Bei Mazda ist man nonkonformistisch. Mit geschlossenen Augen der Elektrifizierung hinterherrennen? Sicher nicht! Die Marke ist felsenfest von der Zukunft des Verbrennungsmotors überzeugt. Das hindert die Japaner aber nicht daran, wenigstens einen Hybridantrieb zu lancieren. Mit dem Skyactiv-X präsentierte Mazda im Jahr 2019 einen gewagten neuen Motor, jetzt geht die Entwicklung weiter in Richtung Elektrifizierung.
Dass bloss zwei Jahre nach der Präsentation des Skyactiv-X bereits ein Update für den Motor kommt, ist erstaunlich. Denn mit seiner Kombination aus Benzinmotor mit Fremdzündung und dem Dieselprinzip, bei dem sich das Gemisch durch die Kompression selbst entzündet, war ein gewagtes Experiment. Er sollte das Beste aus den beiden Welten vereinen und situationsabhängig entweder den aus dem Benziner bekannten tiefen Schadstoffausstoss oder das hohe Drehmoment und den geringen Verbrauch eines Diesel mitbringen. Diese Eigenheit von Mazda konnte aber bisher nicht vollends überzeugen – weder bei den Fahrleistungen noch beim Verbrauch.
Selbst- und Fremdzündung
Jetzt erhält das Skyactiv-X-Aggregat ein Update, das ihm ein 24-Volt-Mildhybridsystem einbringt. Damit leistet das Aggregat 4 kW (6 PS) und 16 Nm mehr. Dafür sorgt eine Elektromotor, der als Starter-Generator auf die Kurbelwelle wirkt. In der Summe bedeutet das also für den Reihen-Vierzylinder: 136 kW (186 PS) und 240 Nm. Auch mechanische Veränderungen musste der Motor über sich ergehen lassen. Die Verdichtung beträgt jetzt 15:1, und auch die Kolben wurden verbessert. Das Ziel von Mazda: Höhere Leistung bei gleichzeitig niedrigerem Verbrauch.
Auch den zweiten Benziner in der Palette, den Skyactiv-G, hat Mazda mit einem Mildhybrid versehen. Der sogenannte E-Skyactiv-G kombiniert den Zweiliter-Saugbenziner mit einem 24-Volt-Hybridsystem. So leistet das Aggregat 90 oder 110 kW (122 oder 150 PS). Der Motor kommt sowohl im Mazda 3 wie auch im CX-30 zum Einsatz.
So viel zur Theorie, aber wie steht es um die Erfahrung auf der Strasse? Der Mazda 3 mit Handschaltgetriebe bestätigt den Eindruck, den wir vom Skyactiv-X-Motor bereits gewonnen haben. Er gefällt zwar mit seiner Drehfreudigkeit mit bis über
6000 U/min, unter 3500 U/min ahnt jedoch niemand, dass doch etwas Leistung unter der Haube schlummert. Dass die Leistung erst bei relativ hohen Drehzahlen anliegt, hat zur Folge, dass oftmals der zweite Gang bemüht werden muss, wenn es zügig vorangehen soll. Die hohen Drehzahlen bleiben leider auch nicht ohne Auswirkung auf den Verbrauch. Das Bordinstrument zeigt, je nach Art der Strasse, einen Verbrauch von sieben bis acht Litern pro 100 Kilometer an. Dieser Wert muss in einem grossen Test aber noch verifiziert werden.
Auch mit dem Automatikgetriebe kann die Motorleistung – erstaunlicherweise – sehr gut genutzt werden. Der reaktionsschnelle Kick-down schaltet oft in den zweiten Gang. Der Sport-Modus stellt eine Zusatzportion Dynamik bereit, die dem handgeschalteten Modell abgeht. Der Fahreindruck ändert sich, das Auto bewegt sich durchzugsstärker und laufruhiger. Der Gesamteindruck ist leise und komfortabel. Kurz, man fühlt sich wohl an Bord des Mazda.
Eine Frage der Philosophie
Auch wenn der neue E-Skyactiv-X im Vergleich zum Vorgänger über ein Leistungsplus verfügt, spürt man dieses kaum. Nach diesem ersten Probegalopp überwiegt der Vorteil der Getriebeautomatik. Wäre, um den Eindruck des Leistungsmangels bei niedrigen Drehzahlen zu überbrücken, nicht ein Turbolader denkbar? Giuseppe Loffredo, Leiter Public Relations bei Mazda Schweiz, erteilt der Idee eine Absage: «Das wäre gegen unsere Philosophie. Um den Wirkungsgrad eines Motors zu erhöhen, wird üblicherweise seine Verdichtung vergrössert. Das verträgt sich aber schlecht mit der Aufladung.»
Wieso hat man so kurz nach der Markteinführung des Skyactiv-X bereits eine neue Variante im Köcher? Waren die Kunden unzufrieden? «Wir wollen unsere Produkte ständig verbessern. Der Mazda 3 und der CX-30 gehören zur letzten Generation, und wir wollten nicht auf die neuen Modelle warten, um den Mehrwert zu nutzen», winkt Giuseppe Loffredo ab. Wer bei einem Verbrenner bleiben will, aber trotzdem etwas Elektro möchte, kann also auf den E-Skyactiv wechseln.