Die Firma Piëch Automotive hat ihren Sitz in Zürich, und die federführende Person dahinter spricht Schweizerdeutsch. Anton Piëch präsentierte in Genf seinen sehr gefälligen, elektrischen Sportwagen, den Piëch Mark Zero. Zum Auto, ein Coupé mit dem Hauptteil der Batterielast vor und über der Hinterachse, gibt es noch wenig verbindliche Informationen. Tatsache ist, dass Piëch Automotive sich mit einer Reihe von Partnern zusammentun wird, welche als Kontrakteure dem Projekt Leben einhauchen sollen. Wie viel am Ende davon tatsächlich Schweizerisch sein wird, bleibt offen. Klar ist, dass der Gründer einige sehr dezidierte Ansichten zur automobilen Zukunft und zum Sportwagen im Besonderen hat.
Mobilität ist nicht Auto fahren
Anton Piëch, der uns bei einer ruhigeren Veranstaltung als im Trubel des Genfer Pressetages seine An- und Absichten erklärt hat, meint etwa: «Ich möchte zwei grundlegende Dinge unterscheiden: Mobilität ist, wie man von A nach B kommt. Wenn ein Junge aber ein Auto sieht, dann will er mit dem Auto spielen. Sportwagen sind solche Autos.» Zu seiner eigenen Person meint Piëch, Sohn des ehemaligen VW-Chefs Ferdinand Piëch: «Ich selber habe keinen Respekt vor grossen Sachen, und ich habe selber keine grosse Ahnung von Autos.» Anton Piëch war zwölf Jahre in China mit Medienund Markenarbeit beschäftigt. «Aber ich bin – im richtigen Nest – mit Autos aufgewachsen. Meine Familie hat bereits die eine oder andere Automarke, ich bin gerade daran, mein Nest zu beschmutzen. Ich will meine eigene Art von Autos entwickeln », beschreibt der Schweizer Unternehmer seine Absicht.
Der Verbrenner wird sterben
«Der Verbrenner wird irgendwann sterben», prophezeite Anton Piëch bereits anlässlich einer Präsentation am 24. Januar in Safenwil AG. Aber er sagte dort auch: «Die Batterietechnologie von heute ist ein Seich.» Er glaube aber, dass sich das ändern werde. Zudem gebe es auch die Alternativen zu den Alternativen. «Zehn Experten werden ihnen zehn verschiedene Antworten geben, was richtig sein wird. Und weg von fossilen Brennstoffen heisst nicht zwingend weg vom Verbrenner», sieht Piëch in die Zukunft. Die winzige Grösse seines Unternehmens emp_ ndet er angesichts der familieninternen Vergleichsmöglichkeiten als Vorteil: «Grosse Firmen müssen, statt bestehende Technologien zu optimieren, Neues für eine Zukunft entwickeln, die sie nicht planen können. Und jedem ein Massenprodukt zu verkaufen, wird künftig angesichts von Sharing-Konzepten kein Geschäftsmodell mehr sein. Aber: Es gibt immer noch Pferde, Whisky oder Segelschiffe – und Sportwagen gehören in dieselbe Kategorie. Da drin stecken Kennerschaft und Unvernunft. Sportwagen sind Unvernunft. Und Auto fahren, nicht Mobilität, ist etwas anderes, als wenn ich im Bus sitze.»
Eher Big Data und Sportwagen
«Google oder Apple haben, getrieben von Big Data, vermutlich mehr Chancen für die mobile Zukunft als traditionelle Autohersteller. Scheitern werde diejenigen, die alles machen und die Originalmission vergessen. Die P-Marke hat so ein Problem. Gute Marken sind dezidiert positioniert. Das Auto für alle existiert nicht. Genauso wenig die vertikale Fertigung, man muss nicht alles selber machen, besonders nicht in einer Zeit, in der man nicht weiss, was in fünf Jahren sein wird. Man muss _ exibel werden und schnell reagieren können. Die Top-Ten-Firmen der Zukunft werden nicht Auto_ rmen sein. Aber Top-Auto_ rmen der Zukunft werden ausgesprochene Liebhaberfahrzeuge bauen. Unbestritten ist, dass Kleine schneller reagieren können, und dass Dinge, die im Sportwagen funktionieren, auch in Zukunft in die Massenmobilität weitergereicht werden. Mein Urgrossvater Ferdinand Porsche hat gesagt, das letzte Auto, das gebaut werde, werde ein Sportwagen sein», schliesst Anton Piëch. Wir sind gespannt.