Rallye-Alphabet beginnt bei B

RALLYE DU VALAIS Basso Sieger, Ballinari Schweizer Rallyemeister, zwei Burris auf dem Podium. Die starken Männer sorgten beim Walliser Finale für eine handfeste Überraschung.

Die vier Piloten verdanken den Erfolg nicht nur dem ersten Buchstaben in ihrem Familiennamen, sie brauch­ten auch den richtigen Mix aus Ta­lent, Erfahrung und Siegeswillen. Trotz ungewöhnlich milder Wetterlage war der fi­nale Lauf der Schweizer Rallyemeisterschaft 2018 und der Europatrophy TER extrem anspruchsvoll. Nach einem superschnellen ersten Tag ab Sitten gab es pünktlich am Samstag, dem zweiten und letzten Tag der Rallye du Valais, die ersten Ausfäl­le, oder immer dann, wenn bis auf das Messer ge­kämpft wurde. Unter den Favoriten erwischte es den Holländer Kevin Abbring (Ford Fiesta R5) in der Wertungsprüfung 13 (Champex–Les Valettes).Der erneute Gesamtsieger nach 2017, der Ita­liener Giandomenico Basso, schlug kurz vor Schluss der Rallye Olivier Burri, der als achtfacher Meister lange das Feld vor seinem drittplatzierten Sohn Michael, ebenfalls auf Škoda Fabia, ange­führt hatte. Ivan Ballinari, der für seinen ersten Ti­tel als Schweizer Rallyemeister das Rennen etwas vorsichtiger anging, kam als Fünfter ins Ziel bei Sitten, hinter dem ausgezeichneten Mike Coppens, der vor heimischem Publikum antrat.Mit Federico Della Casa auf dem sechsten Rang lagen insgesamt sechs Škoda Fabia R5 auf den ersten Rängen des Gesamtklassement, noch vor dem siebtplatzierten Cédric Althaus, in seiner ersten Rennsaison auf einem Ford Fiesta R5 des Teams Balbosca.

 

Der Druck des Titels
Nach seinem wegen eines Bandscheibenvorfalls ab­gesagten Chablais-Lauf wurden Ivan Ballinari und sein Beifahrer Paolo Pianca als Helden gefeiert. «Anstatt den Mut zu verlieren, hat uns dieser Zwi­schenfall angespornt wie noch nie», erklärt der 41-jährige Tessiner, Ehemann von Laura und Vater von Jules (2 Jahre). Er hatte sich Mitten in der Sai­son verletzt, als er seinen Sohn vor einem Sturz be­wahren wollte und daraufhin eine einmonatige Zwangspause einlegen musste. «Während dieser Zeit konnte ich überhaupt kein Auto fahren. Als wir bei dem erneuten Start in Moscato und dann im Tessin sahen, dass wir Siegchancen hatten, habe ich wieder an den Titel geglaubt.»Nach seinen Rallyesport-Anfängen als Beifah-rer seines Vaters und dann seit 2001 als Fahrer er­lebte die Karriere von Ivan Ballinari 2004 nach seinem Sieg im Peugeot Cup ihren ersten Höhe­punkt. Sein Siegerbudget half ihm, mit einem Ren­ault Clio S1600 und dann einem Peugeot 207 S2000 vorne mitzumischen, bevor er 2015 in einen R5 um­stieg (Ford Fiesta, danach Škoda Fabia). Trotzdem war der Amag Serviceleiter aus Breganzona TI seit 2011 nicht mehr im Wallis gestartet: «Damals mussten wir unbedingt gewinnen, um vor Laurent Reuche Meister zu werden. Wir lagen nach der ers­ten Sonderprüfung in Führung, aber der Motor gab in der zweiten Wertungsprüfung seinen Geist auf. Daran habe ich dieses Jahr, auf dem Weg zum Schweizer Meistertitel, natürlich gedacht. Ich kannte die Strassen nicht mehr, und wir mussten unseren Aufschrieb ganz neu machen», gab Ballinari zu. «Ich habe es zu Beginn der Rallye vorsichtig angehen lassen, fuhr am zweiten Tag aber mehr auf Attacke, denn ich wollte nicht an Konzentration verlieren. Langsam fahren ist nicht sehr motivie­rend!»

 

Teamwork mit Leidenschaft
Als Bezahlfahrer (seit drei Jahren) und Freund des Teams Roger Tuning wollte Ballinari seinen Škoda Fabia vorher komplett durchsehen lassen. «Ich ha­be volles Vertrauen in so ein Profiteam. Wenn man bedenkt, was Jérémie passierte (bei Toedli versagte die Kupplung – Red.), dann darf man nichts dem Zufall überlassen. Ich habe alles getan, um den An­trieb nicht zu überfordern.»Als erster Tessiner, der nach 45 Jahren den na­tionalen Titel gewann, widmete der sportliche Fa­milienvater den Triumph seinen Angehörigen, vor allem seinem Sohn. «Ich gönne es ihm, denn wir haben eine schmerzhafte Zeit mit einem Sieg abge­schlossen. In der Schule kann er vor seinen Freun­den stolz darauf sein», sagte er lächelnd, vergass aber auch nicht seine treuen Beifahrer und Freun­de Giusva Pagani und Paolo Pianca, die ihn 2018 abwechselnd unterstützten. «Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer immensen Teamarbeit. Ich brauche für meinen Rallyesport Leute, denen ich vertraue, und ich fahre keine Saison ohne Copiloten, die ich nicht gut kenne. Giusva kenne ich seit dem Peugeot Cup, danach fuhr er mit Antonio Galli. Paolo kam 2006 zu mir und seitdem sind wir immer in enger Verbindung geblieben. Rallyesport ist ein Vergnü­gen. Wir fahren aus Leidenschaft, mit denselben Leuten von Anfang bis Ende.»


 

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