Auch Stellantis mit H2

Bei den Personenwagen hat Wasserstoff einen schweren Stand. Aber sein ­Einsatz in Nutzfahrzeugen wird ausgebaut.

Stellantis baut ab Ende 2021 leichte Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzelle. Es gebe in diesem Segment ein Bedürfnis danach, ist der Konzern überzeugt.

Die Brennstoffzelle galt schon fast als abgeschrieben – jetzt kehrt sie plötzlich wieder zurück. Mit bloss 15 verkauften Wasserstoffautos (10 Toyota Mirai und 5 Hyundai Nexo) in diesem Jahr kann dabei (noch) nicht von einem grossen Erfolg gesprochen werden. Die Bemühungen der Hersteller konzentrieren sich denn auch eher auf den Bereich der Nutzfahrzeuge. So hat nach Hyundai, Daimler und Renault auch Stellantis neue Pläne für Fahrzeuge mit Brennstoffzelle präsentiert. Man könne damit viele der Probleme batterieelektrischer Fahrzeuge lösen, wie Carla Gohin, Vice President Forschung und Innovation von PSA, erklärt. Dazu zählt vor allem das hohe Gewicht der Batterien, das den bei Nutzfahrzeugen kritischen Faktor der Zuladung schmerzhaft beeinträchtig. Dazu kommen lange Ladepausen, die in einem Sektor, in dem Zeit Geld ist, nicht tragbar sind.

Ein Plug-in mit Brennstoffzelle

Stellantis geht dabei einen eigenwilligen Weg – noch eigenwilliger als Wasserstoff ohnehin schon ist. Die Technologie ist nicht ein reiner FCEV, sondern ein PHEV-FCEV. Die Batterie lässt sich also auch an einer Steckdose laden. Als Basis dient das bestehende Chassis des Trios Opel Vivaro, Citroën Jumpy und Peugeot Traveller. Unterflur sind drei Wasserstofftanks verbaut, unter der Sitzbank eine Batterie und unter der Haube die Brennstoffzellen und ein Elektromotor. Diese Hybrid­lösung habe drei Vorteile, erklärt Peter Gross, Leiter der Wasserstoffentwicklung bei Stellantis. Einerseits ermögliche sie einen kleineren Brennstoffzellen-Stack, der vorne im Motorraum Platz findet. Andererseits kann die Batterie als Backup dienen, wenn keine H2-Tankstelle mehr erreichbar ist. Zur Reichweite von rund 400 Kilometern mit Wasserstoff sollen nochmals 50 Kilometer rein elektrisch hinzukommen. Die Batterie dient also gewissermassen als Range-Extender. Zusätzlich speichert sie regenerative Energie und ist in der Lage Leistungsspitzen abzudecken, was die Brennstoffzelle nicht kann.

Bisher ist das noch in der Entwicklung, eine grössere Produktion soll Ende 2021 anlaufen. Ob die Wasserstofftechnologie später auch in Personenwagen eingesetzt werden soll, wollte man bei Stellantis noch nicht abschliessend beantworten. Man habe im B2B-Bereich ein konkretes Kundenbedürfnis gesehen, heisst es. Aber: Wenn das Ökosystem wachse, mache es Sinn, eine Adaption für Personenwagen ins Auge zu fassen. Das sei Teil der nächsten Schritte.

Und auch die Politik scheint wieder Interesse gefunden zu haben an Wasserstoff. Sowohl Deutschland wie auch Frankreich haben Millionenbeträge in das Projekt investiert. «Wir müssen die Wasserstoffmobilität auf die Strasse bringen», verkündetet der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer. Die Chancen dafür stehen gut.

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