports Tourer wie auch für den Grandland. Während der Astra 225 System-PS zu bieten hat, sind es beim Grandland deren 300. Dessen Mehrleistung ist auf den zweiten Motor an der Hinterachse zurückzuführen. Das tönt womöglich bekannt – und ist es auch. Unter dem Grandland steckt die EMP2-Plattform, die er mit dem Peugeot Crossover 3008 bis 5008 oder dem DS 7 Crossback gemeinsam hat, während die Abwandlung EMP2 V3 dem Astra als Grundlage dient. So weit, so gut. Der neue Astra mit seiner grundehrlichen, modernen, aber doch klug konzipierten Sachlichkeit innen und seinem attraktiven Äusseren macht ihr keine Schande.

Das Bisschen mehr

Um direkt zum Punkt zu gelangen: Opel hat den  GSE-Modellen mehr Leistung, einige optische Retouchen, eine etwas direktere Lenkung und ein neues Fahrwerk mit Koni-Dämpfern beschert. Nach einigen Kilometern Fahrt im Astra GSE  stellt man fest, dass die Ingenieure in Rüsselsheim (D) es klugerweise vermieden haben, allzu viel Sportlichkeit in seine neuen GSE zu verpacken, aus dem Astra ist trotz ansprechender Leistungswerte kein Hot Hatch geworden. Zwar sitzt er einen Zentimeter näher an der Strasse, weist einige schwarze Akzente an der Karosserie – das schwarze Dach ist bei allen Farbvarianten stets dabei – sowie ein neues Felgendesign auf, das Überraschende sind aber seine Fähigkeiten als Stecker-Hybrid.

PHEV-typisch geschieht beim Drücken des Startknopfs zunächst – nichts! Einzig das System startet auf und bringt die, wie bereits erwähnt, klipp und klar gehaltenen Informationen auf die Bildschirm-Armaturen. Fährt man im Hybrid-Modus los, dann bleibt alles ruhig, und dies eine ganze Weile. Dasselbe Gefühl der Ruhe stellt sich auch hinter dem Lenkrad ein. Nicht nur, dass der Motor lange auf sich warten lässt, bis er sich meldet sprich startet, auch vermittelt der Astra GSE dank einer guten Leistungsentfaltung ohne Karacho kaum ein Gefühl sportlicher Hektik, sondern eher gelassener Dynamik, um es im Marketingjargon auszudrücken.

In der Tradition

Im Grandland geht es einem übrigens genauso, und man ist dankbar dafür. Gute Leistungswerte, angenehmer Fahrkomfort und der kultivierte Vierzylinder, der auch ohne E-Unterstützung für ordentliches Vorankommen sorgen kann, sind hier harmonisch verpackt. Man mag dabei zunächst das GS-Kürzel hinterfragen, nach kurzem Nachdenken gelangt man aber rasch zur Einsicht, dass GS/E auch in der Vergangenheit keine Sportwagen, sondern schnelle Reisewagen bezeichnete. Und so passt die Bezeichnung bestens zu den beiden neuen Modellvarianten. Gerade aus dem Astra macht der starke Plug-in-Hybrid ein wunderbar vielseitiges Auto, das kompakt und in der Stadt über weite Strecken elektrisch unterwegs ist, aber über auch ein Quentchen Fahrspass für die Landstrasse vermittelt. Die höheren Lenkkräfte hätte sich Opel allerdings sparen können. Die Lenkung gewinnt kaum an Präzision und kann auch das doch recht stattliche Gewicht nicht verbergen, wie einige flotte Kurven mit den GSE des 21. Jahrhunderts gezeigt haben. Am Ende bleibt aber der gute Eindruck: Opel ist neu aufgestellt. 

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