Die Consumer Electronics Show in Las Vegas (USA) hat sich im Lauf der Zeit zu einem ausgezeichneten Schaufenster für die Automobilhersteller entwickelt. Die hochentwickelten und mit Elektronik vollgepackten Produkte der Automobilhersteller passen perfekt zum Geist dieser Veranstaltung, auf der die Technologie gefeiert wird.
Unter dem Motto «Tech for a better tomorrow» forderten die Organisatoren die Aussteller dieses Jahr auf, Innovationen vorzustellen, die auf den Aufbau einer nachhaltigeren Welt abzielen. Die Automobilhersteller durften somit keine Serienfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren vorstellen, sondern nur Prototypen und Concept-Cars mit Elektroantrieb. Die von den Herstellern vorgestellten Showcars haben natürlich nicht nur den Batterieantrieb gemeinsam, sondern sind auch alle technologisch hochentwickelt. Innovationen gab es nicht nur von aufstrebenden Start-up-Firmen zu sehen, sondern vor allem auch von den etablierten Herstellern.
Peugeot Inception Concept
Wenn man schon die technologische Karte ausspielt, dann voller Überzeugung. Das war offensichtlich die Überlegung, die der Präsentation des Peugeot-Konzepts Inception zugrunde lag, das im Metaverse enthüllt wurde, jener virtuellen Welt, von der sich kluge Köpfe vorstellen, dass man sich zukünftig dort begegnen wird. In dieser Online-Veranstaltung lüftete Peugeot einen Teil des Schleiers über seiner Zukunft. Die Inception – abgeleitet vom lateinischen inceptio für Anfang – soll ein neuer Ausgangspunkt für Peugeot sein. Die Marke will bis 2038 CO2-neutral sein und die führende Marke für Elektromobilität werden, indem sie verspricht, dass jedes Modell bis 2025 mindestens eine vollelektrische Variante haben werde. Das fünf Meter lange Inception Concept ist ein Ausblick auf eine E-Segment-Limousine, die auf der STLA-Large-Plattform basiert, der grössten der vier Elektroplattformen der Stellantis-Gruppe. Diese Architektur, die 2023 bei Maserati debütieren wird, führt die 800-Volt-Technologie im Konzern ein. Zusammen mit der 100-kWh-Batterie und der schmalen Karosserieform verspricht man sich eine sehr hohe Effizienz. Peugeot gibt einen Verbrauch von bloss 12.5 kWh/100 km an, was eine Reichweite von 800 Kilometern ermöglichen würde. Und das trotz der atemberaubenden Leistung – die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h soll nur drei Sekunden dauern –, die durch die Leistung von 500 kW (680 PS) ermöglicht wird. Der Löwe betont das Fahrvergnügen, insbesondere durch die Einführung der neuen Generation des iCockpits. Das offensichtlichste Element des neuen Armaturenbrettkonzepts ist das rechteckige Lenkrad, das ohne mechanische Verbindung zu den Rädern auskommt (Drive-by-wire) und ein Fahrverhalten «wie in einem Videospiel» ermöglichen soll, wie Peugeot verspricht – oder androht. Peugeot versichert jedoch, dass das System in Tests von den Kunden sehr gut akzeptiert worden sei. Das Lenkrad wie auch der Rest des Autos werden in seiner endgültigen Form erst 2025 zu sehen sein.
Volkswagen ID 7
Auch Volkswagen war an der CES vertreten. Die Wolfsburger stellten ihren zukünftigen ID 7 vor. Die Limousine auf MEB-Plattform, die in die Fussstapfen von Passat und Arteon treten soll, wird die erste vollelektrische Limousine der deutschen Marke sein. Das Modell, das dank eines tiefen Luftwiderstands, einer grossen Batterie und hoher Effizienz eine Reichweite von 700 Kilometern haben soll, wird im Frühjahr 2023 offiziell vorgestellt. Es handelt sich also nur um ein getarntes Vorserienmodell, das Volkswagen im Gepäck hatte. Dennoch kann man sich ein Bild von den Abmessungen der Limousine machen, deren Radstand mit 2.97 Metern angegeben wird. Das verspricht einen geräumigen Innenraum. Volkswagen zeigt auch bereits, wie dieser aussehen könnte. Das Armaturenbrett ist dem der aktuellen ID-Modelle sehr ähnlich: Es gibt keine physischen Bedienelemente, sondern nur ein kleines Kombiinstrument und einen grossen 15-Zoll-Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts. Volkswagen weist jedoch darauf hin, dass der Touchscreen über eine kapazitive Leiste mit Hintergrundbeleuchtung verfügt – die fehlende Beleuchtung der Bedienelemente war ein ständiger Kritikpunkt am ID 3. Auch die Bedienung der Klimaanlage soll optimiert worden sein und kann neu direkt am unteren Bildschirmrand vorgenommen werden, ohne dass ein Untermenü aufgerufen werden muss. Auch diese Anpassung erfolgt aufgrund des Kundenfeedbacks.
RAM 1500 Revolution
Ford hat den F-150 Lightning, Chevrolet den Silverado EV und GMC den Sierra EV. Einzig RAM hat als letzte grosse US-Marke, noch keinen elektrischen Truck im Angebot. Die Marke aus dem Stellantis-Konzern wird diese Lücke voraussichtlich 2024 schliessen, wenn die Serienversion des an der CES vorgestellten Konzepts RAM 1500 Revolution auf den Markt kommen wird. Der Prototyp bietet einige interessante Innovationen, angefangen bei der Pritsche, die sich modular erweitern lässt. Anstelle des Verbrennungsmotors befindet sich vorne unter der Haube ein Kofferraum – der sich zum Innenraum hin öffnen lässt! Auch die Wand zwischen Pritsche und Innenraum kann geöffnet werden, sodass bis zu 5.50 Meter lange Gegenstände transportiert werden können. Der elektrische RAM verfügt über zwei Einzelsitze vorne, zwei in der Mitte und zwei Klappsitze, die an der Rückwand verankert sind. Das Konzept ist somit der erste Pick-up mit drei Sitzreihen auf dem Markt. Technisch gesehen basiert der RAM auf einer neuen Plattform, die als STLA Frame EV bezeichnet wird. Als moderne Version des Body-on-Frame sind die Batterie im Boden und die beiden Motoren an den Achsen untergebracht. Die Plattform wird ausserdem über eine Vierradlenkung und eine 800- Volt-Architektur verfügen.
BMW i Vision Dee Concept
Nach der Enthüllung des Konzepts i Vision Circular im Jahr 2021 an der IAA in München (D) lüftet BMW nun den Schleier über dem i Vision Dee Concept. Das Aussehen dieses Prototyps erinnert an die erste 3er-Reihe und an den 2002. Das Serienmodell, das aus dieser Studie hervorgehen soll, wird wahrscheinlich auf der Neuen Klasse basieren, der neuen Plattform für Elektrofahrzeuge von BMW. Mit dieser Plattform wird zum ersten Mal bei der Marke unterschieden zwischen Verbrennern und Elektroautos, was heute noch nicht der Fall ist. Dadurch sollen die Elektromodelle ein eigenständiges Aussehen erhalten. Das von BMW vorgestellte Konzept setzt zudem auf technologische Innovationen und bietet ein Head-up-Display, das sich über die gesamte Breite der Windschutzscheibe erstreckt. Der Fahrer entscheidet selbst, wie viel Inhalt er sehen möchte.
Qualcomm
Der US-amerikanische Mobilfunkspezialist Qualcomm hat ein namenloses Konzeptfahrzeug enthüllt, das die Form eines Fastback-Coupés hat und mit einem durchgehenden Lichtband an der Front, einem Panorama-Schiebedach und hochwertigen digitalen Bildschirmen ausgestattet ist. Eigentlich geht es dabei aber nicht um das Auto, sondern das Showcar ist dazu gedacht, das neue Snapdragon-Digital-Chassis zu präsentieren, das dem Fahrer ein «hochgradig personalisiertes und intuitives» Erlebnis ermöglichen soll. Dabei holt sich das Auto Daten aus der Cloud und künstliche Intelligenz, um das Fahrzeug für den Fahrer zu personalisieren. Dies schliesst die Klimaanlage, die Sitzposition sowie die Präferenzen des Infotainmentsystems mit ein. Das Digital Chassis soll aber vor allem auch den Herstellern die Entwicklung neuer Technologien vereinfachen.
Afeela (Sony/Honda)
Nachdem Sony und Honda im letzten Jahr ihre Partnerschaft bekannt gegeben hatten, gaben sie nun auch den Namen ihrer neuen gemeinsamen Marke bekannt: Afeela. Die ersten Produkte der neuen Marke sollen bereits 2025 auf den Markt kommen, an der CES wurde jetzt ein Konzept präsentiert, wie ein solches Auto aussehen könnte. Der erste Afeela ist ein noch namenloses Fahrzeug mit einer Länge von 4.89 Metern, 1.9 Metern Breite und 1.46 Metern Höhe. Das ist im Moment so ziemlich alles, was Afeela über die technischen Daten seines Prototyps enthüllt. Man bestätigte aber bereits, dass das Serienfahrzeug direkt aus diesem Prototyp hervorgehen soll und über einen elektrischen Allradantrieb verfügen werde. Sony und Honda erklärten ausserdem, dass das Auto über die Technologie für autonomes Fahren der Stufe 3 verfügen werde, die es ermögliche, das Lenkrad unter bestimmten Bedingungen loszulassen. Das Armaturenbrett ist natürlich komplett digital und mit Touchscreens ausgestattet.