In der Luxusklasse muss man immer das Neuste und Beste bieten», sagt Christian Tschurtschenthaler. Für den Leiter des BMW-Oberklassensegments war das Grund genug, den X7 einer derart umfassenden Modellpflege zu unterziehen, dass das grosse SUV nun wie ein komplett neues Modell daherkommt. Neues Design, neues Cockpit, neue Assistenten, neue Motoren – von einem Facelift zu sprechen, wäre hier unangebracht, obwohl das Modell erst seit 2019 im Angebot ist und es für eine neue Generation viel zu früh wäre.
Doch weil der 7er kürzlich in einer neuen Modellgeneration aufgelegt wurde, musste auch der X7 nachziehen. Das neue Gesicht der Oberklassenlimousine mit den markanten, geteilten Scheinwerfern wurde auf die hohe SUV-Front des X7 übertragen, was dem luxuriösen Siebensitzer ein deutlich moderneres und eleganteres Aussehen verleiht. Neu kann die grosse BMW-Niere beleuchtet werden, was dem deutschen SUV noch mehr Präsenz auf der Strasse verleiht. «Und Präsenz ist in dieser Klasse entscheidend», weiss Christian Tschurtschenthaler, weshalb für den X7 nun erstmals bei BMW auch 23 Zoll grosse Räder ab Werk angeboten werden. Am Heck wurde hingegen nur sanft Hand angelegt. Neu sind die dreidimensional modellierten LED-Rückleuchten, wie man sie bereits von anderen BMW-Modellen her kennt, und die Chromspange dazwischen sitzt neu hinter Glas.
Platz in Hülle und Fülle
Komplett umgestaltet wurde das Cockpit, es weist nun das vom Elektro-SUV iX bekannte Layout mit einer freistehenden, leicht gewölbten Displaylandschaft samt neuster Generation des Infotainmentsystems (OS 8) auf. Damit wurde auch die Bedienung anders, wenn auch nicht unbedingt besser. Geblieben ist das enorme Platzangebot auf drei Sitzreihen. Die zweite Reihe kann optional mit zwei feudalen Einzelsitzen bestückt werden, was aus dem Sieben- ein Sechsplätzer macht. Dass die Sitze der zweiten und dritten Reihe sich elektrisch verschieben und umklappen lassen, versteht sich von selbst. Praktisch: Beide Funktionen können auf der Fahrerseite, im Einstiegsbereich der Fondtüren oder vom Gepäckraum aus betätigt werden. Der Gepäckraum variiert so zwischen 300 und 2120 Litern. Und dank der serienmässigen Luftfederung kann das Fahrzeug für ein komfortableres Beladen abgesenkt werden, ebenfalls per Tastendruck vom Laderaum aus.
Auch wenn der X7 wie ein völlig neues Modell aussieht, ist die grösste Änderung der Modellpflege von aussen nicht sichtbar. BMW hat dem grossen SUV nämlich ein neues Bordnetz mit 48-Volt-Technologie spendiert. Das ermöglicht eine neue Generation von Assistenzsystemen – der neue X7 kann damit nicht nur teilautonom fahren, man kann ihm sogar Fahrmanöver beibringen, etwa das Parkieren in der heimischen Garage. Einmal durchgeführt und aufgezeichnet, kann der X7 das Manöver fortan autonom reproduzieren, bis zu zehn Manöver lassen sich abspeichern. Ab nächstem Jahr soll das auch ferngesteuert per Smartphone möglich sein. Ausserdem haben dank des neuen Bordnetzes nun alle Motoren ein 48-Volt-Mildhybridsystem mit einem in das Getriebe integrierten Elektromotor, welcher den Verbrenner tatkräftig unterstützt und gleichzeitig Treibstoff einspart.
Womit wir bei den Motoren sind. Auch hier hat BMW nicht gekleckert und den X7 mit zwei neuen Benzinern und einem umfangreich überarbeiteten Diesel ausgestattet. An der Spitze der Palette thront der M60i xDrive, der von einem 4.4-Liter-V8-Biturbo mit 390 kW (530 PS) und 750 Nm Drehmoment befeuert wird. Darunter rangiert der xDrive40i, dessen Dreiliter-Reihensechszylinder mit 280 kW (380 PS) und 520 Nm ebenfalls neu konstruiert wurde. Der Selbstzünder im xDrive40d ist ebenfalls ein Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum, er leistet 250 kW (340 PS) und wuchtet 700 Nm Drehmoment auf die Kurbelwelle. Alle Varianten sind mit einem Achtgang-Automatikgetriebe kombiniert und haben (natürlich) Allradantrieb.
Keine Steckervariante
Einen Plug-in-Hybrid oder eine Elektrovariante gibt es weiterhin nicht, offiziell weil bei drei Sitzreihen kein Platz für die Batterie sei. Wahrscheinlicher ist aber eher, dass die Käuferschaft in den USA daran nicht interessiert ist. Denn der X7 ist komplett auf Nordamerika ausgerichtet: 54 Prozent der in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina produzierten Fahrzeuge bleiben jenseits des Atlantiks, 21 Prozent gelangen nach China – nach Europa kommt also nur ein kleiner Teil der Produktion. Dennoch sei der X7 auch bei uns eine Erfolgsgeschichte, meint Produktmanager Marco Möller: «Wir haben viel mehr in Europa verkauft als erwartet.» Auf den deutschen Heimmarkt schafften es immerhin zwei Prozent der bisher fast 200 000 verkauften X7, also rund 4000 Stück. Im zehn Mal kleineren Schweizer Automarkt fanden derweil 1270 einen Abnehmer.
Es gibt nur wenige Autos, die einen derart hohen Fahrkomfort bieten wie der X7. Die Luftfederung an beiden Achsen macht einen hervorragenden Job, für lange Strecken kann man sich kaum etwas Besseres vorstellen. Trotzdem ist das grosse SUV keine Schaukelkiste, denn eine aktive Wankstabilisierung sorgt dafür, dass der X7 auch bei schnellen Kurvenwechseln waagrecht bleibt. Dank der Hinterradlenkung ist das SUV erstaunlich wendig, steuert geradezu leichtfüssig und präzis durch Kurven – hinter dem Steuer vergisst man bald, dass man in einem 5.18 Meter langen, 2.0 Meter breiten und 1.84 Meter hohen Gefährt sitzt.
Weil der Allradantrieb heckbetont ausgelegt wurde, kommt auch mit diesem rund 2.6 Tonnen schweren Koloss der Fahrspass auf, für den die Marke bekannt ist: Werden die Vorderräder nicht benötigt, gelangt die gesamte Antriebskraft auf die Hinterräder. Der M60i xDrive treibt dieses sportliche Fahrgefühl mit einer mit dem ESP vernetzten Differenzialsperre im Hinterachsgetriebe mit bis zu 100 Prozent Sperrwirkung auf die Spitze. Sogar eine Launch-Control ist verfügbar, was bei einem riesigen SUV fast schon grotesk anmutet – doch die Kunden mögen es so. Das alles macht den neuen X7 zum King of the Road, zum König der Strasse. Zumindest hier bei uns. In seinem Herkunftsland USA wird auch ein Koloss wie der X7 von den allgegenwärtigen Full-Size-Pick-ups buchstäblich in den Schatten gestellt.