Peugeot 3008 Hybrid 4 im Test: ein Franzose für die Schweiz

Der Hybridantrieb macht den Peugeot 3008 Hybrid 4 ­sparsamer, der Allradantrieb macht ihn bereit für jedes Abenteuer. Die Kombination scheint wie gemacht für die Schweiz.

«Heute ist ein grosser Tag für Peugeot; der Weg aus der Hölle ins Paradies war lang. Wir haben 2012 versprochen, dass es so nicht weitergehen könne. Peugeot investierte damals in die Zukunft und steckte viel Geld in die Fahrzeugentwicklung. Jetzt, fünf Jahre später, ist uns das Comeback geglückt.» Das Zitat geht auf 2017 zurück, als der damalige Peugeot-Chef Jean-Philippe Imparato (heute an der Spitze von Alfa Romeo) anlässlich des 87. Genfer Salons die Auszeichnung Car of the Year für den 3008 der zweiten Generation entgegennehmen durfte. Die Trophäe lag ihm offensichtlich sehr am Herzen, denn er wusste, wie wichtig die Auszeichnung für den Verkaufserfolg des Modells sein würde. Und der Manager hatte recht: «Die Produk­tion des 3008 erreichte seit der Markteinführung von 2016 gut 800 000 Einheiten», heisst es in der Pressemitteilung von Peugeot. Keine Frage also, dass die Herausforderungen an die Ingenieure und Designer für die Auffrischung des 3008 für das aktuelle Modelljahr enorm waren.

Die zweite Generation des 3008 verdiente sich vor fünf Jahren besonderes Lob für das Design. Das Facelift baut auf dieser Grundlage auf und setzt dennoch frische stilistische Akzente. Das zeigt sich besonders deutlich bei der Frontgestaltung des SUV mit einem rahmenlosen Grill, der fliessend in die Scheinwerfer übergeht. Auffällig gestaltet sind auch die vertikalen Lufteinlässe neben den Reisszahn-Tagfahrleuchten und der hübsche Spoiler am Kinn. Dem aktuellen Trend folgend verpassten die Designer den Scheinwerfern eine aggressivere Form und setzen bei allen Modellen auf LED-Lichter. Auch die Gestaltung des Hecks wurde überarbeitet, die Rückleuchten im Kratzspuren-Design sind aber geblieben.

Neben den beiden neuen Farben Bleu Célèbes und Bleu Vertigo gibt es die 19-Zoll-Felgen San Francisco sowie ein Black Package. Letzteres kann für die oberen Ausstattungslinien GT und GT Pack geordert werden und enthält unter anderem Marken- und Modellembleme sowie die Dachreling in mattem Schwarz.

Viel Technologie – gegen Aufpreis

Das i-Cockpit hat Peugeot einen schönen Verkaufserfolg eingebracht, sodass die Designer den Innenraum nur vorsichtig weiterentwickeln mochten. Das Platzangebot ist allgemein gut mit einem Gepäckraum von mindestens 345 Litern für den Hybrid und 520 Litern für die Benziner und Diesel. Die Kopffreiheit beträgt 99 Zentimeter vorne und 93 Zentimeter hinten. Auf der Rücksitzbank steht den Passagieren bis zu 39 Zentimeter Beinfreiheit zur Verfügung. Ab der Ausstattungsstufe Allure arbeitet das Infotainment jetzt mit einem zehn Zoll grossen Bildschirm (+2 Zoll). Schade, dass die unteren Ausstattungsstufen auf das grosse Display verzichten müssen, der kleine Bildschirm macht nicht viel her in einem Auto, das sich Hightech auf die Fahne geschrieben hat. Schade auch, dass das System immer noch wenig intuitiv arbeitet. Auch das hübsche Instrument mit 3-D-Effekt wie beim 208 gibt es leider für den 3008 nicht.

Aber all das sind nur Details. Unser grösster Kritikpunkt zum Peugeot 3008 betrifft die Verarbeitungsqualität, die für einen Hersteller mit Premiumanspruch auch weiterhin zu wenig sorgfältig ist. Die Nachlässigkeit war bei unserem Testwagen zwischen Armaturenbrett und Mittelkonsole besonders augenfällig, wo die Spaltmasse zwischen dem oberen Alcantara und dem unteren Kunststoff eine unregelmässig klaffende Lücke aufweisen. Das ist bei einem Fahrzeug in diesem Preissgement nicht akzeptabel. Dazu kommen noch einige Plastikteile die von fraglicher Qualität sind, etwa in den Türverkleidungen. Da müsste mehr drin liegen.

Die Löwenmarke geniesst dagegen hohes Ansehen für ihre Fahrhilfen und entsprechend gab es mit dem Facelift auch in diesem Bereich Weiterentwicklungen. Besonders aufgefallen ist die Fussgängererkennung, die neben Menschen auch Tiere zu erkennen vermag, was sich nicht nur nachts, sondern auch in Situationen mit geringer Sicht als hilfreich erweist. Das System funktioniert auf Entfernungen von bis zu 250 Metern, also weit über den Lichtkegel der Scheinwerfer hinaus. Auch der Spurhalteassistent und die Verkehrszeichenerkennung überzeugen mit zuverlässiger Arbeitsweise.

Verbrennungsmotoren und Hybrid

Die EMP2-Plattform, auf welcher der 3008 aufbaut, ist nicht für rein elektrische Antriebe gedacht. Deshalb kommen die bekannten Powerteams entweder mit reinen Verbrennern oder mit Hybridantrieben zum Einsatz. Ohne Stromhilfe sind es der Dreizylinder-Benziner 1.2 Puretech mit 130 PS, der Vierzylinder 1.6 Puretech mit 180   PS oder der 1.5-Liter-Diesel mit 130 PS. Die Hybridantriebe sind bereits vom Vorgänger bekannt und werden in zwei Leistungsstufen offeriert. Den Hybrid mit 225 PS gibt es nur mit Frontantrieb, während die 300 PS starke Version mit Allrad aufwartet. Das Topmodell kann sogar auf drei Motoren zählen. Unter der Motorhaube steckt der Puretech 1.6 mit 200 PS, der mit einer 110 PS starken Elektromaschine gekoppelt ist. Diese ist zwischen dem Verbrennungsmotor und dem Getriebe eingebaut und arbeitet als Parallelhybrid. Dank einer Trennkupplung zwischen dem Benzinmotor und der Elektromaschine ist auch ein rein elektrisches Fahren möglich. Beim Hybrid 4 greift hinten zusätzlich ein zweiter Elektromotor mit 113 PS ins Geschehen ein. Die gesamte Armada an Motoren summiert sich im französischen SUV zu einer Systemleistung von stattlichen 520 Nm und 300 PS.

Dank des Allradantriebs wird diese Topmotorisierung in der Schweiz wohl viele Kunden überzeugen können. Der hybride Allrad-Antriebsstrang überzeugte schon mehrfach – im Opel Grandland X Hybrid 4, im DS7 Crossback E-Tense oder in der Vor-Faceliftvariante des 3008 Hybrid 4 –, und daran hat sich nichts geändert. Gemäss unseren Messungen absolvierte er den Sprint von 0 auf 100 km/h in 5.5 Sekunden und unterbot die Werksangabe um 0.4 Sekunden. Wir hatten übrigens bereits bei den Messungen der Cousins von Opel und DS7 einen ähnlich ansehnlichen Übereifer aufgedeckt. Beim DS und beim Opel handelt es sich bekanntlich um Konzernbrüder des 3008, die auf der gleichen technischen Basis aufbauen.

Schwere Kombination

Dem stürmischen Vorwärtsdrang des Testwagens steht allerdings eine Fahrwerksabstimmung entgegen, die viel Seitenneigung und sogar ein Aufschaukeln der Karosserie zulässt. Das ist vielleicht nicht ganz unerwartet, denn die Hybridversionen müssen ein Mehrgewicht von 300 Kilogramm gegenüber den herkömmlichen Kollegen mit Verbrennungsmotor mit sich herumschleppen (unsere Waage wies für den Testwagen 1920 kg aus). Mit ein Grund für die Extrapfunde liegt bei der Batterie mit einer Kapazität von 13.2 kWh, die für eine rein elektrische Reichweite von 59 Kilometern sorgen soll. Das ist jedenfalls der Wert gemäss WLTP, im Fahralltag kommt man selbst mit sehr leichtem Gasfuss eher 45 bis 50 Kilometer weit.

Wie bei allen Plug-in-Hybridautos macht der Kauf nur Sinn, wenn der Kunde den Wagen entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz nachladen kann. Im Idealfall verfügt er sogar über eine Ladeinfrastruktur an beiden Orten. Wird die Batterie nicht so häufig wie möglich vollgeladen, dann wird sie zum eigentlichen Ballast im Fahrzeug und rächt sich mit wenig überzeugenden Verbrauchswerten. Lädt der Fahrer den Stromspeicher gewissenhaft nach, dann kann er mit einer sehr überzeugenden Sparsamkeit rechnen. Auf der AR-Normrunde ermittelten wir einen Verbrauch von 4.3 l/100 km zusätzlich zu den nutzbaren 11.9 kWh der Batterie.

Mit einem Preis ab 53 450 Franken ist der Peugeot 3008 Hybrid 4 nicht für jeden Interessenten in Reichweite. Dennoch handelt es sich angesichts seines Platzangebots und der Fahrleistungen um ein attraktives Angebot. Der gewissenhafte Steckernutzer kann zudem mit dem Dreimotoren- SUV ansehnliche Benzinmengen einsparen und damit das Portemonnaie schonen.

Testergebnis

Gesamtnote 74.5/100

Antrieb

Mit drei Motoren, Allradantrieb, 300 PS und 520 Nm ist der Peugeot 3008 Hybrid 4 sehr schnell unterwegs. Wer den Vorteil des Plug-ins nutzen will, muss aber häufig laden.

Fahrwerk

Dank des Allradantriebs kommt der 3008 Hybrid 4 in den Genuss einer Mehrlenker-Hinterachse anstelle der Verbundlenkerachse. Davon profitiert der Fahrkomfort.

Innenraum

Die Verarbeitung ist klar verbesserungswürdig. Überzeugend ist der grosszügige Platz an Bord – im Verbrenner noch mehr als im Hybrid.

Sicherheit

Der Peugeot 3008 überzeugt mit vielen, gut funktionierenden Assistenz- und Sicherheitssystemen und starken Bremsen.

Budget

Mit einem Testwagenpreis von 65 050 Franken ist der Spass ist nicht ganz günstig. In Anbetracht der guten Ausstattung, des starken Antriebes und der potenziellen Einsparungen durch den Plug-in-Hybrid ist der Preis aber vertretbar.

Fazit 

Auch wenn man an der Verarbeitung noch etwas hätte feilen und die Bedienung weiter hätte verbessern können, ist der Peugeot 3008 Hybrid 4 ein hervorragendes Fahrzeug mit einem leistungsstarken Antrieb, einem sehr grosszügigen Innenraum und vor allem hervorragenden Fahrleistungen. Ein überzeugender Kompromiss.

Die technischen Daten und unsere Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.