Allrad für kleines Geld

Das Sonder­modell ­Suzuki Swift Piz Sulai ist für den pragma­tischen Autofahrer eine Topoption.

Das Angebot an allradgetriebenen Kleinwagen ist nach wie vor überschaubar. Insofern ist der Swift eine sehr gute ­Option. Im Alltag vornehmlich als Fronttriebler unterwegs, wird das Drehmoment nach hinten verteilt, wenn es nötig wird.

Wer sein Auto vor allem auch als fahrbaren Dienstleister für die täglichen Besorgungen und Transporte betrachtet, der gefälligst mit allen meteorologischen und räumlichen Verhältnissen zurechtkommen soll, ist mit dem Suzuki Swift 1.2 Piz Sulai sehr gut bedient. Der kleine Benziner mit dem Pokemongesicht eignet sich ideal für einen Aktionradius im erweiterten urbanen Gebiet. Freilich bewältigt das agile und wendige 3.85-Meter-­Auto, das Parkhäuser ganz besonders mag, auch längere Strecken. Das Raumangebot vorab vorne ist beeindruckend. Schon beim komfortablen Einstieg bedarf es keiner Kontorsionsqualitäten. Man flutscht im Gegenteil einfach hinein. Einmal drin, bietet sich reichlich Seiten- und Kopffreiheit auch für Menschen von über 1.90 Metern Körpergrösse. Verblüffend. Das Lenkrad lässt sich in Höhe und Länge verstellen, sodass sich eine hervorragende Sitzposition generieren lässt. Hinten gehts etwas weniger geräumig zu und her, für mehr als 1.80 Meter Körpergrösse nicht wirklich empfehlenswert. Wobei das vom Suzuki Gebotene im Normalfall üppig ausreicht. Gemäss Bundesamt für Statistik sind der Durchschnittsschweizer 177.4 und die Durchschnittsschweizerin 164.7 Zentimeter gross.

Der Kofferraum fasst überschaubare 256 bis 479 Liter. Das Interieur vermittelt mit seinen zylinderförmigen Instrumenten Klassik und Dynamik. An Ausstattung ist im getesteten Sondermodell Piz Sulai mit dem 1.2-Liter-Vierzylindermotor mit 83 PS und einem Drehmoment von 120 Nm (ab 4000 U/min) löblicherweise vieles schon Serie. Unter anderem gibt es einen Notbrems- und Scheinwerferassistenten (LED), eine Rückfahrkamera, Navigationssystem, einen Abstandstempomaten und einen Spurhalter. Zentral befindet sich das bekannte Touchpanel. Das Smartphone lässt sich via Bluetooth oder Kabel problemlos verbinden, sodass die Apps aus dem Hosensacktelefon easy auch on the road genutzt werden können. Die beiden Rundinstrumente mit Chromakzenten ersparen ­einem mangels vorhandener Alternativen die Wahl der Anzeigevariante. Passt so. Zwischen Drehzahlmesser und Tachometer dagegen ist das 4.2-Zoll-­Farbdisplay. Hier lassen sich diverse Anzeigen aufschalten.

Keine falsche Bescheidenheit

Gewiss, da ist erwartungsgemäss eine Anzeige für Motorunterstützung und Energiefluss, wir reden hier ja von einem Mildhybrid-Antriebssystem mit integriertem Starter-Generator und einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von zehn Ampèrestunden. Daneben gibt es auch eine Anzeige für den gewählten Abstand zum Vordermann, das gewählte Tempomat-Tempo und den Verbrauch oder die aktuelle Geschwindigkeit. Dann aber kommt es faustdick. Sie erinnern sich an den 1.2-Liter-Motor mit 83 PS, der in gemessenen 16.1 Sekunden von 0 auf 100 km/h hechelt und mit viel Heimweh und noch mehr Rückenwind eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h erreicht? Also nicht wirklich furchteinflössende dynamische Werte, die schon beim Lesen für ein Schleudertrauma sorgten. Allein, dieser Swift lässt es sich nicht nehmen, auch rückwirkende Verlaufswerte der Fliehkräfte, ein Nutzungsprotokoll von Gas- und Bremspedaleinsatz oder eine Echtzeitanzeige von Leistung und Drehmoment einzublenden. Also harte Telemetriedaten, wie man sie aus hochgezüchteten, mit bis zur Dachkante mit Leistung- und beschleunigungsoptimierenden Tools vollgestopften Supersportlern kennt. Was soll man dazu sagen? Über einen Suzuki Swift, der, wäre er ein Döner, zwar zweifellos sehr fein schmeckte, aber ganz sicher ohne Scharf? Nun, wie sagte schon Boxlegende Muhammad Ali: «Es ist schwer bescheiden zu sein, wenn man so grossartig ist wie ich.»

Preis-Leistungs-Verhältnis bemerkenswert

Stichwort grossartig: Davon bietet der 1.2-Liter-Swift genügend. Für gut 24 000 Franken so viel Serienausstattung, reichlich Raum und erst noch Allradantrieb, wo kriegt man das noch? Und dann ist da auch noch das erwähnte Mildhybridsystem, das für einen akzeptablen Verbrauch von 5.8 Litern sorgt. O. k., wenn man mit dem Kleinen über Berge kraxeln will, muss man die Drehzahl ganz schön hochjagen, sofern man den Verkehrsfluss nicht in Traktormanier drosseln will. Rein elektrisch lässt sich das 1000-Kilogramm-Leichtgewicht nicht fahren. Das Hybridsystem leistet Support, fungiert als Anlasser und unterstützt den Motor beim Anfahren aus dem Stand. Während es den Suzuki Swift auch mit stufenlosem CVT gibt, kommt die Sonderausführung Piz Sulai ausschliesslich mit Fünfgang-Handschaltung. Etwas engere Schaltgassen und präzisere Schaltwege wären wohl eine Option, aber so what. Freilich gilt es achtzugeben, dass man nicht versehentlich den rechts unten liegenden Rückwärtsgang trifft, weil man auf der Autobahn auf einen sechsten Gang spekuliert. In der Mittellage fehlt der Lenkung die Genauigkeit, da ist viel Spiel. Bis zu einem gewissen Grad ist das indes so gewollt, damit das Auto auf längeren und schnelleren Überland- oder Autobahnstrecken sauber geradeaus läuft und nicht bei jeder Bodenwelle ausbricht. Zu sportliche Kurven sind aufgrund des doch starken Wankens nicht ratsam. Zudem setzt die Tendenz zum Untersteuern früh ein.

Ein Trumpf ist ganz klar der 4×4-Antrieb, der hilft, schweres Terrain zu meistern, und zusätzliche Sicherheit bietet. Die Visco-Kupplung spediert das Drehmoment automatisch nach hinten, wenn die Vorderräder Traktionsprobleme haben. Also ein Kleiner, der sehr gut in die kleine Schweiz und deren bisweilen herausfordernde Witterungsverhältnisse passt.

Testergebnis

Gesamtnote 69/100

Antrieb

Das Hybridsystem greift dem Verbrennungsmotor beim Anfahren und Beschleunigen zwar unter die Arme, trotzdem ist das Ansprechverhalten in den unteren Gängen nur soso lala. In den oberen Gängen ist die Elastizität eher schwach. Heisst: Viel schalten und Drehzahl hochhalten!

Fahrwerk

Unebenheiten werden geschmeidig weggebügelt. Die Federung ist eine gelungene Abstimmung zwischen Komfort und Sportlichkeit.

Innenraum

Die Kopffreiheit ist verblüffend. Man sitzt bequem, und die Instrumentierung des Cockpits ist einfach und klar zu bedienen. Mit den günstigen verbauten Materialien kann man hier sehr gut leben.

Sicherheit

Die Heartec-Plattform bietet Platz für die vielen Assistenzsysteme, die wie beispielsweise der Spurhalteassistent präziser arbeiten könnten.

Budget

Stark: Für einen Preis von rund 25 000 Franken bietet der kleine Japaner wirklich viel Auto.

Fazit 

Der Suzuki Swift 1.2 Hybrid 4×4 ist ein Alltagsbegleiter mit charakteristischem Design. Der Antriebsstrang ist dank Hybridisierung up to date und dank 4×4 swisslike. Das macht den Swift zwar nicht explosiv – aber das will die geneigte Käuferschaft in diesem Fall vermutlich auch gar nicht. Dafür gibt es für überschaubares Geld viel Auto, das seinen Dienst auf jedem Terrain und über alle Distanzen leistet.

Die technischen Daten und unsere Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der AUTOMOBIL REVUE.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.