Wir geben es offen zu: Wir lieben sie, die Sportwagen. Das wohlige Gefühl, nahe über dem Asphalt von den Schalensitzen umschlungen zu werden. Das mächtige Empfinden, das Sportlenkrad und damit das Auto fest in seinen Händen zu halten. Das durchdringende Sentiment, jedem der möglichst vielen Zylinder bei seiner Arbeit aufmerksam zuzuhören. Ja, vielleicht genossen wir es in diesen langwierigen Tagen fast ein bisschen zu viel, dem Alltag zu entfliehen, uns lebendig und frei zu fühlen (ja ja, die Tempolimits, der teure Sprit, der Verkehr, die Baustellen, das Wetter: Unsere gängigen, subjektiven Problemchen treten mehr und mehr in den Hintergrund). Vielleicht widerspiegelt sich dieser Drang etwas in unserer Jahresbestenliste, weshalb wir uns für einmal entschieden haben, Sportwagen von den Alltagsautos zu separieren – auch wenn theoretisch jedes Testauto die volle Punktzahl erreichen könnte (s. Box). Vielleicht, nein, ganz bestimmt ist es aber auch einfach so, dass die traditionelle Automobilindustrie bei all dem downgesizten, verbrauchs- und kostenoptimierten Einheitsbrei doch noch zeigen will, was sie kann. Und das ist jede Menge.
Denn bei allen Diskussionen und Beschwernissen rund um das Thema Auto ist es unbestritten, dass wir uns in der Blüte des Automobils, so wie wir es seit über 100 Jahren kennen und lieben, befinden. Vor allem Verbrennungsmotoren, egal in welcher Grösse, sind zwar teilweise vom Aussterben bedroht. Dabei werden sie im Grunde bei allen Herstellern immer besser, nämlich: leistungsstärker, laufruhiger, effizienter. Wichtig ist, dass es sie überhaupt noch gibt. Für Liebhaber sogar noch ganz klassisch und obendrein besser denn je.
Auch Fahrwerksingenieure erleben eine Art zweiten Frühling, machen sie doch mittlerweile selbst Alltagsautos zu Renngeräten – und umgekehrt. Oder sie scheinen die Gesetze der Physik auszuhebeln und ermöglichen ein Fahrverhalten, das absolut nicht zu den jeweiligen Abmessungen passt.
Die Designer werden bei einigen Marken auch in den tieferen Klassen immer mutiger. Zugleich profitieren selbst die Kleinsten vom rasanten Fortschritt der Technologie und sind nicht nur intelligenter, sondern auch sicherer denn je.
All das wird in (hoffentlich nicht so naher) Zukunft eine (hoffentlich nicht so) kleine Rolle spielen. Nämlich dann, wenn in irgendeiner Form elektrisch betriebene Sharing-Taxis autonom durch unsere Städte gondeln. Muss das schlecht sein? Keineswegs, denn auch dann wird es noch Platz für emotionale Autos geben. Nur eben wird dieser immer kleiner.
Dabei muss emotional nicht unbedingt fossil bedeuten, auch der Elektrosektor bietet mittlerweile Grossartiges. Das Angebot wird immer breiter, die Einsatzmöglichkeiten werden immer grösser.
Geniessen wir für den Moment also einfach die Zeit, die uns aktiv hinter dem Steuer dieser wunderbaren und vielfältigen Autos noch bleibt. In verschiedenen Galerien stellen wir die Besten des vergangenen Testjahrs vor.
Theoretisch kann jeder gewinnen
Die Note der Redaktion bildet die Basis für das Schlussklassement. Sie ist keine Einzelmeinung eines Redaktors, sondern ein Gemeinschaftswerk des gesamten Testteams. Jedes Auto wird diskutiert, verglichen und eingeordnet. Anschliessend gibt jeder Tester seine Bewertungen ab in Kategorien wie Verbrauch, Verarbeitung, Preis oder Fahrwerksabstimmung, um nur einige zu nennen. Die Endnote ist das Mittel aller Einzelbewertungen, denn nur so kann eine neutrale und objektive Bewertung garantiert werden.
Natürlich sind nicht überall alle Kriterien gleich relevant, entsprechend unterschiedlich werden sie gewichtet. Im A-Segment interessiert ein attraktiver Preis mehr als ein charaktervoller Motor. Und das Platzangebot ist bei einem Kombi ausschlaggebender als bei einem Supersportler. Jeder Testwagen hätte also die Möglichkeit, die Höchstnote von 100 Punkten zu erreichen. Jedoch ist uns bewusst, dass das aktuelle Bewertungsverfahren den Sportwagen in die Karten spielt. Denn während zum Beispiel der Preis bei den Kompakten kritisch beäugt und stark gewichtet wird, spielt er bei Sportgeräten weniger eine Rolle. Ob 1000 Franken mehr oder weniger angemessen sind, lässt sich bei einem 40 000 Franken teuren Golf besser beurteilen als bei einem 200 000 Franken teuren Alfa Romeo. Gleiches gilt für den Verbrauch, weshalb Sportler tendenziell besser abschneiden und wir sie in der Bestenliste ausgegliedert haben. Letztes Jahr hiess der Sieger McLaren 600 LT vor Ford Focus ST und Porsche 911 Turbo S.
Die besten Sportwagen
Weitere Top-Klassierte
So testet die AUTOMOBIL REVUE
Natürlich ist es einigermassen unfair, einen Sportwagen mit einem Kleinwagen zu vergleichen, selbst wenn theoretisch jedes Auto durch die unterschiedliche Gewichtung der Notengebung (s. Box weiter oben) das Punktemaximum erreichen kann. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Gesamtwertung nach einzelnen Kategorien aufzuschlüsseln. Nicht alle Segmente sind vertreten, es werden nur die für den Markt relevantesten Karosserieformen und Antriebsarten präsentiert.
Da es innerhalb dieser Kategorien zu einigen Überschneidungen kommt, werden die Fahrzeuge nur in der ihnen zutreffendsten Kategorie gelistet. Elektroautos beispielsweise sind separiert, ungeachtet ihres Segments oder der Karosserieform. Die Ausschlusskriterien stehen jeweils in der Beschreibung. Sind Vertreter aus anderen Kategorien für die Rangliste von Relevanz, werden sie jeweils genannt. So zählen beispielsweise der Hyundai Kona Electric und der Hyundai Ioniq 5 nicht nur zu den besten Elektroautos, sondern auch zu den besten SUV. Da der Übergang von den Crossovern zu den SUV ein fliessender ist, haben wir das Augenmerk in dieser Kategorie allerdings auf die grossen SUV mit Verbrennungsmotor gelegt. Präsentiert werden in jeder Kategorie die fünf besten AR-Testwagen des Jahres 2021 mit ihrer im Test erreichten Punktzahl.
Die besten Kleinwagen
Nirgendwo spielt der Preis eine so gewichtige Rolle wie bei den Kleinwagen. Dadurch, dass Entwicklungskosten mit den grösseren Modellen amortisiert werden, profitieren auch die Kleinsten nach einigen Jahren von den Fortschritten bezüglich Sicherheits- und Infotainmentsysteme. Wenn die Kleinwagen dann auch noch Spass machen, landen sie ganz zuvorderst in der AR-Rangliste.
Die besten Kompaktlimousinen
Unter den meistverkauften Modellen der Schweiz sind vor allem Kompaktwagen anzutreffen. Vom klassischen Schrägheck über die Limousine und den Kombi bis hin zum kompakten SUV ist alles mit dabei. In dieser Kategorie beschränken wir uns auf die kompakten Limousinen, Crossover und Kombis sind nicht berücksichtigt. Das Feld ist bunt durchmischt, wobei die sportlicheren Modelle die Nase vorne haben.
Die besten grossen SUV
Die SUV-Kategorie ist beinahe die Königsklasse, weil an kein anderes Segment derart breitgefächerte Anforderungen gestellt werden. Dementsprechend üppig ist das Angebot von ganz klein bis ganz gross. Wir beschränken uns auf thermische SUV ab dem D-Segment, ansonsten hätte die Wertung der Ford Puma ST (84 Punkte) für sich entschieden. Mit dem Maserati Levante Trofeo gewinnt ein würdiger Vertreter.
Die besten Kombi
Was heute die SUV sind, waren früher die Kombis. Lange Zeit dominierten sie das Strassenbild, standen für viel Nutzwert und ein grosses Raumangebot. Heute werden sie immer seltener. Ganz vorne mitmischen konnten zwei Porsche Panamera als Plug-in-Hybride. Aber auch der Dauerbrenner Škoda Octavia ist stark vertreten.
Die besten Elektroautos
Elektromobilität ist die Zukunft. So jedenfalls sagt die Politik. Kurz- bis mittelfristig bleibt kaum ein anderer Weg, um die immer strenger werdenden CO2-Richtwerte einzuhalten. Glücklicherweise sind wir nun endlich an einem Punkt angelangt, wo das Angebot breit gefächert ist und absolut überzeugen kann. Mickrige Reichweiten und eine minderwertige Verarbeitung sind bei fast keinem Hersteller mehr ein Thema.