Das grösste Ärgernis mit dem BZ4X ist sein Name. Was ein gutes Zeichen ist und für das Auto spricht. «BZ» steht für «Beyond Zero», zu Deutsch also «über die Null hinaus». Der grösste Autohersteller der Welt will im Zuge seiner 2015 ausgerufenen Toyota Environmental Challenge den durchschnittlichen CO2-Ausstoss seiner Neuwagenflotte bis 2050 verglichen mit den Werten von 2010 um 90 Prozent senken. «Null Emissionen sind aber nur ein Teil unserer Zukunft», sagt Robert Tickner, Head of Product and Marketing Toyota Motor Europe. Es geht um mehr.
Zum Beispiel darum, zu zeigen, dass Elektroautos nicht nur in der Stadt zu Hause sind. Den Anfang macht der BZ4X, das erste richtige rein batterieelektrische Auto von Toyota. Zwar gab es immer wieder Versuche und aktuell auch den elektrischen Pro Ace, dieser ist aber ein Nutzfahrzeug und kommt eigentlich von PSA.
Der BZ4X steht auf der gemeinsam mit Subaru neu entwickelten E-TNGA-Plattform. Die speziell für E-Antriebe entwickelte Plattform bietet hinsichtlich Dimensionen und Antriebsarten eine hohe Flexibilität, künftig sollen darauf Autos vom A- bis zum E-Segment bauen. Das Konzept gleicht demjenigen der TNGA-Plattform, ausser einige Teile der Aufhängung wurde beinahe alles neu konstruiert. Und wenn Toyota und Subaru gemeinsame Sache machen, steckt natürlich auch ganz viel Offroadkompetenz darin.
Cleverer X-Mode
«Durch die Verwendung von hochfestem Stahl und der daraus entstandenen hohen Karosseriesteifigkeit, der Integration der Batterie ins Chassis und der ausgewogenen Gewichtsverteilung ist es uns gelungen, eine hohe Basisperformance zu erreichen», sagt Ido Daisuke, Chefentwickler bei Toyota. Das Zusammenspiel der beiden 80 kW starken Elektromotoren – es gibt auch eine Variante nur mit Frontantrieb – erlaubt Fahrmanöver, die weit über den alltäglichen Gebrauch hinausgehen.
Ist der BZ4X auf der Strasse zwar überraschend und auch erfrischend hart beziehungsweise gefühlsecht abgestimmt, was den Dämpfungskomfort und die Lenkung betrifft (Steer-by-Wire kommt erst 2023), so fährt er sich dennoch mehr oder weniger vorhersehbar. Mit einem Leergewicht von zwei Tonnen sind Kuven dynamisch durchfahrbar, die Masse spürt man auf der Bremse und am Kurvenausgang naturgemäss dann doch. Für den Alltag reicht die Dynamik allerdings locker aus, umso mehr, als dass die 160 kW (218 PS) und vor allem das Drehmoment von 336 Nm stets kräftig, ansatzlos und linear anschieben. Zum veritablen Kraftpaket wird der BZ4X damit nicht, die stets verfügbare Kraft macht aber durchaus Laune. Und vielleicht kommt da auch noch etwas auf Basis des Anfang Jahr gezeigten Konzepts von Gazoo Racing, der Motorsportabteilung.
Vor allem im Gelände kann man sich damit so richtig austoben. «Wir sind die erste Marke, die ein E-SUV mit wirklichen Offroadfähigkeiten auf den Markt bringt», sagt Tickner. Die Richtigkeit dieser Aussage bezweifeln wir zwar stark, ungeachtet dessen ist es beeindruckend, wie sich der BZ4X durch Wassergräben pflügt, über Verschränkungsparcours kämpft oder im Schlamm Traktion findet. Im X-Mode arbeiten die beiden Elektromotoren unabhängig voneinander und sorgen für möglichst viel Grip auf den jeweiligen Achsen. Echtes Torque-Vectoring auf die einzelnen Räder gibt es nicht, dafür sorgen gezielte Bremseingriffe, der Vorwärtsdrang ist trotzdem da. Mit aktivierten Assistenten übernimmt der Toyota das Hoch- und Hinunterfahren einer unbefestigten Strasse, bei Bedarf gräbt er sich auch aus tiefsten Schlaglöchern heraus. Zur Zitterpartie wird der Ritt dabei nie, die etwas härtere Federung lässt Schläge zwar in den Innenraum durchdringen, gerade abseits der Strasse bleibt das E-SUV durch die hohe Steifigkeit allerdings äusserst ruhig, egal, ob der BZ4X das Hinterbein hebt oder gerade mit den Hufen scharrt. Letzteres tut Toyota tatsächlich, die verspätete Elektrooffensive hat gerade erst begonnen.