Es sind hohe Ziele, die Škoda bezüglich der Elektrifizierung verfolgt: «Wir planen, ab dem nächstem Jahr mehr Enyaq iV als Kodiaq zu verkaufen», liess Markus Kohler, Markenverantwortlicher beim Importeur Amag, im Mai 2021 durchblicken. Wurde das Ziel erreicht? Mit 225 verkauften Enyaq gegenüber 186 Kodiaq schien Kohler noch im Januar 2022 richtig zu liegen. Inzwischen haben zwar die Kodiaq-Verkäufe wieder anzogen, aber 2022 ist ja noch nicht vorbei. Und vor allem hat Škoda gerade die Coupéversion seines Elektro-SUV vorgestellt, das als erstes Elektromodell der Marke auch den RS-Schriftzug an der Heckklappe tragen darf, ein Zusatz, der sich auf dem Schweizer Markt grosser Beliebtheit erfreut.
Zusätzlich wird der Enyaq Coupé auch in der zahmer motorisierten Version 80x erhältlich sein. Wie der RS verfügt auch diese Modellversion über zwei Elektromaschinen. Somit sind alle Enyaq Coupé, die in der Schweiz verkauft werden, Allradfahrzeuge. Der RS zieht die Leistungsschraube weiter an: Während der 80x bereits 195 kW (265 PS) leistet, bietet der RS sogar 220 kW (299 PS). Das maximale Drehmoment beträgt 460 Nm. Diese Werte ermöglichen eine kraftvolle Beschleunigung aus dem Stand, der RS braucht 6.5 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h.
Abgesehen von den Leistungswerten unterscheidet sich der RS vor allem in Details vom 80x. So erhielt die Servolenkung eine etwas direktere Abstimmung, das Fahrzeug wurde tiefergelegt (vorne um 15, hinten um 10 mm) und den Dämpfern über die Software ein neues Set-up verpasst. Damit behält der Enyaq auch als RS sein braves und beherrschtes Temperament – auch wenn die auffällige Lackierung in Mamba-Grün etwas anderes vermuten lässt. Angesichts der 2.2 Tonnen, die er auf der Waage bringt, bleiben Wank- und Nickbewegungen der Karosserie und die Tendenz zum Untersteuern bei zügiger Fahrt auf Landstrassen dominant. Der Sport-Modus fängt dieses Problem teilweise auf, ändert aber auch nichts daran, dass sich der Enyaq auf der Autobahn wohler fühlt als auf kleinen Bergsträsschen. Der Enyaq ist für kleine Bergstrassen definitiv nicht ideal. Nein, am wohlsten fühlt sich das SUV auf der Autobahn, wo die Allradmodelle mit 180 km/h sogar eine um 20 km/h höhere Endgeschwindigkeit erreichen als die reinen Hecktriebler mit 160 km/h.
Zuerst als RS
Bei dieser Geschwindigkeit schmilzt der Ladestand der Batterie allerdings wie Schnee in der Sonne dahin – obwohl sie mit 82 kWh brutto (76.6 kWh netto) die grösste Batterie ist, die auf der MEB-Plattform derzeit erhältlich ist. Damit erreichen der Enyaq 80x und der Enyaq RS eine theoretische Reichweite von 540 respektive 502 Kilometern. Diese grosse Reichweite wird unter anderem durch einen ausgezeichneten cW-Wert von gerade einmal 0.234 möglich.
Im Innenraum verfügt das SUV-Coupé unabhängig von der gewählten Version serienmässig über ein Panoramadach, das den Passagieren im Fond viel Kopffreiheit bietet. Im Hinblick darauf hat Škoda überdies auf das elektrische Rollo im Dachhimmel verzichtet und bietet als etwas umständliche Alternative eine Sonnenblende an, die selber montiert werden kann. Das Kofferraumvolumen schrumpft im Coupé im Vergleich zum normalen Enyaq um 15 Liter auf 570 Liter, die für dieses Segment aber immer noch einen sehr guten Wert darstellen. Ansonsten ist die Innenausstattung des Coupés fast identisch mit der des klassischen Enyaq. Mit anderen Worten: Die Ausstattung ist durchdacht und technologisch auf dem aktuellen Stand.
Wegen der aktuellen Lieferproblemen musste der Marktstart des Coupés vom Sommer auf den Herbst verschoben werden. Betrachtet man den Erfolg des bisherigen Enyaq, darf aber davon ausgegangen werden, dass das die Kunden nicht abschrecken wird. Für die Schweiz wohl der einzig richtige Entscheid: Zur Lancierung wird erst einmal die RS-Variante angeboten, der zahmere 80x folgt dann als zweite Version. Detaillierte Preise hat Škoda noch nicht bekanntgegeben, klar ist bisher einzig, dass der Enyaq Coupé RS als teuerste Ausführung ab 61 364 Franken zu haben sein wird.