ELEKTRISCHER GIPFELSTÜRMER

Pikes Peak: Sensationelle Ergebnisse verspricht die Zusammenarbeit von Volkswagen, Romain Dumas und Norma für den 100 % elektrischen I.D. R von VW, einem Rennwagen für das härteste Bergrennen der Welt.

Romain Dumas (gr. Bild, l.) schüttelt die Hand von Jochi Kleint.

Von Le Mans (F) nach Colorado (USA), von Wolfsburg (D) nach Alès (F). 33 Jahre nach dem Doppel­motor-Golf von Jochi Kleint tritt VW wieder beim «Rennen zu den Wolken» an, diesmal um den Rekord für Elektrofahrzeuge von 8:57.118 zu pulverisieren.

Die Basis des neuen Boliden stammt von Norma, Romain Dumas bringt seine Erfahrung auf der Strecke ein, Porsche sorgt für die Aerodynamik, und ein «bekannter englischer Konstrukteur» liefert zwei Elektroaggregate, die in Formel-E-Fahrzeugen der 5. Generation eingesetzt werden.

Harte Arbeit

Zur Premiere vorletzten Sonntag in Alès rollte der Stromer direkt aus der Werkhalle und war noch keinen Meter gefahren. «Normalerweise braucht es anderthalb Jahre», so Sven Smeets, Chef von VW Motorsport. «Wir hätten bis 2019 warten können, andere Hersteller waren aber auch an der Sache dran, und wir wollten die Ersten sein.»

Pikes Peak schien der ideale Anlass dafür zu sein, das Engagement im Bereich Elektrofahrzeuge zu unterstreichen, die technologische Entwicklung voranzutreiben und das Image der Marke in den USA aufzupolieren. Im September letzten Jahres startete die Arbeit. «Das Auto von Romain Dumas war die Basis für den Einbau eines elektrischen Antriebs. Die Ingenieure haben natürlich mehr getan als ursprünglich geplant», gesteht Smeets verschmitzt.

Fast alles an dem Prototyp wurde geändert. Dieser war ursprünglich vom Team des französischen Piloten RD Limited entwickelt worden, die Lithium-Ionen-Batterien von VW-Spezialisten in Braunschweig (D) und Hannover (D). Sie versorgen zwei Elektromotoren mit total 500 kW/680 PS und 650 Nm Drehmoment. 20 % der Energie wird auf der 19.99 km langen Strecke beim Bremsen rekuperiert.

François Xavier Demaison, der Chefingenieur von VW Motorsport.

Unerwünschtes Gewicht

Für den französischen Ingenieur François-Xavier Demaison, bei Peugeot und Subaru bereits erfolgreich, besitzt das Fahrzeug noch beträchtliches Entwicklungspotenzial. «Ein Traum! Wir haben ausser Sicherheitsaspekten keine reglementarischen oder technischen Einschränkungen zu berücksichtigen», gesteht er. Nur das aktuelle Gewicht von 1100 kg ist seiner Meinung nach noch zu hoch, «900 kg sind das Ziel».

Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km in 2.25 Sekunden – schneller als ein Formel-1-Fahrzeug – ist der Volkswagen I.D. R aber nicht für eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit gedacht.

Wichtige Testfahrten

Vor dem eigentlichen Rennen wird Volkswagen vor allem im Mai in Alès weiterarbeiten, denn Romain Dumas stammt aus Alès. Für den Champion ist die Gewöhnung an einen 100 % elektrischen Boliden ein Knackpunkt. «Ohne Motorengeräusch und Gangwechsel bleibt nur die vorüberziehende Landschaft», so Dumas. Dazu ist er noch nie ein Elektrofahrzeug gefahren, «erste Fahrten haben wir mit einem modifizierten Golf TCR durchgeführt, um den Antrieb zu testen».

Die legendäre Strecke wartet mit 156 Kurven und 1440 Metern Höhenunterschied zwischen Start (2862 m) und Ziel (4302 m) auf. «Den Temperaturunterschied kann man unmöglich in Alès simulieren», meint Dumas, «vor Ort werden wir erneut testen und innerhalb kürzester Zeit Anpassungen vornehmen, so das Energiemanagement oder die Aerodynamik.»

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.