Korrekt elektrisiert

Dem Genesis G80 folgt dessen E-Version, der sinnigerweise auf einen komplizierten Namen verzichtet: Er heisst Genesis Electrified G80.

Geradeaus und ohne grosse Komplikationen, so soll auch der Umgang für die Kunden mit dem neuen Mitstreiter im vielzitierten Premiumsegment sein. Aus diesem Grund machen die Koreaner deutlich, wie umfassend die Dienstleistungen ausfallen für jene, die sich für einen Genesis entscheiden. Fünf Jahre alles gratis, so lässt sich das Paket einfach auf den Punkt bringen. Wo mit so viel Convenience geworben wird, da sollen auch die Produkte diesem Anspruch genügen. Und was würde sich dazu besser eignen als ein vollelektrisches Fahrzeug? Der G80 als BEV erfüllt dies in weitreichender Form: Genesis bietet für den Elektro-Achtziger beispielsweise freien Zugang zu über 300 000 Lademöglichkeiten in Europa.

Der praktische Weg

Mit seiner langen Motorhaube und den klassischen Linien ist der Electrified G80 eindeutig von der Verbrennerversion abgeleitet. Das mag ein sehr pragmatischer Weg sein, besonders in Anbetracht des Konkurrenzumfelds, das sich in breiter Linie auf eigenen E-Plattformen aufstellt. Andererseits ist der G80 eine überaus gelungene Limousine und damit dieses Äussere gewiss nicht von schlechten Eltern. Die Raumökonomie ist allerdings auch jene einer klassischen Frontmotor-Heckantriebs-Limousine. Ganz generell gibt sich dieser emissionsfreie G80 bei der ersten Kontaktaufnahme sehr konventionell. So sitzt beispielsweise auch bei ihm ein Drehrad zur Gangwahl auf der Mittelkonsole. Überhaupt bleibt das ganze Bedienkonzept mit Dreh-Drückrad, Tasten für Primärfunktionen der Klimaanlage und des Infotainments in typischer Manier der Koreaner auf der überschaubaren, rasch zu begreifenden Seite. Die Armaturenbrettgestaltung mit ihrem klassischen Instrumententräger und dem aufgesetzten zweiten Bildschirm ist ebenso klassisch-unaufgeregt. Bemerkenswert: Der Genesis wirkt sehr routiniert konzipiert und gebaut. Erfreulich auch, dass es sich die Koreaner verkniffen haben, mit einer Fülle von mehr oder weniger sinnvollen Extragadgets Aufmerksamkeit erhaschen zu wollen. Wie Genesis betont, kommen im Innenraum eine Vielzahl rezyklierter Materialien zum Einsatz. Die Kombination mit ebenso rezykliertem Holz, echtem (und neuem) Leder und Aluminium wirkt authentisch und gelungen.

Wechselspiel

Der zweimotorige Allradler mit zweimal 136 kW oder 370 PS Gesamtleistung sorgt für souveränes Vorankommen. Dabei stellt er weniger seine Leistung in den Vordergrund als vielmehr den Durchzug, der dank des eindrücklichen Drehmoments von 700 Nm zur Verfügung steht. Allerdings verleitet die zurückgelehnte Art des G80 kaum zu Beschleunigungsorgien. Mitschwimmen, die Welt an sich vorbeiziehen lassen – dieses durch den E-Antrieb zusätzlich gewonnene Gefühl des Entrücktseins ist es, was den Electrified G80 auszeichnet. Dazu trägt auch das Fahrwerk bei. Aufwändig mit Mehrlenkerachsen vorne wie hinten – daran ändert der E-Antrieb nichts – ist der G80 zwar eher straff gefedert, belässt aber im Komfort-Modus die Dämpfung auf der eher laschen Seite. Das Resultat ist ein durchaus geschmeidiges Abrollen, aber Unebenheiten bringen den Aufbau in stetige, kleine Bewegungen. Abhilfe schafft der Sport-Modus, der Federung und Dämpfung in bessere Harmonie zueinander bringt und Schwingungen reduziert, aber – deutlich straffer – nicht so ganz zu dieser feinen Limousine passen will. Auf unserer Fahrt im Taunus zeigte der G80, dass er sein Gewicht, etwa beim Kurvenwechsel, nicht negieren kann.

Mit einer Kapazität von 87 kWh bieten seine Batterien eine maximale Reichweite von bis zu 520 Kilometern. Das ist ein passabler Wert. Dank der Hochvolttechnik und einer Lademöglichkeit von bis zu 350 kW DC sind sehr kurze Ladezeiten möglich. Der vorerst verbaute Ladegleichrichter operiert hingegen nur mit sechs Kilowatt, elf Kilowatt gibt es erst später im Jahr. Was die längere Ladezeit jedoch etwas wettmachen könnte, ist die Möglichkeit, von Fahrzeug zu Fahreug zu laden oder die Energiereserven des Electrified G80 auch für andere Verwendungen anzapfen zu können. Die 230-Volt-Steckdose erlaubt etwa den Betrieb eines Bierkühlers, einer Kaffeemaschine – oder einer Soundanlage.

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