Die Ansage mag erstaunen, aber mehr Leistung wollte Audi seinen Mittelklassesportlern RS 4 Avant und RS 5 gar nicht gönnen. Dafür haben sich die Ingenieure mit dem Competition-Package an fast alle anderen Komponenten gewagt, welche direkt oder indirekt mit dem Fahrspass verbunden sind. Und lassen sie primär dort wirken, wo der Geist bewusst auf Sport eingestellt ist, etwa bei der Wahl des S-Dynamic-Fahrmodus. Natürlich gibt es Elemente, die man bereits vor dem Drücken des Startknopfs bemerkt, das Styling, die optional aufgezogenen Pirelli P-Zero Corsa oder die Sitze im Innenraum. Vieles aber, was das Competition-Package ausmacht, liegt zu Beginn noch im Verborgenen.
Audi betont, das Package sei nicht in der Absicht entstanden, aus RS 4 und RS 5 ultimative Tracktools zu machen. Ihre Alltagsqualitäten blieben unangetastet. Nach dem Start fällt der Motor in eine etwas höhere Leerlaufdrehzahl. Davon ist kaum etwas für die Umwelt gedacht, sondern für den Innenraum, wo es hingehört. Zwischen dem neu ausgelegten Auspuff und der Kabine entfallen acht Kilogramm Dämmmaterial.
Beim Fahren wird man die veränderten Schaltpunkte des Getriebes feststellen. Auch im Automatikmodus dreht dieses die Gänge nun bis an den Limiter. Zudem wurden die Schaltzeiten verkürzt. Der Antrieb selber ist neu so programmiert, dass die Betonung auf den Heckantrieb noch stärker ausfällt. Und es gibt neue Stossdämpfer, beim Paket Competition-Plus sind sie in Zug- und Druckstufe in der Härte verstellbar und mit Federgewinden ausgestattet. Ein entsprechender Schlüssel wird in einem Köfferchen mitgeliefert.
Näher an den Extremen
Bereits auf der Strasse werden einige der neuen Elemente spürbar. Die Sitze bieten besten Kontakt und sind gleichzeitig so ausgelegt, dass einem auch nach längerer Zeit die Flucht daraus noch nicht nötig erscheint. Auch ohne allzu forschen Fahrstil fallen einem die relativ ruppigen, allerdings wie versprochen sehr rasch ausgeführten Gangwechsel auf. Mit einer neuen, noch direkteren Lenkübersetzung folgt das Auto jedem kleinen Zwicker mit dem Handgelenk, bei längeren Fahrten aber fordert die Lenkung mehr Kräfte, als einem lieb ist. Sehr schön kontrollierbar drängt das Heck nach dem Gaswegnehmen beim Einlenken nach aussen, der Quattro-Antrieb sorgt beim erneuten Gasgeben nach dem Kurvenscheitelpunkt dafür, dass der Wagen danach unmittelbar wieder in die Richtung zeigt, in die man ihn mit dem Lenkrad dirigiert. Ein mächtiger Spass und gut gelungen.
Mit dem optionalen Competition-Plus-Paket gibt es wie erwähnt die Möglichkeit, sich das Fahrwerk zusätzlich individuell einzustellen. Ob sich die potenziellen Besitzer bewusst sind, dass sich mit dem Gewindefahrwerk primär auch die Radlasten korrekt einstellen lassen, sei dahingestellt. Die dazu nötigen Waagen sind nicht im Paket enthalten. Davon aber abgesehen zeigt das Trio RS 4, RS 5 und RS 5 Sportback frisch geschärft, wie ein Familienkombi, ein Grand Tourer und eine Touring-Limousine auf der Rennstrecke Spass machen können. Zwar sind sie alle keine Leichtgewichte und gewiss kein Ausbund an Agilität beim Bremsen oder Ausweichen. Aber die schöne Gasannahme, ein gut abgestimmtes Klangbild und bestens platzierte Gangwechsel, ohne dass man selbst eingreifen muss, sorgen in Verbindung mit einer konstanten Bremsleistung für Vertrauen. Damit erreicht Audi genau das, was das Ziel des Competition-Packages war: Mehr Freude am sportlichen Fahren zu erzeugen im Wissen darum, dass es hier nicht um Sekunden und Wertungen geht. Mission accomplished!