Um eines gleich klarzustellen: Der neue Corolla Cross hat nicht viel mit dem normalen Corolla zu tun. Dagegen ist das SUV deutlich höher und breiter, deshalb aber zumindest bei Vollbesetzung nicht unbedingt geräumiger. Der Kofferraum (394–1337 l) ist gegenüber dem Hatchback nur marginal grösser, leider lässt sich die Rückbank auch hier nur zweiteilig ablegen, eine Durchreiche gibt es nicht. Und weil der Schwerpunkt höher liegt, unterscheidet sich auch das Fahrverhalten der Namensvettern.
Was gleich ist, ist der Vollhybrid-Antrieb, hierzulande primär mit einem Zweiliter-Vierzylinder mit Atkinson-Zyklus. Irgendwann im Jahr 2023 wird auch noch der 1.8-Liter-Hybrid nachgereicht. In der Schweiz aber wird wohl primär die für den Zweiliter verfügbare Allradvariante nachgefragt, vor allem weil der Aufpreis mit 2000 Franken gering ausfällt. Dabei sitzt ein zusätzlicher Elektromotor (30 kW, 84 Nm) auf der Hinterachse und sorgt für ein Extra an Traktion. Diese Variante ist für den normalen Corolla, der mit Fliessheck und als Kombi angeboten wird, nicht erhältlich.
Auch die Systemleistung und die Fahrleistungen sind gleich. Mit 145 kW (197 PS) beim stärkeren Modell vergehen rund 7.5 Sekunden beim Sprint von 0 auf 100 km/h. Das fühlt sich dann auch ordentlich an, weil im ersten Moment vor allem durch den vorderen E-Motor (83 kW, 206 Nm) viel Kraft anliegt und das Zusammenspiel auch bei längeren Beschleunigungsphasen ordentlich vonstatten geht. Was sich wohl nie mehr ändern wird, selbst wenn es bei jedem neuen Modell angepriesen wird, ist das entkoppelte Fahrgefühl bedingt durch das CVT. Die Reaktionen auf Gaspedaländerungen sind nun ganz ordentlich, der Verbrennungsmotor aber heult nach wie vor bei jeder etwas stärkeren Betätigung angestrengt und lautstark auf. Bei bedachter Gangart wiederum überzeugt die Kombination mit EV-ähnlicher und damit ruhiger und sanfter Fahrt. Dann scheinen auch die angegebenen Verbrauchswerte von rund 5.0 l/100 km durchaus realistisch zu sein, weil der vollhybride Corolla Cross über ausgedehnte Strecken elektrisch rollt.
Viel Konkurrenz
Überlegt handeln sollte man auch in Kurven. An und für sich durcheilt der sanft abgestimmte Cross diese ordentlich, solange die Balance stimmt. Wird beständig eingelenkt, folgt der Japaner treu der Spur, Aufbaubewegungen halten sich in Grenzen. Plötzliche Last- oder Richtungswechsel hingegen mag er gar nicht, dann wird es schwammig, ja gar unvermittelt rutschig. Das Lenkgefühl dabei ist leichtgängig, auch etwas gefühllos, für diese Art von Auto aber genau das, was erwartet wird.
Wobei wir ja immer noch nicht so genau wissen, wie sich der Corolla Cross genau positioniert. Betrachtet man das Portfolio, fällt auf, dass es sich in Teilen mehrfach überlagert. Der Corolla ist neben Aygo und Yaris das dritte Modell, dass nun auch unter dem X- beziehungsweise Cross-Label läuft. Er ist die Ergänzung zum C-HR und RAV4. Wobei alle drei am einen oder anderen Ende noch ins C-Segment passen. Aber die Differenzierung von Toyota liest sich dennoch einigermassen amüsant: Der C-HR ist für junge Berufsleute, der Corolla Cross für Familien mit jungen Kindern – wofür der Platz übrigens auch im spartanisch eingerichteten Fond mit der sehr flach angestellten Rückbank gut ausreicht – und der RAV4 für Familien mit Teenagern. Und übrigens, wenn wir schon dabei sind: Der grössere Highlander ist demnach für junge Familien mit Kindern im Vorschulalter und ein Aygo X perfekt für Haushalte mit doppeltem Einkommen ohne Kinder. Wir lassen diese Auswüchse der Marktforschung einfach so stehen.
Fest steht, dass sich der Toyota Corolla Cross trotz grosser Konkurrenz ziemlich gut verkaufen wird, Toyota rechnet in der Schweiz nächstes Jahr mit 1700 Verkäufen – gegenüber 1400 Einheiten der beiden anderen Corolla-Modelle. Verkehrt ist diese Prognose kaum, trifft das Kompakt-SUV doch ziemlich den Zeitgeist. Und überzeugt dabei mit Toyota-Kompetenzen wie dem aufgeräumten Innenraum mit den grossen Knöpfen oder den vielen serienmässigen und gut funktionierenden Assistenzsystemen. Das 10.5-Zoll-Infotainment ist neu, lässt sich gut bedienen, ist vernetzt, kommt aber nicht an solche der Konkurrenz heran. Aber das ist beim normalen Corolla auch so, und trotzdem ist dieser ein Weltstar. Von seinem Ruhm will sich der Cross nun eine Scheibe abschneiden.