Audi schickt den TT RS mit einem Facelift in die vorerst letzte Runde, bevor das Modell dann nach über 20 Jahren Produktionszeit (zunächst noch nicht als RS, sondern unter der Bezeichnung TT 3.2) endgültig verabschiedet wird. Am Erfolgsrezept hat sich auch mit dem Facelift nichts verändert, der TT RS ist der rollende Beweis dafür, dass ein Auto auch heute noch durch seinen Antrieb definiert wird. Und dafür, dass dessen Perfektion allein noch lange keine emotionale Bindung zwischen Fahrer und Fahrzeug schafft.
Am Reihenfünzylinder mit 2.5 Litern Hubraum hat sich mit dem Facelift nichts geändert, die Leistung bleibt weiterhin bei 294 kW (400 PS) bei 5850 bis 7000 U/min, das Drehmoment bei 480 Nm ab 2250 U/min. Am hoch drehenden Aggregat gibt es weiterhin kaum etwas auszusetzen, ausser vielleicht einer kleinen Anfahrschwäche aus den tiefen Drehzahlen heraus. Ausserdem faucht er auch nicht mehr ganz so hemmungslos aus den beiden hübschen, ovalen Endrohren (trotz Klappenauspuff), wir mögen ihm das aber nicht als Schwäche auslegen, schliesslich ist Lärm am Ende nichts anderes als verlorene Motorleistung. Hauptsache, der charakteristische, kehlige Klang der fünf Zylinder bleibt bestehen – und das tut er. Auch schnell ist der TT RS weiterhin: 3.9 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h gibt Audi für den Roadster an (Coupé 3.7 s), im Test waren es exakt vier Sekunden. Dabei wechselt das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auch unter Volllast die Gänge erstaunlich sanft.
Schnell und präzise
Die trotz optionaler Keramikscheiben auf der Vorderachse erstaunlich kleinen Bremsen beissen kräftig zu, wie der Bremsweg von rund 32 Metern im Test beweist, und auch bei intensiver Passfahrt lässt die Bremsleistung nicht nach. Und das optionale, adaptive Magnetic Ride ist auch auf der sportlichsten Stufe nicht übertrieben hart. Fahrdynamisch wirkt sich das auch positiv aus, schliesslich wird die Hinterachse schon so gelegentlich (zu) leicht. In Kombination mit der kopflastigen Auslegung und dem kurzen Radstand kann der TT RS schon einmal nervös werden, wenn er mit viel Motivation um die Kurven gejagt wird. Oder, besser gesagt, könnte, denn die Elektronik hält die Eskapaden im Zaum. Aber eben, die Lenkung ist – obwohl messerscharf – indirekt und vermittelt wenig Verbundenheit mit der Strasse.
Für den Innenraum setzt Audi weiterhin auf den bewährten Kompromiss aus Sportlichkeit mit einem Hauch von Luxus. So gibt es zwar Nackenwärmer in den Sportsitzen, aber kein zentrales Infotainment. Das packt Audi alles in das digitale Instrument vor dem Fahrer, das über das Lenkrad und den Dreh-Drück-Steller auf der Mittelkonsole bedient wird. Ausserdem gibt es diverse Assistenz- und Konnektivitätssyteme, wobei man dem Auto gerade hier auch anmerkt, dass seine Basis bereits mehr als fünf Jahre alt ist. Im ganzen Interieur gibt es wie gewohnt viel Kunststoff für viel Geld. Mindestens 94 500 Franken sind es für den TT RS Roadster, unser Testwagen bringt es mit einigen Optionen locker auf 122 670 Franken.
Testergebnis
Gesamtnote 77/100
Antrieb
Der Fünfzylindermotor ist das Kronjuwel des Audi TT RS. Dank 400 PS ist der Vortrieb bombastisch.
Fahrwerk
Bombastisch sind auch die starken Bremsen. Ansonsten gibt sich der TT RS als typischer Audi: schnell, aber wenig emotional.
Innenraum
Aufgeräumt und ohne ein halbes Dutzend Touchscreens, die vom Fahrgeschehen ablenken, präsentiert sich der TT RS. Das gefällt.
Sicherheit
Sogar beim TT: Das Auto hat Matrix-LED-Scheinwerfer, auf die Audi ziemlich stolz ist. Sie funktionieren aber auch ziemlich gut.
Budget
Ja, Audi ist teuer. Aber bei der Konkurrenz bezahlt man für einen 400-PS-Roadster auch nicht weniger.
Fazit
Völlig zu Recht hat sich der Audi TT RS in den vergangenen 20 Jahren eine Fangemeinde aufgebaut. Der Reihenfünfzylinder ist ein ganz vorzüglicher Motor, und fahrdynamisch gibt es nichts auszusetzen. Emotionen an den Mann zu bringen, war hingegen noch nie die Stärke der Deutschen.
Die technischen Daten und unsere Messwerte zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.